Ein Mädchentraum geht für mich in Erfüllung: Wildpferde in Bosnien und Herzegowina
Wildpferde – ein Symbol von Freiheit, Wildnis und Natur. Diese anmutigen Wesen in Freiheit beobachten zu können, die Ruhe um sie herum zu spüren, da ist nichts ausser dem Schnauben der Pferde, etwas Hufgetrampel und ein feiner Wind in deren Mähne. Und das soll ich erleben dürfen? Wildpferde beobachten in Bosnien-Herzegowina, ein Land, von dem ich so gar nichts erwartet habe (bitte entschuldigt, aber es ist die Wahrheit vor meinem Besuch). Ja! Genau so ist es, wir werden die Wildpferde in den Bergen um Mostar suchen gehen. Wir sind Lui & ich mit lokaler Verstärkung durch Mirjana, ihrem Sohn Luka sowie ihrem Vater, der als einziger eine gemeinsame Sprache wie wir spricht: Französisch.
Autofahrt ins Gebirge bei Mostar
Wir parken unseren Camper in der Einfahrt von Mirjanas Haus und steigen mit der Familie in deren Renault Scenic ein. Ein kurzer Stopp beim Bäcker, etwas Hilfe, um die Pferde anzulocken, nur wenige Minuten später sind wir schon umgeben von Hügeln und Bergen. Ich sitze vorne und suche mit Adleraugen die Umgebung ab. Weit in der Ferne sehe ich einen weissen und zwei braune Punkte, Pferde! Aber eine riesige Schlucht trennt uns, wir fahren zu, immer weiter hinein in die Berge.
Buschland, Steine und Pferdeäpfel – aber kein Tier zu sehen
An Goranci vorbei geht es auf schmaleren Strassen weiter, hierhin hätten wir ohne lokale Hilfe niemals gefunden! Nur noch im Schritttempo sind wir unterwegs, Lui und ich scannen die Umgebung, während der Vater über die Region, den Krieg und sein Leben erzählt. Als wir bei einem Denkmal für die gefallenen Soldaten aus allen Ländern (im Bau) ankommen, steigen wir aus und gehen zu Fuss weiter. Hier ist ein Wasserloch, das von den Pferden als Trinkstelle genutzt wird. Normalerweise würden sie die Pferde immer hier irgendwo antreffen – heute sind nur ein paar Haufen und Hufabdrücke zu sehen. Als der Vater meint, sonst hätte es unten im Dorf einen Hof, der Pferde und Reitausflüge anbiete, da könnten wir sie sonst streicheln gehen, wird mir fast schlecht – aber, ich will doch die freilebenden Pferde sehen…
Bitte lass sie uns doch finden…
Wir fahren zurück, halten bei einer Abzweigung nochmals, denn der Vater will uns etwas über die durch Türken erbaute Kirche mitten im Nirgendwo erzählen. Noch schnell über den Hügel schauen – da steht etwas! Das ist kein Baum, zu gross für eine Ziege: Ja! Wir haben die Wildpferde gefunden. Jetzt vorsichtig etwas näher gehen, langsam… Da noch eins! Und jetzt sehen sie auch uns. Eine Sekunde verharren wir alle, dann traben die Tiere los! Das unglaubliche ist jetzt aber, sie laufen nicht vor uns davon – im Gegenteil. Sie kommen zu uns!
Wir finden die Wildpferde – oder finden sie uns?
Na wenn das keine Überraschung ist! Ja, wir wurden schon informiert, dass die Tiere oft sehr nahe kommen, weil sie speziell über den Winter von Menschen zusätzlich gefüttert werden, aber dass sie auf uns zugerannt kommen, lässt uns sprachlos dastehen und staunen.
Stuten mit Fohlen und andere mit kugelrunden Bäuchen und auch ein Hengst kommen an und wollen sehen, was die Menschen da machen. Ich bin im siebten Himmel! Mirjana holt das Brot aus dem Auto und fängt mit Luka und ihrem Vater an die Pferde zu füttern. Die werden dadurch natürlich ganz schön aufdringlich und stürmisch, ich beobachte das Geschehen etwas abseits und habe die Fohlen im Auge, die sich nicht ganz so nah heran trauen. Auch der Hengst bleibt auf Abstand und fängt schon bald mit einem der Knirpse an zu spielen.
Pferde-Schönheit zum Anfassen
Eine freche Stute hat es mir dann besonders angetan, noch mit vollem Mund kommt sie an und bettelt nun bei mir. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie viel Kraft so ein Pferd hat und will auch nicht Bekanntschaft mit ihren Zähnen machen. Sie rückt mir aber so auf die Pelle, dass ich einfach die Hand ausstrecke und sie schnuppern lasse.
Soll ich sie streicheln obwohl sie sofort die Ohren anlegt, wenn ich ihre Nüstern berühre? Langsam, gut auf die Mimik achten und den Körper im Blick behalten. Ohren sind wieder flach – kein gutes Zeichen – aber ich strecke meinen Arm weiter und erreiche die Stirn. Atmen nicht vergessen und langsam mit Kraulen beginnen. Die Ohren kommen wieder nach vorne und Madame braunes Stütchen geniesst es. Mit den Minuten werde ich mutiger und kraule auch mal hinter den Ohren – sehr gut – und am Hals – ausgezeichnet! An ihre Seite darf ich nicht, nur schon ein kleiner Schritt von mir und sie dreht sich wieder frontal zu mir – dass nenn ich mal Reaktion auf meine Körpersprache!
Bin in 3 Tagen wieder abholbereit
Meine Welt umschliesst nur noch mich und die Pferde, alles andere könnte im Nichts versinken, ich bekäme davon nichts mehr mit. So ist es Lui, der mich von meiner Wolke holt indem er sagt: “Ich glaube, die wollen langsam zurück.” Was? Aber, aber, aber ich kann doch jetzt hier nicht weg! Ich schau mich um und erkenne die Zeichen nur zu deutlich, unsere Begleiter wollen wirklich zurück und ich will kein unhöflicher Gast sein. Somit muss ich Abschied nehmen. Eins ist sicher: Diesen Tag vergesse ich mein ganzes Leben lang nicht mehr! Hier und heute habe ich das erste Mal Wildpferde gesehen, hier in Bosnien-Herzegowina und nur rund 45 Fahrminuten weg von Mostar. Diese Leute haben mir einen Mädchentraum erfüllt – ganz zu Schweigen von unserer lieben Freundin in der Schweiz, die das alles eingefädelt hat und uns damit überhaupt erst darauf gebracht hat, dass es Wildpferde in Bosnien-Herzegowina gibt.
Danke an alle, die mir diesen Mädchentraum ermöglichten
Aus tiefstem Herzen vielen vielen Dank Sandra, ganz herzlichen Dank Mirjana und ihrer Familie und Danke Lui, dass du mitgekommen bist.
Fahre von Mostar nach Goranci, durch den Ort und dann links halten. Wenn du die kleine Steinkirche in der Senke siehst, da waren wir! Die Abzweigung nach Links bringt dich zum Denkmal und Wasserloch.
Wenn Fragen sind, einfach bei uns melden.
Seit ich klein bin, ziehen mich Tiere magisch an. Ich liebe es in das warme Fell eines Tieres zu greifen, zu kraulen, wo sie es besonders gerne mögen oder auch mal einen feuchten Kuss zu bekommen. Zu den Pferden fühlte ich mich schon immer besonders stark hingezogen, so wundert es kaum, dass ich seit Kindesalter reite. Auf unseren Reisen bleiben wir treu dem Motto: “Sieh so viele Tiere, wie du in freier Wildbahn mit eigenen Möglichkeiten sehen kannst!” Also keine Zoobesuche, keine Wal- und Delfin-Bootstouren und kein Zirkus, sondern nur wir und wie dieses Mal mit Unterstützung von lokalen Bewohnern. Und gerade deshalb ist für mich diese Begegnung das grösste Geschenk überhaupt.
Na ihr Pferdefreunde da draussen, wer träumt auch von so einem Erlebnis bzw. wer hat selber schon Pferde in freier Wildnis gesehen? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Pferdige Grüsse
euere Pferdenärrin Steffi
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Hey Steffi,
toller Bericht über die Wildpferden! Ich liebe es Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Das war bestimmt ein großartiger Tag bei den Pferden, schöne Fotos! Braucht man eigentlich einen Geländewagen oder kann man da mit einem normalen Auto hin?
Liebe Grüße
Kristin
Liebe Kristin
Danke für deine Nachricht. Es war wirklich ein fantastisches Ereignis! Und da kommt man auch mit einem normalen Auto gut hin. Bloss mit unserem Camper wäre es etwas eng geworden 🙂
Liebe Grüsse
Steffi
Hallo Steffi,
Dein Bericht macht uns neugierig, wir möchten unserer Tochter gern die Wildpferde zeigen,
gibt es in der Nähe einen Campingplatz, wo wir unseren Wohnwagen abstellen können?
Liebe Grüße
René
Hallo René
Oh Pferdefreunde 🙂 In Mostar selber gibt es leider keinen Campingplatz, wir übernachteten auf dem Camp Mali Wimbledon in Blagaj. Es war der einzige geöffnete im Februar, aber er ist auch ganz nett und wird von der dort lebenden Familie geführt. Mit dem Auto seid ihr dann in nicht einmal einer Stunde in den Bergen um Mostar und könnt auf Wildpferde-Suche gehen 🙂
Herzliche Grüsse
Steffi
Hallo Steffi, wir haben das Camp Green Park Mostar angesteuert und werden morgen Eurer Beschreibung folgen und unser Glück versuchen. Sind gestern schon im Biokovo Naturpark in Kroatien fündig geworden und haben 3 Familien, 2 davon mit Fohlen gefunden. Die Pferde dort werden wahrscheinlich von Touristen gefüttert, so dass die 3 köpfige Herde ohne Fohlen direkt aufdringlich wurde und die Köpfe ins Auto steckten. Eine Stute mit Fohlen war sehr zutraulich, ließ sich streicheln und begleitete uns zurück zum Auto, dadurch lockte sie uns vom Fohlen weg, an das wir uns eh nie ran getraut hätten. Ein total tolles Erlebnis.
Hallo ihr Lieben
Schön von euch zu hören! Ich wünsche euch für morgen viel Glück beim Suchen und vielleicht geht es euch etwas wie uns und die Pferde finden euch, bevor ihr sie findet. Auch die dort oben werden von den Bewohnern – speziell über den Winter – gefüttert.
Geniesst das schöne Bosnien-Herzegowina.
Liebe Grüsse aus der Slowakei
Steffi