Ein Leben ohne Auto? Für mich keine Option
Mein erstes Auto war, vor etwas mehr als 10 Jahren, ein blauer Fiat Bravo. Zugegeben, er war nicht gerade zuverlässig, doch er tat seinen Dienst. Tag und Nacht war ich mit meinem Flitzer unterwegs, fuhr Freunde umher, düste mal schnell nach Deutschland oder einfach nur zur Arbeit. Es kam, wie es kommen musste und nach gut 3 Monaten war ich meinen Führerschein schon wieder los… zwar nur einen Monat, doch schon da fühlte ich mich in einer milde ausgedruckten Art: Amputiert oder um es noch klarer auszudrücken, meiner Freiheit beraubt.
Tag und Nacht unterwegs – die pure Freiheit
Nein, es war nicht mein Fiat, der mir in kurzer Zeit so ans Herz gewachsen war, sondern das Autofahren an sich. Es gibt nur einen Ausdruck, der es trifft, wenn man sich nach Herzenslust hinters Steuer setzen darf und der ist: FREIHEIT. Mit dem Führerschein änderte sich aber nicht nur meine Mobilität, sondern unsere ganze Art zu reisen.
Bis anhin fuhren wir Zug, nicht gerade unser bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Ja, man kommt wohl von A nach B wie man so schön sagt, weiter aber meist nicht mehr. Auch Steffi kaufte nur wenig später ihr erstes Auto, einen Opel Corsa GSI, weiss mit zwei Türen und mächtig Dampf unter der Haube (für einen Corsa). Das wichtigste Attribut des Corsas aber war seine enorme Zuverlässigkeit. Diese brauchten wir auch, denn jetzt mit dem Führerschein in der Tasche und ein wenige Kohle auf dem Konto war für uns klar: Wir müssen die Welt entdecken.
Der kleine Corsa machte mit uns in gut 2 Jahren, dann auch nicht weniger als 50’000 Kilometer. Eine richtig coole Zeit. Es verging kaum ein Wochenende oder Ferientag – wir befanden uns damals beide noch in der Ausbildung und hatten leider nur fünf Wochen Ferien im Jahr – den wir nicht hinter dem Steuer verbrachten. Mit dem kleinen weissen Flitzer ging es nach St.Tropez, Hamburg, Port Grimaud, Fehmarn, Amsterdam, Wien, Salzburg, Berlin und noch an viele viele weitere Orte in Europa, es war die Zeit, in der wir uns mit dem Reise-Virus infizierten und erfuhren, was Freiheit heisst.
Der schwere Abschied – tschüss Corsi
Unsere ersten beiden Autos hielten nicht lange. Bei meinem war es die Kupplung, die ihren Dienst verweigerte, bei Steffi blockierte gleich der ganze Motor. Auch wenn unsere ersten Schätze nur wenige hundert Franken gekostet haben, fiel der Abschied schwer. Wer erinnert sich nicht gerne zurück an sein erstes Auto. Als der Schmerz über den Verlust vorüber war, musste bei uns beiden rasch ein neues her – für ein bisschen mehr Geld. Statt mit dem Corsa, dürsten wir dann mit einem Golf V GTI durch die Gegend. Steffis Traumauto! Ich für meinen Teil verschliss noch ein paar weitere kostengünstige Fahrzeuge, mitunter einen VW Polo und zwei Fiat Punto. Jedes mal blutete mir beim Abscheid das Herz, doch es musste sein. Ich war jung und wollte desöfteren wieder einen neuen Untersatz, den ich immer mit dem Verkauf meiner alten Modelle zu finanzieren versuchte.
Plötzlich gar kein Auto mehr!
Kurz vor dem Start unserer Weltreise entledigten wir uns allen unseren fahrbaren Untersätzen. Für die letzten Tage in der Schweiz nutzten wir dann einen Toyota Corolla, der morgens noch knapp ansprang und fast auseinander fiel. Unsere Devise lautete: Hauptsache ein Auto. Den Corolla indes fuhren wir bis zum letzten Tag. Auf der Weltreise selbst fuhren wir nebst den Campern die verschiedensten Autos. In den USA beispielsweise einen Buick Regal, in Costa Rica einen Hyundai Accent, in babyblau wohlbemerkt. Wann immer es ging, mieteten wir ein Auto und düsten wohin wir wollten.
Wir werden Erwachsen
Nach unserer Rückkehr in die Schweiz standen wir ohne Auto da. Wie soll das nur gehen? Fragten wir uns schon auf dem Flug von London nach Zürich. Glücklicherweise stellte uns mein Vater zur Überbrückung gleich am ersten Tag einen Audi-Kombi zur Verfügung. Dank diesem waren wir vom ersten Tag an wieder mobil. Welch ein Glück. Natürlich aber war es unser erklärtes Ziel, mit dem ersten Geld, das wieder aufs Konto floss, ein eigenes Auto zu kaufen.
Gut 2 Monate später standen wir auf einem Occassions-Platz im Raum Zürich. Es sollte wieder ein Opel werden, dieses Mal ein Astra, schwarz mit vier Türen und grossem Kofferraum. Keine glänzenden Felgen, hoch wie ein Bus und auch keine Schweller an den Seiten, wohl ein Zeichen dafür, dass wir langsam Erwachsen werden… Bei diesem Autokauf waren uns tatsächlich ganz andere Dinge wichtig. Der Verbrauch etwa oder das Kofferraumvolumen. Ja, wir fragen uns sogar ob das Auto genug Platz bietet um darin zu schlafen. Schon da war uns klar, es geht schon bald wieder auf Reisen, raus in die Freiheit.
Spanien tut unserem “Asti” nicht besonders gut
Der “Asti”, ja wir geben allen Autos einen Namen, begleitet uns bis heute. Bald haben wir 100’000 Kilometer ohne Panne zurückgelegt. Während ich diesen Beitrag schreibe, steht er irgendwo in einer Seitenstrasse bei unserer Unterkunft. Umgeben von zerkratzten und verbeulten Kollegen, die ihn dann und wann anrempeln und Spuren hinterlassen – mehr über das “Kontakt-Parken” gibt es hier zu lesen. Nein, Spanien tut unserem Opel nicht besonders gut. Auch darum sind wir heute froh, uns nicht für einen “aufgepimpten Schlitten” entschieden zu haben. Denn trotz den Macken, die er nun hat, läuft er einwandfrei und fährt mit uns immer wieder in die Freiheit.
Was verbindet dich mit dem Auto?
Oder welches Fortbewegungsmittel ist für dich der Inbegriff von Freiheit? Es soll ja Menschen geben, die gar nicht gerne im Auto unterwegs sind… Wir freuen uns zu erfahren, womit du dich am liebsten fortbewegst und ob du auch ein Auto-Narr bist, wie wir zwei es sind.
Herzliche Grüsse
dein comewithus2-Team
Respekt! Viel Mühe mit dem Artikel gemacht!