Nima und Steve: Mit Horst und drei Hunden durch ganz Europa

Auf der ganzen Welt sind Reisende, wie wir, mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Sie suchen sich ihren Weg durch steiles Gelände, dem Strand entlang oder durch Grossstädte. Sie stossen an ihre Grenzen, erleben atemberaubendes und lernen dabei fürs Leben. In unserer Serie „Mit meinem Bett in…“ stellen wir dir in den kommenden Wochen immer Sonntags verschiedene Reisenomaden vor. Im siebten Teil lassen wir heute Nima und Steve zu Wort kommen.

Persönlich 

Nima reist nicht nur mit ihrem Freund Steve. Mit an Bord sind auch drei Hunde.

Hey, ich bin Nima und noch ein paar Monate 42 Jahre alt. Zusammen mit meinem Freund Steve und unseren drei Hunden reise ich seit August 2015 in einem Oldtimermobil namens Horst durch Europa.
Im letzten Jahr waren wir 10 Monate in Spanien unterwegs, seit September sind wir in Griechenland.
Natürlich erleben wir unterwegs eine ganze Menge Schönes, Aufregendes sowie Trauriges. Unsere vielen Erfahrungen, Tipps und Abenteuer rund um unser ortsunabhängiges Leben gebe ich auf meinem Blog www.abenteuer-unterwegs.de weiter.

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Host Camper

Der Camper von Nima und Steve hört auf den Namen Horst und hat schon 36 Jahre auf dem Buckel.

Das Fahrzeug 

Unser feuerroter Oldtimerbus ist genauso alt wie Steve, nämlich 36 Jahre. Horst ist ein Mercedes 608D und hat als maximal zulässiges Gesamtgewicht 6,5 t. Als wir ihn gekauft haben, war er schon fertig ausgebaut und hatte eine H-Zulassung. Das einzige, was wir verändert haben, sind der Fussboden und die Technik. Dadurch, dass wir zu 100 Prozent im Bus leben und arbeiten, brauchen wir nämlich ausreichend Strom. Deshalb haben wir vier Solarpanels à 100 Watt und 330AH Batterien installiert.
Im hinteren Teil von Horst haben wir ein Doppelbett, in dem wir schlafen. Im Alkoven gibt es noch ein Doppelbett, sodass wir auch entspannt Besuch unterbringen können.

Was wir noch haben:

  • 150 l Frischwassertank
  • 60 l Grauwassertank
  • eine Trenntoilette
  • eine Kaltwasser-Außendusche

Horst ist, was das Tempo betrifft, keine Granate, sondern sehr gemütlich unterwegs. 80 Km/h ist im Grunde die Höchstgeschwindigkeit. Sein durchschnittlicher Verbrauch liegt bei 15 l pro 100 km und 2,5 l Öl auf 1000 km. Bei so einem alten LKW gehen natürlich auch mal Sachen kaputt. Erst neulich haben die hinteren Bremszylinder ihren Geist aufgegeben. Zum Glück sind die Griechen absolut fit, alte Autos zu reparieren, sodass Horst ruckzuck wieder fahrbereit war. Und 20 Kilogramm Orangen gab es kostenlos obendrauf!

Was mir an Horst besonders gut gefällt, ist sein hoher Sympathiefaktor. Oft bleiben Leute stehen und winken uns zu, das finde ich immer sehr nett.


Du hast von uns einen Fragebogen erhalten, wo beantwortest du die Fragen?
Wir stehen gerade direkt an einem Strand im Osten des Peloponnes. Heute, Ende Februar, haben wir es mit 20 Grad und strahlendem Sonnenschein richtig schön warm. Ich sitze aber nicht draussen, sondern im Bus an unserem Ess- und Arbeitstisch.

Hast du auch genug gutes Internet um uns deine Antworten zurückzusenden?
Na klar!  Wir nutzen seit Monaten eine Sim-Karte von Vodafone Griechenland und zahlen 10 Euro für 4GB. Oft gibt es Sonderaktionen, sodass wir für das gleiche Geld das doppelte Datenvolumen bekommen. Das Arbeiten klappt bisher jedenfalls ohne größere Schwierigkeiten.

Wir alle benötigen heute am liebsten 24-Stunden Internet, wie löst du auf Reisen dieses Problem?
Ganz ehrlich: darauf hätte ich gar keine Lust! Ich freue mich über jede Minute, die ich nicht online bin und stattdessen ungestört in der Natur rumspringen kann. Ich sehe zu, dass ich Arbeiten und Privatleben trenne, dazu gehören auch bewusste Offline-Zeiten. Wenn ich allerdings online sein will, ist das im Bus jederzeit möglich.

Ist euer Reisemobil eine Internet freie Zone oder wird auch da gesurft?
Klar wird da gesurft, da Horst ja nicht nur unsere Wohnung, sondern auch unser Büro ist.

Wie würdest du das Innere eures Reisemobils beschreiben, ist es euer Zuhause, das Wohnzimmer oder alles in einem?
Horst ist nach 1,5 Jahren komplett zu unserem Zuhause geworden, in dem wir uns rundum wohl fühlen. Auch wenn manche Abläufe vielleicht ein wenig umständlicher sind, als wir es aus einer Wohnung gewohnt sind, würde ich zurzeit nichts ändern wollen. Ich geniesse vor allem auch das enge Zusammensein mit unseren Hunden, die Horst genauso gerne mögen wie wir. Wenn wir abends ausgehen, dann sprechen wir immer davon, nach Hause zu gehen, wenn es Zeit für den Aufbruch ist. Somit ist Horst für uns mehr als bloss ein Bus.

Hunde von Nima

Die Hunde mögen das Leben im Horst genauso wie Nima.

Die Küche steht im Reisemobil meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, verrätst du uns euer Lieblings-Camper-Rezept?
Ich bin ein totaler Nudelfreak, Steve ist eher der Reis-Typ. Ein Gericht, das wir aber beide lieben, sind Spinatnudeln. Dazu braucht man nur wenige Zutaten, aber das Ergebnis ist total lecker!

  • 1 Packung Rahmspinat
  • 1-2 Knoblauchzehen (wie man es mag)
  • Pfeffer und Salz
  • Oregano
  • 2 EL Frischkäse (z.B. Philadelphia) oder Sahne
  • Nudeln
  • Parmesan

In einem Topf werden die Nudeln gegart, im anderen der Spinat mit dem Knoblauch. Am Ende kommt noch der Frischkäse drunter und alles wird mit den fertigen Nudeln vermengt – das war’s.

Kocht ihr oft selbst?
Ja, täglich. Wir gehen sehr selten essen, weil das auf Dauer einfach ins Geld geht.
In Griechenland, aber auch Spanien, gibt es ausserdem so viele gute frische Zutaten, dass ich gerne selber koche. Am liebsten kaufen wir direkt auf einem Markt ein. Da gibt es – zu den leckeren Lebensmitteln – direkt noch das authentische Leben obendrauf.

Wohnzimmer, Küche, Bad, alles auf wenigen Quadratmetern, warum reist ihr mit dem Camper und nicht mit dem Flugzeug oder mit dem Velo?
Das ist ganz einfach zu beantworten: weil wir die Hunde haben, die zu unserer Familie gehören.  Zwei von ihnen sind schon ziemlich alt und ich würde ihnen definitiv keinen Flug zumuten.
Abgesehen davon spielt sich unser Leben sehr oft draussen in der Natur ab, deshalb reichen uns die wenigen Quadratmeter völlig aus. Wir gehen gerne klettern oder bouldern. Mit unserem Camper können wir am besten in solche Gebiete fahren und dort Freizeit und arbeiten kombinieren.

Horst im Gelände

Mit Horst geht es auch ins Gelände etwa zum Klettern.

Camping wird oft auch mit Romantik in Verbindung gebracht, was waren bis anhin eure schönsten Erlebnisse?
Romantik ist nicht so Steves und meine Stärke, aber an schönen Erlebnissen mangelt es uns nicht. Sei es, dass wir immer wieder traumhafte Sonnenuntergänge erleben (die Aufgänge verschlafen wir meistens …). Mindestens genauso schön ist die Gastfreundschaft, die wir gerade in Griechenland erfahren. Es gab schon zig Momente und Begegnungen, die mich sehr berührt haben.

Was ich ebenfalls am Camping liebe, ist morgens einfach die Türe aufzumachen und an den tollsten Orten zu stehen. Mal sind wir in einer einsamen Bucht, mal in einer faszinierenden Berglandschaft. Unser Leben fühlt sich frei an, das geniesse ich total. Und das Frühstücken unter freiem Himmel ist für mich immer wieder ein Highlight, um entspannt in den Tag zu starten.

Freud und Leid liegen bekanntlich nahe beieinander, wo liegen die Probleme wenn man mit dem Camper unterwegs ist und seid ihr schon einmal stehen geblieben?
Komplett liegengeblieben sind wir zum Glück noch nicht, bisher ist immer alles glimpflich abgegangen. Und selbst, als wir uns einmal am Strand festgefahren haben, lagen zufällig zwei große Holzbretter an der Seite, mit denen wir uns selber befreien konnten. Wahrscheinlich hatten andere das Problem auch schon …

Alle anderen Dinge, die im Laufe der Zeit kaputtgegangen sind, hat Steve sehr kreativ selber repariert oder wir haben uns Ersatzteile besorgen können. Durch Horsts simple Technik haben wir keine Schwierigkeiten, ihn in südlichen Ländern reparieren zu lassen. Die sind darin meistens sehr fit!

Auf welchen Gegenstand könnt ihr in eurem Camper auf keinen Fall verzichten?
Wir sind sehr froh über unseren Kühlschrank, denn darin können wir eine Menge Lebensmittel unterbringen und frisch halten. Eine Woche komplett autark zu stehen, ist für uns keine Schwierigkeit.
Verzichten möchte ich aber auch nicht auf meine Espressokanne, weder im Camper, noch woanders.

Eine Woche komplett autark zu stehen, ist für Horst und seine Crew keine Schwierigkeit.

Als Camper ist man immer auf der Suche nach der schönsten Route, von welcher Strecke schwärmt ihr bei jeder Camper-Unterhaltung?
Schöne Routen sind uns gar nicht so wichtig, eher schöne Orte. Einen, den ich ganz besonders liebe, ist Albarracín in Spanien. Die Landschaft dort hat etwas Magisches und ich bin jedes Mal wieder fasziniert von ihr. Aber auch der mittelalterliche Ort selber zählt aus gutem Grund zu den schönsten in Spanien.

Links oder Rechts, wer navigiert?
Ich, allerdings nicht besonders gut, was häufiger zu Diskussionen führt. Mich macht das Navi verrückt, das anscheinend ein Eigenleben führt und meine Geduld testen will.

Und wer behält die Nerven wenn es der falsche Weg war?
Wir beide. Schliesslich haben wir normalerweise keinen Zeitruck, um von A nach B zu kommen, daher ist ein kleiner Verfahrer kein Thema.

Horst zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Nicht nur von Menschen, scheinbar finden auch Pferde den roten Mercedes interessant.

Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst?
Horst ist beim Fahren so laut, dass Musikhören kein Genuss wäre. Uns dampfen schon die Ohren von den Fahrgeräuschen, wenn wir ankommen. Meistens unterhalten wir uns ein wenig oder sind einfach ruhig.

Wo übernachtet ihr lieber: Auf dem sicheren Campingplatz oder an einem wilden Ort?
Wir stehen zu 99 Prozent frei, weil wir keine Lust haben, ständig von anderen Menschen umgeben zu sein. Da es in Griechenland nur wenige öffentliche Waschsalons gibt, müssen wir aber häufiger auf einen Campingplatz fahren als in Spanien. Ungefähr 1 bis 2 Nächte im Monat sind wir aktuell auf einem Platz, sonst stehen wir frei. Dabei achten wir allerdings zu 100 Prozent darauf, absolut keinen Müll zu hinterlassen und niemanden zu stören.

Nima und Steve sind sehr selten auf einem Campingplatz anzutreffen. Viel eher findet man die Abenteurer irgendwo in der wilden Natur.

Apropos Sicherheit, wie sichert ihr euch während der Nacht? Hattet ihr gar schon einmal Angst?
Nein, Angst hatten wir noch nie. Wir haben zwar die Hunde dabei, aber die sind absolut nicht als Wachhunde geeignet. Ansonsten schliessen wir nur die Türen ab, das war es.
Wenn wir an einem Ort kein gutes Bauchgefühl haben, dann bleiben wir dort auch nicht stehen.

Zur schönsten Strecke gehört auch der schönste Stellplatz, wo liegt dieser für euch und warum?
Hm, wenn es um einen öffentlichen Stellplatz geht, dann mochten wir den im katalanischen Sant Joan de les Abadesses sehr gerne – total ruhig und idyllisch, dennoch direkt im ruhigen Ortskern.

Wenn es um einen Platz geht, an dem wir freigestanden haben, dann gehört eine Bucht auf dem Peloponnes zu meinen liebsten Orten. Sie liegt 8km abseits von allen Ortschaften und hat keinen Handyempfang. Wenn man dort nicht entspannen kann, dann nirgends.

Was ist entscheidend, ob ihr eine oder mehrere Nächte an einem Ort bleibt?
Wenn wir gerade vorhaben, eine längere Strecke zu fahren, dann machen wir meistens kurze Zwischenstopps für eine Übernachtung. Nach vier Stunden fahren im Horst sind wir nämlich platt.
Ansonsten stehen wir eigentlich immer mehrere Nächte, manchmal sogar Wochen an einem Ort. In Leonidio, einem Dorf auf dem Peloponnes, waren wir ganze drei Monate. Danach kannte uns jeder persönlich.

Steve ist für die Technik verantwortlich und repariert hie und da auch den Horst.

Zum Campen gehört auch immer die Gemeinschaft, man tauscht sich aus. Welchen Kontakt lässt ihr auf keinen Fall mehr abbrechen?
Dadurch, dass wir gerne alleine stehen, ergibt sich die Gemeinschaft gar nicht so oft. Ab und zu treffen wir auf andere Camper, bei denen die Chemie einfach stimmt. Dann kann es sein, dass wir ein paar Stunden, Tage oder auch mal Wochen miteinander verbringen. Ob der Kontakt danach bestehen bleibt, zeigt sich dann von alleine. Beim Campen heisst es für uns ganz häufig, loszulassen. Menschen kommen und sie gehen wieder. Sie sind sozusagen Reiseabschnittsgefährten.

Zusammenleben auf wenigen Quadratmetern, fliegen da auch einmal die Fetzen?
Zum Glück sehr selten. Wir sind beide nicht streitsüchtig, gehen Konflikten aber auch nicht aus dem Weg. Um zusammen auf so engem Raum leben zu können, ist es enorm wichtig, die Dinge zu klären. Dicke Luft im Camper ist nicht gut zu ertragen, da man sich sehr schlecht aus dem Weg gehen kann.

Oft ist es doch aber auch schön zusammen, oder? Was schätzt ihr am Reisen als Paar?
Einerseits ist es praktisch, die Aufgaben zu verteilen und nicht alles alleine machen zu müssen. Aber viel schöner ist es natürlich, die vielen tollen Momente miteinander teilen zu können. Das Reisen im Camper bringt aber auch schwierige oder herausfordernde Momente mit sich. Diese zusammen zu bewältigen, schweisst sehr zusammen.

Mit dem Camper quer durch Australien, ein Traum vieler. Steckt in jedem von uns ein Camper oder braucht es dazu mehr?
Ich denke, dass jeder Mensch den Bezug zur Natur braucht, schliesslich sind wir alle ein Teil davon. In unserer Gesellschaft geht aber vieles an Natürlichkeit verloren, wir leben teilweise komplett isoliert von ihr. Vielleicht erklärt das den Wunsch vieler Personen, eine Reise im Camper zu machen. Zurück zur Natur und mehr Einfachheit als Gegenpol zum komplizierten, oft stressigen Alltag.

Die Natur ist Nima enorm wichtig. Oft reicht schon ein Blick aus dem Fenster von Horst um ihr ganz nahe zu sein.

Damit auch der nächste Tank wieder gefüllt ist, braucht es Geld, womit finanziert ihr eure Reise, lebt ihr dauerhaft im Camper?
Wir haben im Vorfeld Geld angespart, um erst einmal in Ruhe ins Dauer-Camperleben starten zu können. Ich arbeite von unterwegs als Texterin und Coach, betreibe aber auch noch einen Onlineshop für Klettergeschenke. Mein Freund Steve hat sich eine längere Auszeit genommen.

Apropos Tank, wie viel habt ihr für die letzte Füllung bezahlt? (Literpreis/Land)
Getankt haben wir erst heute für 1,24€/l Diesel in Griechenland.

Wir stehen noch am Beginn des Jahres, wohin geht eure Reise in den kommenden Monaten?
Irgendwann im April oder Mai haben wir vor, nach Albanien zu fahren. Danach soll es weiter nach Montenegro gehen und über Kroatien zurück nach Deutschland.
Dort bleiben wir maximal vier Wochen, dann wollen wir zum Überwintern nach Portugal und Marokko fahren.

Was meint ihr, kann man als Nomade auch wieder einmal sesshaft werden?
Klar, wieso nicht? Wenn man als Sesshafter zum Nomaden werden konnte, dann geht das auch umgekehrt. Vorstellen kann ich es mir jetzt zwar noch nicht, aber wer weiss, was in einigen Jahren ist? Das Leben steckt einfach immer voller Überraschungen!

Mit Nima und Steve durch Europa

Wir danken Nima und Steve für das spannende Interview und wünschen eine gute Weiterreise und stets genug Sprit im Tank. Die nächste Folge „Mit meinem Bett in…“ folgt am kommenden Sonntag mit Andreas und Claudia von 14qm.de.