Andreas und Claudia: Auf 14qm und mit viel Humor durch ganz Europa

Auf der ganzen Welt sind Reisende, wie wir, mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Sie suchen sich ihren Weg durch steiles Gelände, dem Strand entlang oder durch Grossstädte. Sie stossen an ihre Grenzen, erleben atemberaubendes und lernen dabei fürs Leben. In unserer Serie „Mit meinem Bett in…“ stellen wir dir in den kommenden Wochen immer Sonntags verschiedene Reisenomaden vor. Im achten Teil lassen wir heute Andreas und Claudia zu Wort kommen.

Persönlich 

Andreas und Claudia

Andreas und Claudia sind schon lange unterwegs.

Wir sind, laut Papieren, angeblich 52 und 50 Jahre alt. Ursprünglich kommen wir aus Wiesbaden, aber das ist schon 22 Jahre her. Zwischendurch lebten wir im Odenwald, in Frankreich und Rastatt, bevor wir zu Nomaden wurden. Im Moment befinden wir uns in Frankreich, genauer gesagt in Südfrankreich.

Der erste Beitrag unseres Blogs www.14qm.de stammt aus dem März 2013. Wir schrieben über die Restauration unseres Wohnmobils und die Auflösung unseres Haushaltes. Mittlerweile schreiben wir über unsere Reisen.


Das Fahrzeug 

Wohmobil

Ihrem Mercedes haben die Abenteurer keinen Namen gegeben. Das Fahrzeug heisst schlicht Wohnmobil.

Wir sind seit über 3 Jahren mit einem 31 Jahren alten Mercedes 608D mit Mabu-Kabine unterwegs. Zulässiges Gesamtgewicht 6,8 t, momentanes Gewicht etwa 5,6 t. Unglaubliche 85 PS aus 3,8 Liter Hubraum bewegen diese Fahrzeug mit Geschwindigkeiten zwischen 25 und 90 km/h, dafür konsumiert unser Mercedes im Schnitt 15 Liter.

Liegen geblieben sind wir bisher einmal, als eine Hydraulikleitung der Servopumpe platzte, aber nach zwei Stunden waren wir wieder unterwegs. Die Reparatur dauerte nur 30 Minuten, die restliche Zeit warteten wir darauf, das der Motorraum soweit abgekühlt war, das ich mir beim Arbeiten nicht die Finger verbrenne. Hat etwas gedauert bei 40 °C im Schatten.

Und dies ist der Vorzug unseres Basisfahrzeuges, unverwüstlich, einfache Technik, keine Elektronik und leicht zu reparieren. Die Ersatzteile bekommen wir auf der ganzen Welt, das Meiste sogar noch zu sehr moderaten Preisen bei Mercedes-Benz direkt.

Die Kabine ist ein Selbstausbau. Alle Möbel sind aus Massivholz, die Schranktüren eignen sich hervorragend zur Abwehr von Eindringlingen.

Ein paar Daten im Überblick
Frischwasser: 160 Liter
Abwasser: 160 Liter
Batterien: 320 AH
Solarleistung: 420 WP plus 90 Wp Faltpanel
Trenntoilette mit 47 Liter Urintank
Truma 14 Liter Gasboiler für heisses Wasser
Truma Gasheizung 90 Liter Gastank
Küche: Gasherd mit vier Flammen, handelsüblicher Kompressorkühlschrank
Keine Satellitenschüssel

 


Andreas und Claudia, ihr habt von uns einen Fragebogen erhalten, wo beantwortet ihr die Fragen?
Am Plage de Piémanson, am Rande der Camargue und auf einem Platz mitten in der Natur.

Habt ihr auch genug gutes Internet um uns eure Antworten zurückzusenden?
Wir nutzen in Frankreich eine SIM-Card von free, 100 GB für 19,99 €

Wir alle benötigen heute am liebsten 24-Stunden Internet, wie löst ihr auf Reisen dieses Problem?
Wir haben einen Router für LTE mit externen Antennen auf dem Dach und eine externe WLAN-Antenne mit Router.

Ist euer Reisemobil eine Internetfreie-Zone oder wird auch da gesurft?
Da wir im Wohnmobil leben, einen Blog und eine Facebook-Seite betreiben, würde das nicht funktionieren.

Wie würdet ihr das Innere eures Reisemobils beschreiben, ist es euer Zuhause, das Wohnzimmer, oder alles in einem?
Es ist unser Haus auf Rädern, unsere Villa mit häufig wechselnden Vorgärten.

Wohnmobil in der Wildnis

Ihr Fahrzeug bezeichnen die Reisenden auch als Villa.

Die Küche steht im Reisemobil meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, verratet ihr uns euer Lieblings-Camper-Rezept?
Spaghetti alla gricia und Couscous mit Zucchini, Auberginen, Tomaten und Feta.

Kocht ihr oft selbst?
Fast ausschliesslich, eines meiner Hobbys, Claudia ist für die Backgeschichten zuständig.

Wohnzimmer, Küche, Bad, alles auf wenigen Quadratmetern, warum reist ihr mit dem Camper und nicht mit dem Flugzeug oder mit dem Velo?
6 m lang, 2,30 m breit und wir haben alles dabei, was wir benötigen. Wir können stehen und leben, wo immer wir wollen, meistens zu mindestens. Das ist absolute Freiheit, Flexibilität und Ungebundenheit.

Camping wird oft auch mit Romantik in Verbindung gebracht, was waren bis an hin eure schönsten Erlebnisse?
Da gibt es mittlerweile so viele. Wir waren Nachts alleine am Strand auf Felsklippen und haben in der Ferne auf Marseille geschaut. Wir haben völlig alleine auf einer Lichtung im Wald gestanden und tagelang keinen Menschen gesehen oder nachts am Étang de Monro den Rufen der Flamingos gelauscht.

Freud und Leid liegen bekanntlich nahe beieinander, wo liegen die Probleme wenn man mit dem Camper unterwegs ist?
Wenn wir mal einen Stellplatz benutzen, nerven uns die Kuschelcamper. Also die Camper, die sich auf einem grossen und leeren Stellplatz dicht neben uns stellen. Wir drehen dann schon mal die Musik laut auf.

Wohnmobil

Auf einem Campingplatz trifft man Andreas und Claudia nur ganz selten an. Da nerven sie die “Kuschelcamper” besonders.

Auf welchen Gegenstand könnt ihr in eurem Camper auf keinen Fall verzichten?

Auf nichts, wir sind sehr minimalistisch ausgestattet. Wir misten unser Wohnmobil regelmässig aus und verhindern so, dass wir unnötige Dinge mit uns herumfahren.

Als Camper ist man immer auf der Suche nach der schönsten Route, von welcher Strecke schwärmt ihr bei jeder Camper-Unterhaltung?
Da haben wir mittlerweile viele Strecken, dann wird es auch nicht so langweilig.

Links oder Rechts, wer navigiert?
Beide, wir sind Slow-Traveller, fahren meist nach Karte. Claudia schaut in die Karte, ich auf die Schilder.

Und wer behält die Nerven wenn es der falsche Weg war?
Wozu aufregen, wir haben keine Termine und ausserdem gibt es keinen falschen Weg für uns, da wir selten ein konkretes Ziel haben.

Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst?
Sowohl das Fahrerhaus, als auch der Wohnraum sind mit leistungsfähiger Unterhaltungselektronik ausgestattet, ich glaube, dass beantwortet die Frage.

Wo übernachtet ihr lieber: Auf dem sicheren Campingplatz oder an einem wilden Ort?
Wir waren in über drei Jahren, zweimal auf einem Campingplatz, wir stehen am liebsten frei.

Küste mit Wohnmobil

Die schönsten Stellplätze findet man laut Andreas und Claudia definitiv in Frankreich.

Apropos Sicherheit, wie sichert ihr euch während der Nacht? Hattet ihr gar schon einmal Angst?
Die Türen des Fahrerhaus sind mit Riegeln gesichert, die Tür des Aufbaus kann mit einem Stahlseil gesichert werden. Die Fenster liegen zu hoch, um da ohne Hilfsmittel einsteigen zu können.
Einmal hat man versucht uns zu überfallen, wir haben die Deppen verjagt und unseren Film weiter geschaut.

Zur schönsten Strecke gehört auch der schönste Stellplatz, wo liegt dieser für euch und warum?
Der liegt in Frankreich, einsam am Strand des Mittelmeeres, mehr wird nicht verraten.

Was ist entscheidend, ob ihr eine oder mehrere Nächte an einem Ort bleibt?
Zum einen, ob noch genug Essen und Wein vorrätig ist und zum anderen, was wir in der Umgebung des Platzes alles unternehmen können.

Zum Campen gehört auch immer die Gemeinschaft, man tauscht sich aus. Welchen Kontakt lässt ihr auf keinen Fall mehr abbrechen?
Das ist das Willys Treffen in Enkirch, ansonsten haben wir einige wirklich gute Freunde mit denen wir uns teilweise unterwegs treffen. Ein befreundetes Paar kam uns im März besuchen und fuhr dafür extra 2500 Kilometer. Das ist Freundschaft.

Zusammenleben auf wenigen Quadratmetern, fliegen da auch einmal die Fetzen?
Nein, noch nie.

Oft ist es doch aber auch schön zusammen, oder? Was schätzt ihr am Reisen als Paar?
Wir zwei genügen uns und wir haben eine Menge Spass miteinander.

Mit dem Camper quer durch Australien, ein Traum vieler. Steckt in jedem von uns ein Camper oder braucht es dazu mehr?
Wir finden, dass mehr dazu gehört. Lust auf Natur und etwas Abenteuer. Offen sein für Neues. Wir fragen uns nach so manchem Gespräch schon öfters, warum manche Menschen überhaupt mit einem Camper unterwegs sind.

Abseits der Piste

Noch bis in den September widmen sich Andreas und Claudia Frankreich.

Damit auch der nächste Tank wieder gefüllt ist, braucht es Geld, womit finanziert ihr eure Reise, lebt ihr dauerhaft im Camper?
Wir leben im Camper und wir finanzieren das Leben durch unseren Blog und ich arbeite als Webdesigner und Programmierer.

Apropos Tank, wie viel habt ihr für die letzte Füllung bezahlt? (Literpreis/Land)
85 € bei einem Preis von 1,34 € in Salin-de-Giraud/Frankreich

Wohin geht eure Reise in den kommenden Monaten?
Wir bleiben bis Anfang September in Frankreich, dann geht es zum Willys Treffen in Enkirch an der Mosel und danach nach Griechenland.

Was meint ihr, kann man als Nomade auch wieder einmal sesshaft werden?
Ich denke schon, aber ich glaube zu mindestens uns würde es sehr schwer fallen.

Mit Andreas und Claudia an die entlegensten Ecken

Wir danken Andreas und Claudia für das spannende Interview und wünschen eine gute Weiterreise und stets genug Sprit im Tank. Die nächste Folge „Mit meinem Bett in…“ folgt am kommenden Sonntag mit Sabine und Andy, vom Blog www.off-the-maps.ch.