Geheimtipps in Norditalien? Da kennt man doch schon alles! Wetten nicht? Wir haben uns zwei Wochen lang dem Norden Italiens angenommen und dabei die drei Regionen Ligurien, Piemont und das Aostatal kennengelernt. Und vermutlich stolperst du bereits über einen Regionennamen, oder kanntest du das Aostatal schon? Zugegeben, an der Küste in Ligurien können wir nicht mit Geheimtipps aufwarten, unsere fünf Tipps verstecken sich im Piemont sowie im Aostatal. Lust auf eine Entdeckungsreise bekommen? Los geht’s!

Tal Valsavarenche – mit Dry Canyoning

Valsavawo? Das Aostatal ganz im Norden von Italien, angrenzend an die Schweiz sowie Frankreich liegt mitten in den Alpen und hat entsprechend mehrere Täler. Eines davon heisst Valsavarenche. Es liegt im Gran Paradiso Nationalpark und ist eine Sackgasse – aber eine sehr schöne und spannende Sackgasse. Der Camping Gran Paradiso Dr. Franco Caviglia lockt mit Kanada-Feeling. Jeder sucht sich seine Lücke im Nadelwald oder auf einer Wiese. Manchmal kommen Gämsen und andere Wildtiere bis auf den Campingplatz, um zu grasen oder nach Essensresten zu suchen. Wir haben sogar Morcheln direkt neben unserem Stellplatz entdeckt. Einzelne Feuerstellen laden ein, den Abend mit Lagerfeuer-Romantik zu verbringen.

Tagsüber steht Wandern, Klettern, Mountainbiken auf dem Programm – oder eine ganz eigene Aktivität, die es nicht an vielen Orten gibt. Die Dry Canyoning Tour startet direkt am Eingang des Campingplatzes und führt in die wenige hundert Meter entfernte Schlucht. Tief unten bahnt sich der Fluss seinen Weg und normalerweise springt man beim Canyoning da auch einfach mal rein. Aber hier heisst es ja Dry – also trockenes – Canyoning. Stahlseile und Griffe sind an den Felswänden befestigt. Mit voller Klettermontur geht es in die Schlucht hinab. Sind die Sicherungen eingehängt, geht es los. Den Felsen entlang, über wacklige Brücken und auch mal Etappen an der Rolle überfliegend (Ziplining). Ein Adrenalinkick der Extraklasse.

Morcheln gefunden auf dem Camping Gran Paradiso Dr. Franco Caviglia

Camping Gran Paradiso Dr. Franco Caviglia

Wandern im Aostatal – Valsavarenche

Steinböcke am Wegesrand im Valsavarenche

Einzigartiger Pass: Colle del Nivolet

Eigentlich sollte er das Aostatal mit dem Piemont verbinden, doch der fast zur selben Zeit gegründete Nationalpark Gran Paradiso hat dies auf Seite des Aostatals verhindert. So führt diese einzigartige Passstrasse nur auf der Südseite vom Piemont aus auf die Passhöhe und endet dort an einem wunderschönen Stausee, an dem man auch frei übernachten kann.

Trotz der Sackgasse und der damit verbundenen identischen Strecke zurück lohnt sich die Fahrt den Colle del Nivolet hinauf. Kurvenreiche Serpentinen führen den Berg hinauf. Die Strasse ist teilweise ganz schön eng und Kreuzen ist nicht überall problemlos möglich. Idealerweise fährt man also morgens hinauf, dann hat es noch nicht so viel Gegenverkehr. Die Aussichten schon von unterwegs ins Tal hinunter sind phänomenal. Vorbei kommt man an hübschen Örtchen, an mehreren Stauseen, Wäldern und offenen Weideflächen. Kleine Wasserfälle mit teilweise spektakulären Höhen zeigen sich an den Felswänden rund ums Tal. Je höher man kommt, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, Murmeltiere zu sehen. Die putzigen kleinen Racker haben vermutlich einen Grossteil des Berges mit ihren Gängen unterhöhlt und grasen tagsüber gerne nahe ihren Bauten. Auch Füchse, Gämsen, Steinböcke und andere Wildtiere leben hier.

Verschiedene Wanderrouten führen Besucher durch die beeindruckende Berglandschaft und lassen einen so die atemberaubende Szenerie noch besser erleben.

Der Pass hat relativ lange Wintersperre und ist selbst im Juni teilweise noch nicht vollständig befahrbar.

Parkplatz an einem der Stauseen am Colle del Nivolet

Murmeltiere überall – manchmal auch unter dem Wohnmobil auf Parkplätzen.

Wintersperre selbst im Juni – Schnee ohne Ende am Colle del Nivolet

Traumhafte Passstrasse am Colle del Nivolet.

Flüsse, Wasserfälle, Stauseen – die einzigartige Landschaft des Colle del Nivolet

Turin hat weit mehr als Industrie!

Über Jahre sind wir an Turin einfach nur vorbeigefahren. Industriestadt, Thema erledigt. Nun haben wir sie einmal besucht und waren sowas von positiv überrascht. Industrie? Weit ausserhalb ja aber das Stadtzentrum ist einfach nur wunderschön und absolut sehenswert.

Ein perfekter Ausgangspunkt ist der Camping Grinto etwas ausserhalb des Zentrums. In einer ruhiger Oase steht man hier und ist doch in Griffnähe zur Stadtmitte. Entweder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder viel schöner per Fahrrad kommt man ins Zentrum. Der Radweg führt direkt dem Po entlang auf eigenen Fahrrad- und teilweise Fussgängerwegen. Die Strecke führt mitten durchs Grün und kommt auch am grossen Stadtpark vorbei. Niemals würde man denken, in einer Grossstadt zu sein. Rudern ist in Turin beliebt, genauso wie die Plätze in den Cafés und Biergärten am Po entlang. Im Zentrum angelangt dann typisch Italienischer Charme. Monumentale Bauten, leicht chaotischer Verkehr, viele einladende Cafés, Einkaufsstrassen teilweise in überdachten Passagen, kleine und grössere Märkte, viele Traditionen, die es zu erleben gilt und natürlich prachtvolle Paläste sowie Regierungsgebäude. Es gibt sogar ein Apéro-Viertel – das San Salvario, welches speziell am frühen Abend zum Leben erwacht. Diverse Bars bieten dann kleine ausgewählte Häppchen zu den Getränken an. Auch hier sind die Plätze sehr beliebt und frühes Erscheinen oder besser noch Reservieren ist absolut zu empfehlen.

Warum waren wir nicht schon früher in Turin?

Turin – Besichtigung des königlichen Palastes

Hauptplatz in Turin vor dem königlichen Palast

Merenda Reale – typische Nachmittags-Verpflegung

Radweg dem Po entlang – mitten in Turin

Camping Grinto – Ruheoase in Turin

Oasi Zegna samt Panoramastrasse

Der Modedesigner Zegna hat kurzerhand in der Oasi Zegna auch den Wald verschönert. Hunderte wenn nicht sogar tausende Rhododendron-Büsche wurden auf einer Waldlichtung gepflanzt und sorgen seit Jahren speziell im Frühling und Frühsommer für ein Farbenmeer zwischen den Bäumen. Lila, Rosa, Apricot, Weiss und alle Farbnuancen dazwischen bereichern die unterschiedlichen Grüntöne des Waldes. Ein Labyrinth an Spazierwegen führt durch die Kernzone, doch mittlerweile sind die Büsche im ganzen weitläufigen Wald verteilt. Ein toller Ort für alle Blumenfans.

An der Oasi Zegna führt auch die Zegna Panoramastrasse vorbei. Folgt man ihr, führt sie weiter den Berg hinauf, bis man spektakuläre Ausblicke beidseitig des Bergkammes hat. Ist die Fernsicht perfekt, kann man wohl bis Mailand sehen. Aber schon die nähere Umgebung lohnt sich der Aussicht wegen her zu fahren. Rastplätze ermöglichen das Parken und Erkunden zu Fuss. Natürlich kann man auch hier verschiedenen Wanderrouten folgen.

Spazierwege mitten durch den Rhododendron-Wald

Rhododendron-Büsche im Wald in der Oasi Zegna

Panorama-Strasse Zegna führt durch die Berge

Zegna Panoramastrasse – bei guter Sicht Blick bis Mailand

Wandervergnügen im Tal von Cogne

Ein letzter Tipp ist das Tal von Cogne ebenfalls im Aostatal und gelegen im Nationalpark Gran Paradiso. Auch hier heisst der schönste Campingplatz Camping Gran Paradiso, daher aufgepasst bei der Navigation. Landet man im Tal Valsavarenche anstelle Cogne sind das mal schnell 2-3 Stunden Fahrt Umweg.

Hier fügen sich die Wiesen-Parzellen idyllisch an die bergige Lage der Natur an. Unten fliesst der Fluss durch, ringsherum stehen die mächtigen Berge. Wildtiere wie Gämsen kommen auch hier gerne zum Grasen auf das Campingplatzgelände. Man ist Teil der Natur. Wanderwege können direkt am Campingplatz gestartet werden. Es gibt auch ein kleines Örtchen, wo man essen gehen kann. Oder man fährt ein paar Minuten zurück nach Cogne. In der Stadt kann man nett durch die hübschen Gassen schlendern, gut Essen gehen und auch die regionalen Spezialitäten kaufen. Ein weiterer Abzweiger bei Cogne führt einen nach Lillaz, wo man zu einem Wasserfall oder einem See wandern kann.

Auch dieses Tal ist eine Sackgasse und auch hier lohnt sich der Weg absolut. Man ist der Natur so nahe, erlebt ein Italien, dass nicht überlaufen ist. Ein wahrer Geheimtipp für alle Bergfreunde, denen das Südtirol längst zu voll geworden ist.

Der Wasserfall von Lillaz im Aostatal

Wanderspass ohne Ende im Tal von Cogne, Aostatal

Toller Übernachtungsplatz im naturnahen Camping Gran Paradiso

Fluss am Campingplatz Gran Paradiso vorbei

 

Das waren sie, unsere fünf Geheimtipps im Norden Italiens. Und, war auch einer oder vielleicht sogar mehrere dabei, die du noch nicht gekannt hast? Also wir wissen bereits jetzt, dass wir dieser Region noch so einige Besuche abstatten werden.

Herzliche Grüsse

Steffi & Lui