Über eine Treppe vom Bergdorf Agerola in die alte Seerepublik Amalfi

Amalfi von vorne

Die Stadt Amalfi ist berühmt durch den Dom aus dem Jahre 937 und eines der wichtigsten Touristenzentren Süditaliens.

Sucht man im Internet nach Bildern der Amalfiküste, wähnt man sich eher auf einer Südsee-Insel. Farbenfrohe Häuschen, idyllische Buchten und ein tiefblaues Meer so zeigt sich die Küste. Ist es da wirklich so schön, fragten wir uns bei der Routenplanung ein paar Wochen zuvor? Auch die Nachfrage bei Italienischen Freunden brachte keine eindeutige Erkenntnis, sie schwärmten von einem der schönsten Orte auf der Welt, doch kann man einem Einheimischen, der über sein Land erzählt, wirklich trauen, schmunzelten wir uns leise zu. Es gibt so oder so nur einen Weg um herauszufinden, wie schön ein Land, eine Gegend oder eine Stadt wirklich ist, man fährt hin und macht sich ein Bild.

Die schlimmste Autofahrt meines Lebens!

Zugegeben, diesen Teil meines Berichts würde ich dir lieber ersparen. Doch es führt wirklich kein Weg daran vorbei, wir müssen jetzt zusammen diesen Berg hoch! Von Pozzuoli, dem heissen Pflaster von Neapel (Reisebericht hier) sind es eigentlich nur gerade 80 Kilometer bis nach Agerola. Unser Navigationssystem hat uns diesen Weg aber zur Hölle gemacht und uns kurz vor Pompei ab der Autobahn mitten ins Chaos gelotst. Rund 1.5 Stunden irrten wir durch dir wuselige Stadt, versanken dabei samt dem Camper fast in den Meter breiten Schlaglöchern. Dank Steffi, die auf dem Beifahrersitz auch in dieser Situation die Nerven behielt, haben wir glücklicherweise unbeschadet aus dem Chaos herausgefunden – dachten wir… Als die 25’000 Einwohner Stadt im Rückspiegel langsam kleiner wurde, wähnten wir uns im Glück, jetzt muss sie doch gleich kommen, die Amalfiküste. Weit gefehlt, im Schleichgang ging es die SS336 den Hügel hinauf. Unser Camper ächzte, auch der hatte nach dieser Irrfahrt langsam genug. Doch wir schafften es. Resultat: Viele gebrauchte Nerven und ein loser Fahrersitz. Unser Tipp an dieser Stelle: Verlasse in Pompei auf keinen Fall die Autobahn!

Die Amalfiküste zu unseren Füssen

Aussichtspunkt

Der im Text beschriebene Aussichtspunkt in Agerola von wo aus man direkt auf die Amalfiküste blicken kann.

In Agerola angekommen, ging es für uns direkt auf den Campingplatz Beata Solitudo mitten im Ort. Kaum standen wir in der Einfahrt kam uns auch schon Paolo mit seinem Fahrrad entgegen. Der Besitzer des kleinen Campingplatzes mit Bed and Breakfast fackelte nicht lange und wies uns einen Platz zu. Naja, im besten Licht zeigte sich der Platz nicht gerade, was aber gut an der Jahreszeit liegen kann. Wer interessiert sich zu dieser Jahreszeit schon für Agerola oder die Amalfiküste? Nach seiner Siesta, die auch im Winter nicht fehlen darf, klärte uns Paolo unter Beobachtung seiner Hunde und Katzen über den Ort und die Möglichkeiten auf, ja er schwärmte regelrecht, irgendetwas muss diese Amalfiküste also schon können, schoss es uns sogleich durch den Kopf. Nach einer kurzen Rast, hielt uns nichts mehr länger auf dem Campingplatz. Mit grossen Schritten machten wir uns auf zum Dorfrand. Es waren nur gut 5 Minuten zu Fuss, doch es war wie ein Weg in eine andere Welt. Schnell war die Irrfahrt und der Stress der Fahrt vergessen. Die Amalfiküste, 650 Höhenmeter weiter unten, lag uns sprichwörtlich zu Füssen.

Lokaler Käse und ein friedliches Dorfleben

Agerola ist eine Gemeinde mit 7673 Einwohnern und Teil der Bergkommune Comunità Montana Monti Lattari – Penisola Sorrentina. Bekannt ist das, wie wir fälschlich dachten verschlafene Agerola für seine Milchprodukte, vor allem für seinen Käse! Warum wir Anfangs dachten, die 7500 Seelen-Gemeinde sei verschlafen? Na, wir kamen mitten in der Siesta an. Alle Läden waren geschlossen, kaum ein Mensch war anzutreffen. Ein paar Stunden später zeigte sich das Bergdorf von einer ganz anderen Seite. Auf dem Dorfplatz herrschte plötzlich Leben, die Betreiber der kleinen Geschäfte boten frisches Gemüse und Obst feil. Wir konnten nicht widerstehen und deckten uns gleich für das Nachtessen ein. Dabei gingen wir auch einem Tipp von Paolo nach, der uns ein Spezialitätengeschäft für Käse empfahl. Asche auf unser Haupt, wir haben den Namen des Geschäftes und den Namen des Käses vergessen… Paolo kann dir aber weiterhelfen und gibt den Tipp gerne weiter. Der Käse, dem Mozzarella sehr ähnlich, schmeckte uns auf jeden Fall vorzüglich. Nach dem stressigen Tag ging es für uns früh zu Bett, ich für meinen Teil träumte schon da von der Amalfiküste. Was uns morgen wohl erwartet…?

Von Agerola nach Amalfi der einsame Weg im Hinterland der Küste

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als uns die ersten Strahlen durch die Dachluke unseres Campers  weckten. Der perfekte Tag für eine Wanderung. Mit der Kamera unter dem Arm und dem Plan von Paolo in der Hand traten wir vor den Camper und machten uns sogleich auf den Weg.

Aussicht Amalfiküste

Auf dem Weg von Agerola nach Amalfi hat man einen atemberaubenden Blick über die ganze Küste.

Vom Dorfzentrum aus folgten wir der via A. Coppola Richtung Küste bis zu einer Verzweigung. Leicht rechts führt ein Weg nach oben zum Aussichtspunkt, den wir schon am Vortag aufsuchten und von wo aus man auf die Amalfiküste schaut. Zurück bei der Abzweigung schlagen wir den Weg nach rechts auf die Via Miramare ein. Nur wenige Meter weiter taucht die Pizzeria “Leonardo” auf. Da beginnt sie auf der linken Seite, die schmale Treppe nach Amalfi. Der Weg ist übrigens hier und auf der ganzen Strecke immer wieder mit einer weiss-roten Markierung gekennzeichnet. Verlaufen ausgeschlossen. Hier kannst du unsere gelaufene Strecke anschauen, ein paar Weghinweise und Tipps sind ebenfalls hinterlegt.

Auf dem Weg nach Amalfi wanderten wir auf einem schmalen Pfad, übrigens ein alter Maultierweg, abwechselnd durch Wald und offenes Gelände und genossen dabei eine wunderbare Aussicht auf die Berge und das Meer. Die Treppenstufen zählten wir irgendwann nicht mehr, zu sehr waren wir mit geniessen beschäftigt. Geht es aber nach Paolo, so sind es gegen die 2000 Stufen bis man die Hauptstrasse erreicht. Unterwegs schliesst man Bekanntschaft mit Hund und Katz, schlendert gemütlich durch verschlafene Örtchen und vorbei an Zitronen- und Orangenbäumen. Diese Gegend muss der viel beschriebene Himmel auf Erden sein. Hier lassen wir besser die Bilder sprechen.

Amalfiküste mit Strasse

Die Amalfiküste gilt als eines der schönsten Wandergebiete Italiens – ein Paradies auf Erden.

Nach gut 1.5 Stunden und müden Beinen vom Treppensteigen erreicht man Amalfi, den Namensgeber der Amalfiküste. Gut 632 Höhenmeter hat man dabei überwunden – Muskelkater garantiert.

Amalfi von oben

Amalfi – freundlich und einladend am Hügel.

Weg der Götter
Der zu Recht berühmteste Wanderweg an der Amalfiküste sei der “Sentiero dei Dei”, der “Weg der Götter”, schwärmte uns Paolo vor. Er beginnt in Agerola und führt für etwa zwei Stunden mit spektakulärer Aussicht über die gesamte Küste durch eine einsame Felslandschaft hoch über dem Meer. Anschliessend steigt man nach Positano ab. Streckenweise sei der Pfad recht schmal; wie auf manchen anderen Amalfi-Wegen müsse man absolut trittsicher (aber nicht unbedingt schwindelfrei) sein. Diesen Weg werden wir bei unserem nächsten Besuch an der Amalfiküste sicherlich nachholen. Sucht man im Internet nach dem “Weg der Götter” finden sich viele Informationen.

Amalfi – die Stadt am Hügel

Sonnenuntergang über Amalfi

Nicht verpassen solltest du den Sonnenuntergang.

Auf dem Domplatz schlägt das Herz des pulsierenden Küstenortes Amalfi mit kleinen Geschäften und netten Cafés. Besonders sehenswert ist der Dom von Amalfi, laut vielen Berichten eine der schönsten Basiliken der Amalfiküste. Über eine majestätische Freitreppe gelangt man über 62 Stufen zu dem im Jahr 937 erbauten prächtigen Dom St. Andrea von Amalfi mit Kreuzgang und Museum. Der Dom ist übrigens dem Heiligen Andreas, dem Schutzheiligen von Amalfi, geweiht. Am Hafen von Amalfi befindet sich die Piazza Flavio Gioia. Sie erstreckt sich nach einer Seite zum Meer, wo noch Zeugnisse der Arsenale della Repubblica, der amalfitanischen Flotte zu sehen sind. Als die älteste Seerepublik Italiens war Amalfi indes ein wichtiger Handelspunkt des Mittelmeers. Besonders schön ist die Hafeneinfahrt nach Amalfi. Am Kai, von wo aus man perfekte Fotos von der Stadt schiessen kann, fahren die Schiffe zur Insel Capri, nach Positano und Salerno ab.

Gewaltiger Sonnenuntergang an der Amalfiküste

Nach der Wandung und den Eindrücken der wunderschönen Stadt lassen wir den Tag am Strand ausklingen, bevor es mit dem Bus der gleich im Zentrum fährt, zurück nach Agerola geht. Die Amalfiküste und Amalfi selbst sind tatsächlich so schön, wie alle sagen. Jetzt schwärmen wir auch – vor allem aber von der atemberaubenden Treppen-Wanderung.

Sonne über Amalfi

Das letzte Licht, bevor die Sonne ganz verschwindet.

Lust auf noch mehr Bilder? Dann schau dir unser Video zu der Wanderung nach Amalfi an und staune wie wir, was die Bewohner mit Maultieren noch heute erledigen:

Warst du auch schon in Amalfi? Mit dem Bus oder über die Treppe? Schreib uns deine Erfahrung als Kommentar.

Grüsse mit Muskelkater

dein comewithus2-Team