Himmelslaternen und Feuerwerk – Ostern in Leonidio
In Leonidio gibt es eine einzigartige Tradition zu Ostern. Dank eines Tipps von Nima (mehr über sie erfährst du hier im Interview “mit meinem Bett in…”) sind wir am Karfreitag nach Leonidio gefahren. Nicht nur die Anfahrt durch die Hügel oder der Blick vom Berg auf Leonidio und das Meer hinunter haben uns überzeugt, hier richtig zu sein, auch der tolle Campingplatz und der lange Strand.
Ostertradition in Leonidio – unser Erlebnis
In der Nacht vom Samstag auf Ostersonntag findet das einmalige Spektakel statt. Kurz nach 23 Uhr beginnen die Glocken der fünf Kirchen in Leonidio zu läuten. Das Signal für die Einwohner, sich zu “ihrer” Kirche zu begeben. Sie alle tragen eine reich verzierte Kerze in der Hand, einige haben auch Himmelslaternen dabei. Wir lassen uns vom grössten Strom mitziehen und landen bei der Panagia Kirche – der grössten Kirche im Ort. Zwei Männer ziehen vor dem Glockenturm an den Seilen, sie lassen die Glocken klingen. Eine grosse Menschenmenge sammelt sich auf dem Platz gegenüber der Kirche und mittendrin zwei Schweizer, bepackt mit Kameras und der freudigen Erwartung auf das, was hier gleich geschehen wird.
Ein Gesang ertönt von der Kirche aus, die Priester aller fünf Kirchen beginnen “Christus ist auferstanden” zu singen. Ihre Gesänge werden über die Lautsprecher in ganz Leonidio übertragen. Die Menschenmenge auf dem Platz ist aber nicht in andächtiger Stille, sie plaudern und die Buben lassen Böller los. Erst noch kleinere Knaller später werden die so laut und stark, wir fühlen jeweils eine kleine Detonationswelle und mehr als einmal ein minutenlanges Pfeifen auf den Ohren. Wir gehen ein Stück von den wilden Jungen weg, als sie auch noch Leuchtpetarden zünden.
Vereinzelte Himmelslaternen werden gezündet, die grossen, welche haufenweise von Männern hergetragen werden, bleiben noch auf ihren Stapeln liegen. Noch immer singen die Priester und von weitem sehen wir, dass bei einer anderen Kirche im Ort bereits die Ballone gezündet wurden und wie Laternen zum Himmel ziehen. Der Himmel über Leonidio wird erleuchtet, einerseits von den Ballonen, die mittlerweile von vier Kirchen emporsteigen, andererseits von den vielen Feuerwerkskörpern, die wie Blumen zwischen den aufsteigenden Himmelslaternen erblühen.
Plötzlich kommt Bewegung in die Menschen um uns herum. Die Buben zünden acht an einem Geländer befestigte Leuchtpetarden gleichzeitig und hüllen den Platz in roten Rauch, dazu lassen sie dutzende Knaller los – es hört sich an wie in einem Gefecht. Und dann geht es los. Die Männer zünden die in Petroleum und Öl getränkten Lappen, die am Drahtkreuz der Ballone befestigt sind, an und die Hülle aus Seidenpapier füllt sich rasch mit heisser Luft. Kurz bevor sie davon fliegen, gibt ihnen jemand noch einen Dreh und dann ziehen sie in schnellem Tempo und sich um die eigene Achse drehend gen Himmel.
Der ganze Platz ist nun in Bewegung. Zu allen Seiten sind – meist Männer – damit beschäftigt, die Lappen zu entzünden und weitere Ballone steigen zu lassen. Der Himmel über Leonidio ist übersät mit kleinen Flammen. Dazwischen immer wieder Feuerwerk und natürlich die ohrenbetäubenden Knaller der Buben.
Nicht alle Ballone schaffen es weit, einige verheddern sich in den Stromkabeln, andere fangen Feuer und sausen zurück auf die Erde. Hinter der Kirche muss das passiert sein, Gestrüpp hat Feuer gefangen… Aber das interessiert keinen, jetzt ist die Zeit der Himmelslaternen und der Freude, wird schon nichts passieren.
Wir sind fasziniert! Die vielen Ballone, die kleiner werdenden Flammen am Horizont, das Feuerwerk, die Knaller – einfach alles zusammen! Wir haben es uns ruhig, besinnlich und andächtig vorgestellt und wurden von dem lauten durcheinander, der Feststimmung und dem bunten Miteinander überwältigt.
Wo genau der Brauch herkommt, ist nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass es mit der früheren telekommunikativen Praxis zusammenhängt, wo mittels entzündeten Leuchtfeuern über weite Strecken Nachrichten übertragen wurden. Sicher ist aber, dass die Laternen in der Woche vor Ostern von den Kindern in der Schule erstellt und an die Kirchen gespendet werden. Dort können sie die Bewohner gegen eine Gebühr oder Spende beziehen. Über 100 Ballone werden pro Kirche an dem Abend steigen gelassen. Es ist eine einmalige Tradition und wir sind unendlich dankbar, diese selber erlebt zu haben.
Bilderreise: die leuchtenden Ballone von Leonidio – eine ganz spezielle Ostertradition
Eine tolle Tradition oder? Bei uns fliegen Himmelslaternen normalerweise nur zu Geburtstagen oder an Hochzeiten. Zu welchen Anlässen lässt du sie steigen?
Wir hoffen, du hattest ebenfalls schöne Ostern und vielleicht reizt es dich ja jetzt, einmal an Ostern selber nach Leonidio zu reisen.
Herzliche Grüsse aus Griechenland
dein comewithus2-Team
Hei Lui, genau in Ledonidio war ich 4 Monate von dem halben Jahr 1986. Den Rest in Athen im Quartier Kypselis. Da war am Strand ein Gartenrestaurant, das nächste Haus war ein kleiner Fischerspunten wo man Uzo oder Bier trinken konnte und im nächsten Haus habe ich geschlafen und am morgen ca. 20 Meter und schon im Meer. Zufälle gibt’s!