Warum es mir noch schwer fällt die Freiheit zu geniessen

Wir rennen ihr stets hinterher und haben immer viel zu wenig davon: Zeit. Für alles fehlt uns die Zeit. Für die Familie, für Freunde, für Hobbys. Am meisten aber fehlt uns die Zeit für uns selbst. Oder wann hast du dir das letzte Mal bewusst Zeit für dich selbst genommen? Hast etwas nur für dich gemacht oder eine Entscheidung nur für dich getroffen? Meist schnüren wir doch einen Kompromis; wenn ich das so mache, bleibt mir noch Zeit für das und dann vielleicht noch für das. Es ist der Blick auf die Uhr an der Wand, auf dem Handy oder am Handgelenk. Der Sekundenzeiger diktiert unser Leben, er gibt das Tempo vor.

Als ich vor gut 5 Monaten meine Unterschrift unter die Kündigung setzte, war ich der festen Überzeugung, den steten Gedanken an die fehlenden Zeit nun ablegen zu können. Beim Start unserer Reise im Januar wähnte ich mich gar in Freiheit. Dieser Gedanke an die nun gewonnene Freiheit ist aber trügerisch! Warum? Die gewonnene Freiheit gilt es erst einmal zu erkennen.

Verpflichtungen, Termine, Abmachungen sie geben unserem Leben eine Richtung. Sie sind die Leitplanken. Bleibt dann noch Zeit, nehmen wir sie uns für was auch immer, meist – seien wir ehrlich – um vor dem Fernseher zu sitzen oder durch die tiefen des Internets zu surfen. Zeit richtig zu nutzen fällt schwer. Nun bin ich genau in dieser Situation. Seit unserer Abreise habe ich keine Verpflichtungen mehr, keine Termine und schon gar keine Abmachungen, dazu ist das Internet eingeschränkt und einen Fernseher sucht man in unserem Camper vergebens. Ich kann meine Zeit also völlig frei einteilen und doch fällt es mir noch immer schwer, diese Freiheit zu geniessen.

Beobachte ich mich selbst, wird mir auch schnell klar warum. Die Geschwindigkeit des Lebens hat mich in den vergangenen Jahren geprägt. Daraus ist ein regelrechter Takt entstanden, diesen Takt nun einfach so abzulegen, fällt schwer. Ein kurzes Beispiel: Während ich diesen Text schreibe, für den es keinen Abgabetermin gibt, blicke ich in Montenegro auf ein Panorama, welches einem den Atem raubt. Während der Bauch sagt, jetzt geniesse doch einmal kurz den Moment, pocht der Kopf darauf den Text fertigzustellen und gleich das nächste Projekt in Angriff zu nehmen.

Hügel, See, Sonnenuntergang

Virpazar und seine Hügel – entspannend und wunderschön!

Ich bin mir sicher, in den kommenden Wochen werde ich es schaffen, mein Tempo weiter zu drosseln, ich weiss nur noch nicht genau wie. Vielleicht mit Yoga, mit einem Spaziergang am Morgen oder mit einem Gespräch über die gewonnene Freiheit – Zeit dazu hätte ich jetzt ja.

Auf meinem Bürotisch bei der Arbeit stand in den vergangenen vier Jahren ein kleines Blechschild, welches ich von einer guten Freundin in einer sehr stressigen Zeit geschenkt bekommen habe, darauf der eingängige Satz: “Nimm dir die Zeit und nicht das Leben!”. Ein weiser Spruch, den wir uns alle zu Herzen nehmen sollten. Wir haben nur ein Leben, nehmen wir uns also die Zeit.

Hast du genug Zeit für dich, für deine Familie und Freunde oder fehlt auch dir ab und an die Zeit? Ich freue mich über dein Feedback als Kommentar.

Herzliche Grüsse

dein comewithus2-Team