8 Tage Italien mit dem Camper – unbekannter Norden Emilia-Romagna

Italien und Camping, das passt einfach. Wir haben in Norditalien mit der Emilia eine Region entdeckt, die noch ein echter Geheimtipp ist und dazu gar nicht weit weg. Wohnmobil-Stellplätze in fast jedem Ort, wunderschöne historische Städte, ein reiches kulturelles Angebot und richtig leckere Spezialitäten. Die perfekte Region in Italien, für einen einwöchigen Roadtrip mit dem Wohnmobil. Komm mit in die Emilia.

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Ein Camper-Roadtrip durch Norditalien – Piacenza, Parma und Reggio Emilia

Diese Reise ist in Zusammenarbeit mit Visit Emilia entstanden.  


Liebst du gutes Essen? Siehst du dir gerne historische Stadtzentren an? Und suchst du nach Inspiration für deine nächste Wohnmobil-Reise? Dann bist du hier genau richtig. Wir waren eine Woche lang im Norden Italiens mit unserem Campervan unterwegs und verraten dir hier die schönsten Sehenswürdigkeiten, die spannendsten Kulturveranstaltungen und nicht nur wo du besonders gut Essen gehen kannst, sondern auch, wo du die Produktionsstätten von den italienischen Spezialitäten selber besuchen kannst.

Wenn du weniger lesen und mehr schauen möchtest, hier ist unser Video zu dieser Reise:

Ein Roadtrip mit dem Camper durch Norditalien: Unsere 8-tägige Rundreise zum Nachfahren

Auf der Karte findest du unsere Route durch die Regionen Piacenza, Parma sowie Reggio Emilia samt allen Orten, die wir besucht haben. Ebenfalls sind alle Stellplätze, wo wir mit unserem Campervan übernachtet haben, eingezeichnet.

Italien-Campingtrip – Tag 1: Anreise und Piacenza

Wir starten in Piacenza. Die Stadt liegt nur rund eine Stunde von Mailand weg im Norden von Italien und ist der perfekte Ausgangsort für den Campingroadtrip. Fussläufig zum Zentrum der Altstadt von Piacenza liegt das Area Sosta Camper – ein Wohnmobil-Stellplatz mit Ver- und Entsorgung sowie auf Wunsch mit Stromversorgung. In weniger als 5 Minuten sind wir schon auf der Piazza dei Cavalli mitten im Zentrum. Zum Einstieg in unseren Camping-Roadtrip durch Norditalien gönnen wir uns einen leckeren Aperitivo auf der Dachterrasse des La Terrazza del Roma, von wo aus wir den Sonnenuntergang über den Dächern von Piacenza bestaunen können. Danach geht es nur ein paar Etagen tiefer zum Essen ins Ristorante del Ducato. Als Vorspeise teilen wir uns eine Zusammenstellung von Salame, Coppa sowie Pancetta. Beim Hauptgang wählen wir beide Tortelli – gefüllte Pastataschen einmal mit Spinat-Ricotta und einmal mit Kürbis-Ziegenkäse. Einfach nur lecker! Dazu trinken wir den regionalen Wein Gutturnio. Die Mandeltorte Sbrisolona mit Mascarponecreme teilen wir uns wieder.

Aperitivo Italiano Dachterrasse Piacenza Ausblick Apero

Ein leckerer Aperitivo hoch über den Dächern von Piacenza im La Terrazza del Roma

Nach so viel gutem Essen spazieren wir zurück zum Wohnmobil-Stellplatz von Piacenza und schlafen sogleich ein.

Italien-Campingtrip – Tag 2: Piacenza bis Bobbio

Piacenza haben wir gestern zwar von oben gesehen, doch vom Zentrum selber noch nicht viel. Das wollen wir nun ändern und starten mit einem Besuch in der Touristen-Information. Mit Karte und Tipps bewaffnet, schlendern wir nun durch die Gassen. Kommen am Dom vorbei, geniessen ein kleines Frühstück in einem Café und finden weitere spannende Ecken in Piacenza. Besonders gut gefallen uns auch die verschiedenen Ausstellungen im Palazzo Farnese. Nebst einer weitläufigen Kunstausstellung kann eine archäologische Ausgrabungsstätte sowie das Kutschenmuseum besichtigt werden.

Piacenza Wohnmobil Tour Italien Tipps Sehenswürdigkeiten Palazzo Farnese

Der Palazzo Farnese in Piacenza überzeugt mit gleich drei Ausstellungen.

Gegen Mittag verlassen wir Piacenza und folgen dem Fluss Trebia hinein in sein gleichnamiges Tal. Wunderschön schmiegt sich der Fluss durch die hügelige Landschaft und die Strasse führt mittendurch. Ein wirklich schöner Anblick. Vereinzelt tauchen kleine Orte am Wegesrand auf. Unser Ziel ist Bobbio, das zum Verbund “I borghi più belli d’Italia” – den schönsten Dörfern Italiens gehört. Auch hier parken wir auf dem Area Sosta Camper – dem offiziellen Wohnmobil-Stellplatz von Bobbio. Der nur wenige Fussminuten ausserhalb des Zentrums direkt am Fluss liegt. Das Areal ist gross und bietet bestimmt fünfzig oder mehr Campern Platz. Bei der Einfahrt löst man ein Ticket, das man vor der Ausfahrt am Automaten bar bezahlen muss. Stromanschlüsse sind reichlich vorhanden und werden mittels Münzen freigeschalten. Auch eine Ver- und Entsorgungsstelle ist vorhanden.

In Bobbio widmen wir uns dem guten Essen. Denn als wir durch die Einkaufsstrasse des wirklich hübschen Ortes spazieren, entdecken wir ein Spezialitätengeschäft am anderen. Steinpilze sind gerade im Überfluss vorhanden – frisch, getrocknet oder eingelegt. Von der Decke hängen Salame und Coppa, in der Theke wartet Prosciutto di Parma, bis er hauchdünn geschnitten wird oder wie wäre es mit eingemachten Schnecken? Diese Geschäfte sind wahre Wundertüten und wir können nicht widerstehen und füllen unseren Rucksack. Abends bereiten wir uns damit ein schmackhaftes 3-Gänge-Menu zu mit gemischter Käse- und Fleischplatte als Vorspeise, Nudeln aus Paniermehl mit Tomatensauce und Parmesankäse als Hauptgang und zum Dessert gibt es Mandelkuchen mit selbst gemachter Vanillesahne. Lecker!

Italienische Spezialitäten kaufen kochen Camper Roadtrip

Abends einfach am Camper leckere italienische Spezialitäten zum 3-Gänge-Menu verarbeiten.

Italien-Campingtrip – Tag 3: Bobbio bis Castell’Arquato

Nach einer ruhigen Nacht auf dem Wohnmobil-Stellplatz in Bobbio macht Lui morgens noch eine Wanderung über die Steinbogenbrücke und auf der anderen Flussseite zurück zum Stellplatz. Leider verläuft die Strecke meist entlang einer Strasse, weshalb wir die Route so nicht empfehlen können. Ein Spaziergang über die berühmte Brücke und auf dem gleichen Weg zurück ist die geeignetere Strecke.

Bobbio Steinere Brücke zu Fuss,

Blick auf Bobbio über die steinerne Brücke bis in die Hügellandschaft dahinter.

Nach dem Mittag nutzen wir die Ver- und Entsorgungsstelle des Stellplatzes in Bobbio noch, bevor wir weiterfahren. Praktisch am Stellplatz ist, dass man ab der Einfahrt für 24 Stunden bezahlt, so konnten wir noch bis nach dem Mittag für den selben Tarif hier bleiben. Als nächstes Ziel geben wir Castell’Arquato ins Navi ein. Auch hier gibt es ein Area Sosta Camper, also einen offiziellen Wohnmobil-Stellplatz in Castell’Arquato, der sogar kostenlos ist. Dafür gibt es keine Entsorgungsstelle, nur einen Wasserhahn sowie öffentliche Toiletten. Der Platz liegt etwas oberhalb des Zentrums und bietet eine fantastische Aussicht. Zu Fuss spazieren wir über die kopfstein gepflasterte Strasse ins Herz von Castell’Arquato, das ebenfalls zu den “I borghi più belli d’Italia” den schönsten Dörfern Italiens gehört. Schnell wird uns klar, weshalb. Bezaubernde steinerne Häuser säumen die Gassen, hübsch verziert mit Blumen und Farbakzenten. Die Burg – Rocca Viscontea – war einst eine wichtige Militärfestung mit durchdachten Sicherungssystemen. Heute kann man noch immer den Wachturm besteigen und auf dem Weg hinauf die Ausstellungen in den verschiedenen Räumen besichtigen. Von ganz oben sieht man weit ins Ardatal und ist auf Augenhöhe mit dem Uhrturm der Kirche.

Nach der Erkundungstour durch Castell’Arquato wollen wir uns heute Abend dem Wein widmen. Viele Spezialitäten konnten wir ja schon probieren und nun folgt der Wein. Nur drei Minuten von unserem Übernachtungsplatz entfernt hat die Winzergemeinschaft Res Uvae ihren Sitz. Sie bieten auch Weindegustation an und zu genau so einer haben wir uns angemeldet. Wir werden herzlich empfangen und der Tisch ist bereits gedeckt. Erst erzählen die Zwei etwas über die Region, ihre Rebberge sowie das Weingut, dass sie im Jahr 2017 übernommen haben. So schön und gepflegt wie es uns heute empfangen hat, sei es vor sechs Jahren noch nicht gewesen. Speziell an der Region Emilia ist, das hier Weine produziert werden, die natürliche Kohlensäure enthalten. In Frankreich verpönt, haben die Winzer hier die Herstellung perfektioniert. Weisswein, Rose und der Rotwein – sie alle gibt es auch Frizzante, also eben sprudelnd. Das darf man sich aber nicht wie Champagner vorstellen, bei dem die Kohlensäure zugesetzt ist, sondern viel dezenter. Etwa wie selber gemischte Apfelschorle. Ein leichtes Prickeln läuft über die Zunge, doch die Kohlensäure stösst nicht auf. Es ist ein ganz anderes Trinkerlebnis und wirkt schnell leichter, obwohl der Rotwein auch seine 13% hat und alles andere als leicht ist. In Italien werden offiziell zwei Rotweine Frizzante hergestellt. Der bekanntere Lambrusco sowie der Gutturnio, zweiter stammt aus der Region Piacenza, wo wir gerade sind. Durch fünf Weine probieren wir uns und bekommen dazu natürlich Salame, Coppa, Prosciutto di Parma sowie Parmigiano Reggiano gereicht. Ein Genuss auf höchstem Niveau. Unser Weinkeller im Campervan füllen wir bei der Gelegenheit auch gleich auf.

Italien-Campingtrip – Tag 4: Castell’Arquato bis Parma

Nach dem feucht fröhlichen Abend gestern sind wir direkt ins Bett gefallen – ganz ohne Abendessen. Entsprechend hungrig sind wir heute Morgen. Also suchen wir uns eine Bäckerei mit Café raus und werden beim Casa del Pane in Castell’Arquato fündig. Dort erwartet uns eine grosse Auswahl an Süssgebäck, verschiedene Brötchen und auch gefüllte Sandwichs. Die Entscheidung fällt auf zweierlei Süsses, ein Olivenbaquette gefüllt mit Coppa, einen frisch gepressten Orangensaft und eine kalte Schokolade. Alles schmeckt einfach wieder so gut. Die Italiener wissen einfach, was man Gästen – uns sich selber – serviert.

Frühstück Italien Camper Roadtrip Castell'Arquato

Einfach lecker: Olivenbaguette mit Coppa zum Frühstück

Heute wollen wir bis Parma fahren, haben an der Strecke aber noch ein paar Sehenswürdigkeiten eingetragen. Beispielsweise ein Kloster, ein Dom sowie eine hübsche Stadt. In Parma checken wir auf dem offiziellen Wohnmobil-Stellplatz ein, der vollen Service bietet. Ver- und Entsorgung, Strom, Informationen zur Stadt inklusive Busticket-Verkauf, Duschen, Toiletten – alles was das Camperherz begehrt. Der Platz ist nur mit einer Schallschutzwand von der Autobahn getrennt, weshalb man den Verkehr natürlich hört. Uns stört das nicht. Gleich neben dem Platz ist ein Lidl, was durchaus auch praktisch sein kann. Wir kommen in Ruhe an und machen uns erst etwas später auf ins Zentrum, denn das wird heute ein langer – und spannender – Abend.

Alljährlich findet in Parma das Verdi Festival statt und wir sind während unseres Campingroadtrips genau in dieser Zeit in Parma. Also haben wir uns zwei Tickets für die Oper “Il Trovatore” im Teatro Regio di Parma gebucht. Da die Veranstaltung gute drei Stunden dauern wird, gehen wir erst Abendessen, bevor wir uns auf ins Theater machen. Vorab haben wir abgeklärt, ob man da in Abendgarderobe erscheinen muss und haben glücklicherweise erfahren, dass “casual” reicht. Glück gehabt, denn Abendkleind und Smoking fahren wir im Camper nun wirklich nicht mit. Für mich – Steffi – ist es die erste Oper und ich bin sehr auf das Ambiente im Theater gespannt.

Zugegeben, wir beide sind keine grossen Fans von klassischer Musik. Und doch wollen wir uns die Oper ansehen, denn nur schon das Innere des Theaters ist den Besuch wert. Vom Gesang verstehen wir so gut wie nichts, die Texte sind zwar Italienisch aber das Vokabular sehr ausgefallen. Gut, dass oberhalb der Bühne der Text in Italienisch sowie Englisch angezeigt wird. So ist es mir möglich, dem Stück wirklich folgen zu können und die Geschichte zu verstehen. Ich bin fasziniert ab der Akustik, denn die Sänger nutzen keinerlei Tonverstärker. Der durchdachte Bau des Theaters zusammen mit ihren kräftigen Stimmen reichen aus, um den Gesang zu hören. Lui hängt nach der Pause ab, ihm gefällt zwar auch das Ambiente, doch die Vorstellung dauert ihm zu lange. Als Schlussfazit sind wir uns aber einig, der Besuch war wirklich klasse und wir sind glücklich, diesen Abend so erlebt zu haben.

Italien-Campingtrip – Tag 5: Parma bis Torrechiara

Da wir von Parma selber noch nicht viel gesehen haben, machen wir uns erneut auf ins Zentrum. Der Bus bringt uns wie gestern Abend schon bequem ins Zentrum, wo wir um 10.30 Uhr eine Stadtführung starten. Treffpunkt ist bei der Touristeninformation und die Tour soll uns in nur einer Stunde die wichtigsten Orte von Parma näherbringen. Wie sich allerdings herausstellt, wurden die Englische sowie die Italienische Tour zusammengenommen und unsere Stadtführerin erklärt abwechselnd in jeder Sprache, wo wir gerade sind und was wir sehen. Das dauert natürlich viel länger und als sie dann auch noch wirklich tief in die Geschichte einsteigt und sämtliche wichtige Familien und Zeitpunkte der Stadt in der Vergangenheit aufzählt, entscheiden wir uns, die Tour abzubrechen und lieber selber etwas von der Stadt zu sehen. So kommen wir in den Dom, der uns mit seinen Wandmalereien verzaubert. Besonders gut gefallen hat uns die Besichtigung des Palazzo della Pilotta. Im Gebäude sind gleich drei Ausstellungen untergebracht: Die National-Galerie von Parma, das Archäologische sowie das Bodoni Museum. Als wir durch das hölzerne Teatro Farnese gehen, bleiben wir sprachlos stehen, so gigantisch ist die Architektur. Und auch die Palatina Bibliothek ist einfach nur bezaubernd.

Dom Parma von Innen Wandmalereien Camping

Die wunderschönen Wandmalereien im Dom von Parma

Am späteren Nachmittag verlassen wir Parma und fahren nach Torrechiara, das nicht weit südlich von Parma liegt. Das Dorf ist sehr klein, hat aber einen grossen Parkplatz, wo man im Camper übernachten darf. Dort parken wir und wandern hoch zur Burg, dem Wahrzeichen von Torrechiara. Leider haben wir die Öffnungszeiten verpasst, denn weil die Burg in Privatbesitz ist, sind die Zutrittszeiten recht eingeschränkt. Doch auch von aussen ist die Burg einfach nur prächtig anzuschauen.

Torrechiara Burg Wohnmobil Stellplatz

Wunderschön thront die Burg von Torrechiara hoch über dem Ort.

Praktischerweise parken wir direkt neben dem Restaurant Mulino di Torrechiara. Abends gehen wir durch die Eingangstür und finden uns in einem richtig urigen typischen Lokal wieder. Es ist Liebe auf den ersten Blick also setzen wir uns gleich an einen Tisch und werden von der Kellnerin herzlich begrüsst. Sie empfiehlt uns eine Vorspeisenplatte mit verschiedenen Fleischspezialitäten, die mit den “torta fritta” serviert werden – die hier traditionellen frittierten Brötchen. Dazu sollen wir ihren Hauswein probieren. Es ist wie für die Region typisch ein Rotwein mit Kohlensäure. Wir bestellen wie empfohlen und können uns gar nicht entscheiden, was nun am besten schmeckt. Zum Hauptgang gibt es Fleischroulade mit Parmaschinken und als Nachtisch probieren wir Halbgefrorenes sowie Viererlei Mini-Kuchen. Als wäre der Abend nach diesem wohlschmeckenden Essen noch nicht perfekt, schnappt sich der Wirt seine Gitarre und singt mehrere Lieder. Italien, wir lieben dich!

Italien-Campingtrip – Tag 5: Via Parmaschinken-Produktion bis Agriturismo La Razza

Nachdem wir die letzten Tage so oft Parmaschinken essen konnten, wollen wir nun sehen, wie er eigentlich hergestellt wird. Dafür fahren wir nicht in eine Stadt, sondern weit aufs Land hinaus und in die hügelige Landschaft des Apennin hinein, um die Salumificio Conti zu besuchen. Seit 1968 produzieren sie hier weit ab von der nächsten Stadt den edlen Schinken. Touren durch die Produktion bieten sie mittlerweile täglich um 11 Uhr in Englischer Sprache an. Eine Anmeldung unter www.contiprosciutti.it ist empfehlenswert. Unter der Woche wird man durch den laufenden Betrieb geführt, am Wochenende haben die Arbeiter frei und die Tour ist etwas entspannter, dafür sieht man die Arbeitsschritte nicht live. Die Führung ist unglaublich spannend. Wir lernen, was es mit dem Hinter- und Vorderschinken auf sich hat und was es braucht, damit das Schweinebein nach mindestens 16 Monate das einzig wahre Brandzeichen erhält und nun als Prosciutto di Parma DOP verkauft werden darf.

Noch typischer als Parmaschinken ist in der italienischen Küche nur noch die Pasta selber. Und genau die wollen wir heute Nachmittag zusammen mit Stefania selber herstellen. Selbst für mich als leidenschaftliche Köchin ist das eine Premiere, habe ich doch den Aufwand bislang immer gescheut. Mal sehen, ob es sich den lohnt, auch mal selber Nudeln zu machen oder ob die Fertigen geschmacklich mithalten können. Stefania zeigt uns als erstes ihr uraltes aber sehr gepflegtes Haus, bevor wir uns in ihrer Küche die Schürze umbinden.

Auf 100g Mehl kommt 1 Ei. Aber nicht irgend ein Ei, sondern ein Ei, das speziell für Pasta ist. Ich veräpple euch nicht, Eier mit solcher Bezeichnung kann man in italienischen Supermärkten wirklich kaufen! Die haben die richtige Grösse und der Dotter hat das perfekte Gelb, damit die Pasta am Ende nicht zu bleich wird. Noch immer staunend beginne ich Mehl, Eier und Salz zu einem Teig zu kneten. Den lassen wir 20 Minuten ruhen, bevor er mittels Nudelmaschine dünn ausgewallt wird. Wir machen Tagliatelle und weil Stefania noch etwas Füllung übrig hat, auch Tortelli. Allerdings stellen wir die Pasta nur her, gekocht wird heute Abend bei uns im Campervan. Falls du auch Lust auf einen Kochkurs hast, so kannst du den direkt bei Stefania buchen. Üblicherweise wird auch eine Sauce dazu gekocht und bei ihr vor Ort gegessen.

Abends fahren wir auf den Agriturismo Betrieb La Razza, die nebst Hotel auch einen Wohnmobil-Stellplatz betreiben. Hier erwartet uns der volle Service mit Ver- und Entsorgung, Stromanschluss, Duschen, Toiletten, Einkaufsladen an der Strasse vorne und sogar ein Pool, der Mitte Oktober wegen des warmen Herbstes sogar noch geöffnet ist. Ein traumhaftschöner Platz umgeben von Weinbergen. Und genau hier kochen wir uns unsere selbst hergestellte Pasta. Ich schwenke die Tortelli nach dem Kochen nur in Butter, bevor wir probieren. So etwas gutes habe ich selbst im Restaurant noch nie gegessen. So pur, der Teig schlicht perfekt und die Füllung genau richtig gewürzt. Als zweiter Gang folgen die Tagliatelle mit einer Tomatensauce aus dem Spezialitätengeschäft vom La Razza. Und wow, auch die sind so lecker. Mit Sicherheit werde ich in Zukunft öfter mal Pasta selber machen. Vielleicht brauche ich sogar so eine Teigmaschine im Camper… Habt ihr mir vielleicht eine Kaufempfehlung?

Italien-Campingtrip – Tag 6: Via Aceto Balsamico bis Agricamper Italia

Eigentlich wollten wir mit den Fahrrädern zu Venturini Baldini fahren, zum Glück haben wir uns dagegen entschieden. Der Grund war, dass die Temperaturen schon wieder die 30 Grad Marke erreichen werden und zum Anderen, da wir auf der Strasse hätten fahren müssen ohne Radweg. Warum wir uns aber gerade so freuen, unseren Camper dabei zu haben ist, dass das Anwesen, auf dem Venturini Baldini daheim ist, einfach unglaublich schön ist und uns geradezu auffordert, Bilder von uns und unserem Camper zu machen.

Venturini i Baldini Allee Italien Camper

Bereits die Einfahrt auf das Anwesen von Venturini Baldini ist wunderschön.

Auf dem Anwesen gedeihen nicht nur die Trauben für die edlen Weine. Aus dem Most der Lambrusco-Trauben wird in der Acetaia auch Aceto Balsamico Traditionale hergestellt und diesem schwarzen Gold widmen wir uns heute. Fast jede italienische Familie hat im Dachstock eine oder mehrere Batterien an Eichenfässern stehen. Auch Stefania hat uns ihre bei sich Zuhause gezeigt. Je eine für ihre zwei Töchter, eine für ihren Mann, eine Batterie für sie selber und dann noch eine für den Hund sowie das Pferd. Nun wollen wir wissen, was es damit auf sich hat und machen bei Venturini Baldini eine Führung. Zusammen mit einer Mitarbeiterin gehen wir in den Dachstock und staunen, ab den rund 30 Batterien, die hier oben stehen. Reiner Lambrusco-Traubenmost, der schonend erhitzt wurde, komme jedes Jahr ins grösste Fass. Davor hat man einen Teil vom Inhalt ins zweitgrösste Fass gegeben, von dort ins nächst kleinere und so weiter. Im kleinsten Fässchen, der Königin, lagert der älteste Schatz. Erst nach zwölf Jahren und bestandener Kontrolle darf er sich Aceto Balsamico Traditionale nennen. Eine wahre Rarität, denn im Supermarkt kriegt man den so nicht zu kaufen. Dort werden Essig und Zucker beigemischt, um einen ähnlichen Geschmack aber mit viel weniger Reifezeit zu erzeugen. Als wir zum Ende hin probieren dürfen, explodieren unsere Geschmacksnerven. Süss und gleichzeitig eine milde Säure, schön fruchtig und unglaublich cremig. 12-Jährig kosten 100ml 55 Euro, 20-jährig schon 75 Euro und 25-jährig 125 Euro. Klar, dass man dieses schwarze Gold nicht mehr in die Salatsauce gibt, sondern zum Beispiel mit Parmesankäse oder als Nuance auf einer Eiscreme isst. So bleibt der Genuss etwas ganz spezielles. Bereits sehr gut aber nicht ganz so teuer ist der 8-jährige Aceto Balsamico (ohne Traditionale). Von diesem fährt nun auch ein Fläschchen mit uns mit.

Acetaia Venturini Baldini Aceto Balsamico Traditionale Wohnmobil Italien

Spannend, lehrreich und lecker – die Führung durch die Acetaia di Canossa von Venturini Baldini.

Die Nacht verbringen wir auf einem Agricamper Italia Betrieb. Das ist eine Vereinigung für Camperreisende, bei der man einen Jahresbeitrag bezahlt und dann während eines Jahres bei den Partnerbetrieben für eine Nacht mit dem Wohnmobil kostenlos übernachten kann. Schön ist es natürlich, wenn man vor Ort in den Hofläden etwas einkauft oder wie wir heute Abend eine Weindegustation machen. Agricamper Italia gibt es nur als App, dort kann man zwei Wochen vorab die Plätze sogar reservieren. Wir waren letztes Jahr schon mit der App von Agricamper Italia unterwegs und finden es einfach grandios. Man übernachtet bei Landwirten, Winzern oder Agriturismo-Betrieben und ist so ganz nah an Land und Leuten dran. Heute stehen wir auf einer Wiese hinter dem Hof von Podere Giardino. Eigentlich ist es ein Milchviehbetrieb – wo die Milch hingeht, sehen wir morgen – doch sie bauen auch biologisch Reben an und erzeugen so ihren eigenen Bio-Wein. Zur Degustation gibt es auch ein paar Happen zum Essen und dann probieren wir von fünf Weinen immer nur ein kleines Bisschen, um am Ende von denen, die am besten geschmeckt haben, nochmals zu trinken. Das System gefällt uns. Sie produzieren natürlich ebenfalls Wein mit Kohlensäure, also den Frizzante. Rot, Rose und Weiss sprudeln wahlweise oder eben nicht. Der Winzer erzählt uns, dass er sich schon so an die Frizzante-Weine gewöhnt hat, dass er “stille” Weine langweilig findet. Uns schmeckt beides. Während beim stillen der Geschmack noch etwas mehr dominiert, trinkt sich der Frizzante etwas leichter. Und da noch ein bisschen Platz in unserem Camper-Keller ist, finden auch von diesem Betrieb einige Flaschen den Weg dorthin.

Italien-Campingtrip – Tag 7: Parmigiano Reggiano und Nationalpark Apennin

Den letzten Reisetag unseres Campingtrips beginnen wir mit einer der letzten fehlenden Spezialitäten. Wein, Parmaschinken, Aceto Balsamico und noch mehr Wein hatten wir ja schon – es fehlt noch der Parmigiano Reggiano, der Parmesankäse. Schon seit sieben Tagen reisen wir durch die einzige Region, in der der Parmigiano Reggiano nur produziert werden darf. Und die Milch vom Hof, wo wir gerade übernachtet haben, wandert auch direkt in eine Käserei im Nachbarort, wo der edle Hartkäse produziert wird. Wir fahren nicht mit dem Milchtransporter sondern unseren Fahrrädern dorthin, hüllen uns in blaue Kittel und starten sogleich die Führung durch die heiligen Hallen.

Noch immer ist viel Handarbeit und vor allem Wissen des Käsermeisters gefragt, um aus den wenigen Zutaten den zertifizierten Parmigiano Reggiano herzustellen. Wir können bei jedem Handgriff zuschauen, sehen, wie die Milch eindickt, zerstückelt wird, die Molke abfliesst und die Masse in Form gepresst wird. Anschliessend blicken wir auch in die riesigen Lagerhallen und erfahren, welche Kontrollen gemacht werden, bevor der Käse sein Brandzeichen erhält. Wo du selber so eine Führung machen kannst, siehst du auf der Webseite www.parmigianoreggiano.it.

Und natürlich wandert auch ein grosses Stück Parmigiano Reggiano in unseren Campervan. Wir entscheiden uns für den 24 Monate lang gereiften Parmesankäse, der schmeckt uns am besten.

Am Nachmittag fahren wir also etwas schwerer (das kleinste Käsestück hatte 800 Gramm!) in die Berge hinein. Genauer zum Pietra di Bismantova. Einem beeindruckenden Felsen im Nationalpark Apennin. Am Fusse des Felsens gibt es eingezeichnete Wohnmobil-Parkplätze, auf denen man auch übernachten darf. Service gibt es keinen ausser öffentliche Toiletten und Müllcontainer. Die Aussicht schon vom Parkplatz aus ist fantastisch.

Wohnmobil-Stellplatz am Pietra di Bismantova im Nationalpark Apennin

Als die Sonne sich dem Horizont entgegen neigt, machen wir uns zu Fuss auf, um den Pietra di Bismantova zu besteigen. Ein Wanderweg führt uns innert 30 Minuten auf das Felsplateau hinauf, ein bisschen Klettern ist auch nötig, aber alles mit gutem Schuhwerk machbar. Oben angelangt ist dann der Blick in die Ferne frei. Uns berührt diese hügelige Landschaft des Apennin sehr. Viel Wald, vereinzelte kleine Siedlungen und einige Felder. Im Hintergrund geht die Sonne nun wirklich langsam unter und für uns wird es mit diesem wahnsinnigen Blick Zeit, der Region Emilia und somit Italien Ciao i Sinne von Tschüss zu sagen.

Ausblick zum Sonnenuntergang vom Felsen Pietra di Bismantova hinunter.

Italien hat sich uns mal wieder von einer ganz anderen, noch unbekannten Seite gezeigt. Ja, Parma war uns natürlich ein Begriff aber da waren wir noch nie, und von Piacenza oder Reggio Emilia haben wir noch nie gehört. Wir durften aber eine so wunderschöne Landschaft mit Hügeln, Flüssen und weiten Ebenen kennenlernen, haben so schöne historische Städte erkundet, erstmalig eine Oper besucht und nicht zuletzt die kulinarischen Leckerbissen probieren können und auch noch selber gesehen, wie sie hergestellt werden. Die Emilia ist eine Region, die so nah ist und doch noch so unbekannt – ein echter Geheimtipp eben, den wir euch hier sehr gerne vorgestellt haben.

Möchtest du nun auch gerne hinreisen? Wir hoffen, dir mit unseren Tipps bei der Entscheidung und Routenplanung behilflich sein zu können.

Herzliche Grüsse von deinen Reisefreunden

Steffi & Lui