Skopje – moderner Prunk oder Kitsch?
Es sind nur gerade ein paar Tage vergangen, seit eine Gruppe Demonstranten gewaltsam ins Parlament von Skopje eindrangen und Politiker verletzten. Entsprechend machten auch wir uns viele Gedanken vor der Anreise in die Hauptstadt Mazedoniens. Im Land aber hörten wir so viele Stimmen, die ein Besuch Skopjes als bedenkenlos sahen, dass wir mit einem guten Gefühl in die Hauptstadt fuhren und uns dieses auch noch nach der Abreise begleitete.
Fortbewegung in Skopje: Bus, Taxi, zu Fuss
Der Kern von Skopje ist sehr überschaubar und problemlos zu Fuss machbar. Doch erst musst du dorthin gelangen. Wir übernachteten auf dem Campingplatz beim Hotel Bellevue und der liegt rund 11 Kilometer ausserhalb. Es fährt ein Bus in der Nähe und mit diesem gelangten wir ins Zentrum. Wie genau das mit dem Ticket wirklich funktioniert, wissen wir nicht. Wir fragten einen Mann, der wiederum klopfte beim Busfahrer an und löste uns Tickets. Das ist wohl nicht normal so und klappt nur, wenn du einen so netten Helfer findest, wie wir ihn hatten. Schlussendlich bezahlten wir 300 Denar und hatten zwei aufladbare Busfahrkarten.
Zurück sind wir übrigens mit dem Taxi – ein fürchterliches Gewitter mit starkem Regen überraschte uns. Bezahlt haben wir 350 Denar und somit kaum mehr als mit dem Bus, womit wir dir diese Reiseform empfehlen können. Es läuft auch ein Taxometer und somit ist alles korrekt und nachvollziehbar.
Einwohner: | rund 540’000 – grösste Stadt Mazedoniens |
Fläche: | 210 Quadratkilometer |
Religionen: | grösster Anteil Orthodoxes Christentum sowie Islam, es gibt aber auch einige Katholiken, Protestanten sowie Juden. |
Sprache: | Mazedonisch & Albanisch, aber auch Romani, Serbisch, Türkisch, Bosnisch… |
Sehenswürdigkeiten in Skopje – Fotospaziergang
Den Bus verliessen wir in der Nähe des Flusses Vardar und kamen als erstes an der Muttergotteskirche vorbei. Am Ort wo heute die orthodoxe Kirche steht, war bereits im Mittelalter ein Gotteshaus.
Es zog uns förmlich weiter dem Fluss entlang, denn da sahen wir Restaurants auf Schiffen und prunkvolle Brücken mit wahren Palästen dahinter.
Skopje 2014 – was ist das?
Die Bauten sind Teil des Projektes Skopje 2014, welches im In- sowie Ausland für viel Aufregung und Missfallen gesorgt hat. Verschiedene Gebäude, Monumente und Kirchen wurden mit Steuergeldern erbaut – die Muslime im Land kritisieren, dass Kirchen mit ihren Steuern erbaut wurden, während Moscheen privat finanziert werden müssen; die imposante Alexander-Statue sorgte wiederum in Griechenland für Unmut und auf dem Triumphbogen wurden auch Albanische Staatsteile als Mazedonische abgebildet. Dazu kommt, dass aus den kalkulierten 80 Millionen Euro über 200 wurden und das Ergebnis gerne mal als Disneyland Mazedoniens oder historischer Kitsch betitelt wird. Grob gesagt: Skopje 2014 ist ein riesiger Flop!
Die Gebäude und Brücken sind imposant anzuschauen, doch irgendwie kommt in uns das Gefühl von Kitsch auf. Dieser ganze Prunk hat nichts mit historischen Gebäuden und der Kultur von Skopje oder Mazedonien zu tun. Für uns sehen sie wie Kopien aus der Römerzeit aus, die aber keinen solchen Hintergrund haben. Natürlich sind sie gepflegt (sind ja auch noch nicht alt) und eindrücklich, doch in unseren Augen keine Sehenswürdigkeit – ausser vielleicht, du interessierst dich für neue Architektur.
Alexander des Grossen Reiterstatue
Ein grosser Platz tut sich vor unseren Augen auf. Ein paar Roma-Kinder spielen mit dem Wasserkunstwerk, sie sind klatschnass und quietschen vor Freude. Dahinter auf seinem 22 Meter hohen Sockel reitet Alexander der Grosse, darunter sind wasserspeiende Löwen, die damit den Kriegern an der Säule Angst einjagen. Wiederum zu viel Kitsch für uns, obwohl das ganze ja schon schön anzuschauen ist.
Mutter Theresa wurde in Skopje geboren – Gedenkstätte
Wusstest du, dass Mutter Theresa hier in Skopje geboren wurde? Am 26. August 1910 wurde sie in Skopje – dazumal Osmanisches Reich mit dem Namen Üsküb – geboren. Ihr wurde in der Stadt eine lebensgrosse Statue und ein Museum gewidmet. Du findest es in der Mazedonien Strasse in der Fussgängerzone.
Über die Steinbrücke auf den Vardar
Noch immer ist die alte im 15. Jahrhundert gebaute Steinbrücke – wobei es davor hier schon eine andere Brücke gab – eine häufig benutzte Möglichkeit, den Vardar mit trockenen Füssen zu überqueren. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und schmückt auch das Wappen von Skopje.
An beiden Enden der Steinbrücke befinden sich zahlreiche Statuen und Monumente von Skopje 2014. Die Brücke an sich stellt zum modernen Prunk einen regelrechten Kontrast dar.
Perfekte Sicht über Skopje aus der Festung Kale
Etwas erhöht über der Stadt thront die Festung Kale. Die Mauern sind noch gut erhalten, innerhalb ist vieles eingestürzt und sind mehrheitlich nur noch Ruinen zu besichtigen. Der Eintritt ist frei und du kommst gut auch zu Fuss hin. Wir spazierten der Festungsmauer entlang und konnten den bereits zurückgelegten Weg durch die Stadt nachvollziehen. Doch wir sahen auch Unheil auf uns zukommen, der Himmel verdunkelte sich rapide und schon bald sollten erste vereinzelte Tropfen auf uns hinunter prasseln.
Der alte Bazar
Schon fast hätten wir nicht mehr daran geglaubt, aber Skopje bietet nebst der Festung Kale ja wirklich noch etwas Altes und Echtes. Ein Spaziergang durch den Bazar ist eindrücklich, die Gassen sind gesäumt von kleinen Geschäften, die Verkäufer stehen an der Eingangstüre und begrüssen Besucher. Leider ist unser Aufenthalt hier nur von kurzer Dauer, die schwarzen Wolken beschliessen, sich nun zu entleeren und wir schaffen es gerade noch so unter eine Markise, bevor die Himmelsschleusen sind richtig öffnen.
Unser Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Skopje?
Das ist nun eine schwierige Frage, die wir aus zwei verschiedenen Winkeln betrachten möchten. Wenn du sowieso durch Mazedonien reist, würden wir dir schon empfehlen, einen Tag in Skopje zu verbringen. Ein Tag reicht dann aber auch. Die Stadt zeigt nochmal schön auf, dass im Land viel für die Fassade gemacht wird, wie es dahinter aussieht, ist zweitrangig.
Suchst du aber ein spannendes Ziel für einen Wochenend-Trip, ist Skopje unserer Meinung nach der falsche Ort.
Du siehst, wir sind nicht vollends überzeugt von Skopje und da ist echte Berichte wichtiger sind, als alles mit «es war so toll» zu betiteln, sagen wir dir hier auch mal ziemlich klar: Skopje bietet nicht besonders viel und erst recht nichts besonders Spannendes für «normale» Touristen.
Herzliche Grüsse aus der Stadt des Prunks
Dein comewithus2-Team
Hallo. Bis zu einem gewissen Grad habt ihr Recht – die meisten beeindruckenden Bauwerke in Skopje haben keinen historischen Hintergrund und wirken kitschig. Aber für mich als Fototourist gab es unzählige Motive und man glaubt sich fast nach Athen versetzt. Dazu orthodoxe Kirchen und Moscheen. Super ist die nächtliche Beleuchtung mit Klassikmusik auf dem Hauptplatz. Ich war 4 Tage auf Städtereise dort und war positiv überrascht. Empfehlen kann ich auch eine Seilbahnfahrt zum Millenium Cross wobei man bequem mit dem Bus zur Talstation kommt. Ich habe die Städtereise nicht bereut.
Skopje kann beeindruckend sein und bietet was die Architektur angeht einiges. Es hat einfach nichts mit dem Land an sich zu tun und kaum ausserhalb, ist von dem Prunk nichts mehr übrig. Die Menschen gehen ins Ausland zum Arbeiten, weil es praktisch keine Industrie und somit keine Arbeitsplätze gibt – das wäre ein viel wichtigeres Thema um Millionen reinzustecken, anstelle in der Hauptstadt heile Welt vorzuspielen…
Vielleicht haette der Autor/ die Autorin des Textes anmerken sollen, dass der Grossteil der Stadt und vorallem die historischen Gebaeude (die hier ja so sehr vermisst wurden) im Jahre 1963 durch ein Erdbeben komplett zerstoert wurden und eine neu erbaute Altstadt durch Naturgewalten verursacht wurde und nicht durch unbegabte Stadtplaner.
Ich finde es ausserdem schade eine Stadt nur durch seine Architektur zu bewerten. Skopje ist sicherlich nicht mit Paris und London vergleichbar, bietet jedoch weitaus mehr als nur “Kitsch” und nachgebaute antike Skulpturen, sondern auch eine einzigartige Kueche, die von verschiedensten mediterranen, anatolischen und Balkaneinfluessen gepraegt wurde. Nicht zu vergessen die besondere Herzlichkeit der Bevoelkerung.
Der Bericht ist leider zu Flach! Skopje ist eine tolle Stadt mit tollen Menschen verschiedener Kulturen und Religionen. Skopje ist so gross und hat so verschiedene Stadtteile das man diese keineswegs in ein-zwei Tage kennenlernen kann.
Tolle Menschen, tolles Essen, günstig und viele Sehenswürdigkeiten wie das Millenium Kreuz wurden hier nicht genannt, schade das so eine schöne Stadt so Oberflächlich bewertet wurde!