360 Grad Ausblick auf Shkodër
Von Montenegro aus sind wir um den Lake Skrader gefahren, haben die Grenze zu Albanien passiert und sind nach kurzer Zeit in Shkodër angekommen. Die Stadt ist unglaublich lebhaft – ganz im Gegenteil zu Podgorica (Hauptstadt Montenegros), die wir ein paar Stunden zuvor besucht hatten. Wir sind in Albanien! Was sich seit der Grenze verändert hat, erfährst du in den folgenden Zeilen.
Die Vorurteile und was sie mit dir nach der Grenze machen
Wir kennen sie alle: Vorurteile! Wir waren noch nie in Albanien und trotzdem hatten wir ein ich nenne es mal besorgtes Gefühl bei der Einreise. Da reicht es dann auch schon, dass eine Stadt wie Shkodër wahnsinnig belebt ist, sich überall Menschen tummeln – in Geschäften, auf Gehwegen und natürlich auch auf der Strasse – und wir gefühlt die Blicke aller auf uns ziehen. Die Hinterhöfe sind schmuddelig, uns kommen Menschen auf Motorrädern entgegen, die nach gesundem Menschenverstand gar nicht mehr fahren dürften, und Mülltonnen werden von Hunden wie auch von Menschen nach verwertbaren Dingen durchsucht. Da brechen die ganzen Vorurteile von wegen das Land ist nicht sicher über dich ein, du willst nur noch weg, dir das Elend nicht mehr weiter anschauen, an dem du sowieso nichts ändern kannst. Bei uns im Fahrerhaus wurde es kurz laut, denn ich – Steffi – bestand weiterhin darauf, hier in diesem Ort zu bleiben.
Zu Fuss durch Shkodër – eine besondere Erkundungstour
Ich bin ein Sturkopf und wenn ich etwas will, dann kriege ich das auch. So sind wir wie geplant den Campingplatz Legjenda angefahren, haben Karl geparkt und machten uns zu Fuss auf ins Zentrum von Shkodër.
Am Wegesrand standen Aquarien und Plastikbecken, darin schwammen grosse dicke Fische, die auf Käufer und somit ihr Ende warteten. Nicht einmal einen Meter daran vorbei rasten die Autos, mal uralte Mercedes E190er, mal brandneue C- und S-Klassen. Geschätzt mindestens 70% aller Autos stammen aus dem Hause Mercedes. Die Strasse wird aber auch von Motorrädern benutzt, manche haben vorne grosse Ladeflächen, die mit allerlei Altmetall oder auch mal zwei oder drei jungen Männern beladen sind. Der Schlag Menschen hinter den Lenkern immer der gleiche: Roma. So dauerte es auch nicht lange, bis wir zwischen den Häusern auf die Hütten aus Wellblech und Plastik dieser Gruppe Menschen sahen.
Bald schon stieg uns ein seit längerer Zeit nicht mehr wahrgenommener Geruch in die Nase. Wenn wir so etwas riechen, haben wir unsere Beine nicht mehr länger unter Kontrolle. Nach ein paar Metern fanden wir uns hier:
Gegensätze: Arm und Reich
Uns belasten die Gegensätze, mit denen wir hier konfrontiert werden. Die Romas in ihren Behausungen gebaut aus Müll direkt neben “modernen” Wohnblocks und Geschäften. Mal fahren Pferde-Karren an uns vorbei, dann wieder die neuen Luxuskarossen. Menschen, die beladen mit Einkäufen aus einem Supermarkt kommen und dann wiederum andere, die nach etwas Brauchbarem in einem Abfall-Container suchen. Mit so viel offensichtlicher Armut wurden wir in den bisherigen Balkan-Ländern nicht konfrontiert, und es geht uns nahe!
Was Shkodër zu bieten hat: Die Burg Rozafa
Es ist enorm wichtig, wenn du an einem Ort bist, an dem du dich unwohl fühlst, anzukommen und durchzuatmen. So sind wir zu Fuss auf die Burg Rozafa, gelegen auf einem Hügel hinter Shkodër, spaziert. Vorbei wiederum an Hinterhöfen mit Hühnern und Hähnen, Katzen und Hunden. Oben angelangt tauchten wir in eine andere Welt ein. In der Burg war es total ruhig. Die Anlage ist gut erhalten und die Aussichten sind fantastisch. Von hier sehen wir die Grösse von Shkodër: Es ist riesig! Aber von hier haben wir auch den nötigen Abstand, um uns etwas Akklimatisieren zu können. Die Hektik im Zentrum des Ortes dringt nicht bis in die Festung hinauf, hier dominiert die Weitsicht. Von den Bergen, über den Lake Skradar, dem Fluss entlang und bis weit ins Landesinnere sehen wir von hier. Und die Erkundung des riesigen Geländes hilft uns, etwas zur Ruhe zu kommen. Komm mit auf einen Foto-Rundgang durch die Burg Rozafa:
Abendessen im wohl besten Lokal in Shkodër
Durch eine etwas unscheinbare Türe gelangen wir vom Areal des Campingplatzes direkt in den Garten des dazugehörigen Restaurants. Nur schon der Garten ist eine Pracht! Einzelne Tische sind in Nischen verteilt, üppiges Grün überall. Uns ist es Mitte März draussen aber noch zu kalt, so nehmen wir im Inneren Platz.
Zur Vorspeise bekommen wir einen grossen gemischten Salat serviert, zur Hauptspeise gibt es eine Albanische Spezialität sowie die beste Pizza im ganzen Balkan. Ein albanisches Bier sowie ein Glas Wein gehören wie eine Flasche Wasser ebenfalls zum Mahl, und ein Dessert in der Art eines Caramell-Köpfli rundet das Abendessen ab. Du willst wissen, was wir dafür bezahlen mussten? Umgerechnet CHF 12.- also rund 11 Euro! Albanien schockt uns mit seinen tiefen Preisen!
Lohnt sich ein Besuch in Shkodër?
Wenn du Zeit hast oder vom Süden her kommst: Ja! Tauche ein in die Stadt, werde Teil des wuseligen Treibens und besuche unbedingt die Burg. Der Ausblick von dort lohnt sich sehr und wenn du noch nicht am See warst, kannst du diesen natürlich auch von der Albanischen Seite aus besuchen.
Du wirst sehen, nach ein paar Stunden fühlt sich die Stadt auch gar nicht mehr so hektisch an. Pass – wie in jeder Stadt – auf deine Sachen auf und trage halt nichts provokativ zur Schau, du wirst auf grosse Armut treffen und da empfinden wir es nur als angemessen, unseren Reichtum diesen Leuten nicht unter die Nase zu reiben.
Von Shkodër führte uns unsere Reise nach Durrës – Kommst du mit in die Hafenstadt?
>> Alle Beiträge zu unserer Albanien Reise gibt es hier <<
Herzliche Grüsse
dein comewithus2-Team
Videos zur Einreise nach Albanien und Ankunft in Shkodër
Teil 1: Workaway in Montenegro, Abreise und Ankunft in Albanien
Teil 2: Rundgang durch Shkodër inklusive Besuch der Burg Rozafa
Hallo,
SUPER!!!
Habe Euch Beiden schon auf Eueren Griechenlandbericht geschrieben und da ich die Rückreise von Griechenland über Albanien (das fehlt mir nämlich auch noch in meinem Reiseleben) plane, passt das wie die berühmte Faust aufs Auge.
Schade, dass der Winter vor der Türe steht, sonst müsste ich sofort losfahren!
Aber im April geht es sicher los.
Viele Grüße aus Franken
Peter
Hallo Peter
Wir waren im 2017 im April in Griechenland, davor der Küste entlang von Kroatien bis Albanien und das war schon sehr angenehm von den Temperaturen. Bloss im Hinterland lag im März teilweise noch ordentlich Schnee. Ja, für diese Tour findest du auf unserem Blog ganz viele Informationen – und auf YouTube (http://www.youtube.com/comewithus2/) auch ganz viele bewegte Bilder dazu.
Herzliche Grüsse
Steffi