So erlebten Ania und Daniel von “Geh Mal Reisen” ihren ersten Camper-Roadtrip

Bekannt sind die zwei leidenschaftlichen Reisenden von ihrer einjährigen Reise mit dem Rucksack um die Welt. Nun haben sich die Abenteurer für sechs Wochen einen Camper auf Tasmanien gemietet und sind mit diesem über die rauhe Insel vor Australien gefahren. Was hat Ania und Daniel am Reisen mit Camper gefallen und könnten sie es sich sogar vorstellen, öfters ein Zuhause auf Rädern als Reisemittel zu verwenden? Die Antworten darauf und noch viele weitere spannende Einblicke gewähren uns die zwei von Geh-mal-reisen in diesem Interview.


Die bekannten Rucksack-Weltenbummler Ania und Daniel reisen mit einem Camper durch Tasmanien, wie kam es dazu?
Der Traum von einer Reise im Camper schwirrte schon lange in uns herum. Aber irgendwie hat es sich auf unseren bisherigen Reisen nie wirklich ergeben. Und als uns dann wieder das Fernweh packte und wir überlegten, wo es hinzieht…. war es irgendwie nicht wirklich ein Land – sondern ein Camper. Also sind wir dem Bauchgefühl gefolgt, sind nach Tasmanien gereist und haben uns in das Vanlife verliebt! So schnell kann’s gehen! Die Rucksäcke haben wir natürlich nicht zu Hause gelassen, sondern im Camper in der Gepäckablage verstaut.

Habt ihr euch auf diesen Roadtrip anders vorbereitet als auf eure „üblichen“ Reisen?
Für unsere 1-jährige Weltreise haben wir natürlich jede Menge Vorbereitungen getroffen. Da ging es aber mehr um Themen wie Krankenversicherung, Impfungen, Wohnung, etc..

Da wir diese Themen also schon geklärt haben, fällt unsere Reisevorbereitung von Reise zu Reise immer überschaubarer aus: Reisepass? Check! Visum? Check! Flugticket? Check! Alles eingepackt? Bestimmt! Und los geht es.

Den Camper haben wir erst bei Ankunft am Flughafen in Melbourne gebucht!

Eine Route planen wir eh erst vor Ort, wenn wir noch ein bisschen genauer abschätzen können, in welche Richtung es zuerst gehen soll oder noch ein paar gute Tipps von den ersten anderen Reisenden und Einheimischen bekommen. Die Tage vor der Reise und auch die Zeit während des Flugs nutzen wir dann meist noch, um noch ein paar Dokus zu schauen, um einen Einblick in Kultur, Geschichte und erste Eindrücke zu bekommen.

Und obwohl es auf Tasmanien die erste Reise in einem Campervan für uns war, fiel die Vorbereitung auch hier nicht grösser aus. Fun Fact: Den Camper haben wir erst bei Ankunft am Flughafen in Melbourne gebucht.

Im Vorfeld habt ihr lange nach einem passenden Camper gesucht, warum habt ihr euch schlussendlich für die Hightop Variante von Apollo entschieden?
Eigentlich stand in unseren Köpfen von vornherein fest, welchen Camper wir haben wollten: Den kleinen wendigen mit dem Bett an der Heckklappe! Ania wäre ausgeflippt, hätten wir den nicht bekommen: Sie hat sich so sehr auf den Moment gefreut, wenn sie die Klappe öffnet und sich einfach mit dem Kopf Richtung Meer hinlegen kann… zum Glück haben wir den Moment bekommen!

Daniel blickt aufs Meer aus dem Camper

Daniel blickt vom Camper aus direkt aufs Meer. Obwohl die Abenteurer das Fahrzeug erst in der letzten Sekunde reservierten, erhielten sie ihr “Traumfahrzeug”.

Die Wahl auf den Camper ist am Ende nur so spät gefallen, weil wir die Reise recht spontan gebucht hatten und bis zum letzten Moment an Möglichkeiten von Kooperationen dran waren (was aber dann nicht geklappt hat), wir dann Preise verglichen und mit dem Datum herumprobiert haben, um einen frei verfügbaren Camper nach unseren Wünschen zu finden, der nicht unser gesamtes Reisebudget gesprengt hätte.

Am Ende haben wir das passende Angebot am Flughafen kurz vor dem letzten Flug von Melbourne nach Hobart auf Tasmanien gefunden und zugeschlagen! Das Timing war also perfekt!

Die erste Nacht im Camper, ein Traum oder ein Alptraum?
Die erste Nacht mussten wir auf einem bezahlten Campingplatz verbringen und dadurch war sie zwar deutlich spiessiger als die von unseren Köpfen zuvor abenteuerlich in der Wildnis ausgemalte Nacht im Campervan neben dem Meer unter den Sternen. Aber wir haben herrlich geschlafen und uns trotzdem ein wenig wie Abenteurer auf dem Campingplatz gefühlt. Es war halt unsere erste Vanlife-Nacht!  Noch besser war aber das Gefühl, aufzuwachen und sich direkt ans Steuer setzen zu können, um mit der ganzen Wohnung an einen Platz mit bester Aussicht aufs Meer zu fahren, um dort zu frühstücken.

Camper schwärmen nicht selten vom fantastischen Vorgarten, den sie jeweils am Morgen vorfinden, welcher war auf eurem Roadtrip durch Tasmanien ganz besonders schön?
Unser schönster Vorgarten war wohl im Freycinet Nationalpark an den Friendly Beaches. Wir hatten einen Platz nur für uns, mit Meerblick und als wir morgens aufwachten und die geliebte Heckklappe öffneten, saß direkt (also wirklich DIREKT) vor uns ein kleines Känguru und hat mit uns die Morgensonne genossen.

Habt ihr es bevorzugt auf Campingplätzen zu stehen oder seid ihr auch einmal „Wild“ gestanden?
Wildcampen ist auf Tasmanien so eine Auslegungssache und nur nach tasmanischer Auslegung erlaubt. Unsere Definition war, einfach dort wild zu übernachten, wo es einem gefällt. Das ist allerdings prinzipiell verboten. Erlaubt ist es hingegen, auf extra dafür vorgesehenen kostenlosen Stellplätzen „wild“ zu übernachten. Diese sind im ganzen Land verteilt und oft auch an schönen Plätzen gelegen. So gesehen ist es also nicht mal nötig „richtig wild“ zu campen. Überall sind kostenlose, offizielle Plätze. Diese haben wir eigentlich auch nur genutzt.  Auf kostenpflichtige Plätze sind wir dann gefahren, wenn unsere Kamera und unser Laptop mal wieder Strom brauchte bzw. der Wassertank gefüllt werden musste

Die Küche steht im Camper meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, verratet ihr uns euer Lieblings-Camper-Rezept?
Wir hatten sogar den Luxus und konnten im Wohnzimmer sitzend im Topf umrühren! Das liebste Essen im Campervan war Couscous mit Basilikum-Pesto und grünen Bohnen aus der Dose. Einfach, schnell und auch kalt aus der Dose auf Wanderungen der Hit. Also – zumindest unser Hit.

Daniel am kochen

Sechs Wochen zu zweit auf 5qm, sind da auch einmal die Fetzen geflogen?
Wiiiiiiie können die Fetzen fliegen, wenn man aufwacht, das Meer rauscht, die Sonne scheint und man an der Küste seinen Kaffee geniessen kann?? Aber ernsthaft: Nein. Auch auf engstem Raum kommen wir anscheinend gut miteinander aus. Ausserdem braucht Ania nicht viel Platz. Achso. Doch. Manchmal gab es abends etwas Stress, wenn jemand im Kampf gegen die Mücken vermehrt ohne Erfolg in die Luft gehauen hat. Dafür war die Versöhnung bei einem Treffer nicht weit.

Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst?
Mit unseren beiden Engelsstimmen hören wir zum Wohle der Welt laut Musik beim fahren und singen dabei gedämpft mit. Ania ist übrigens verflucht textsicher und würde ohne Musik niemals irgendwohin fahren!

Als Camper ist man immer auf der Suche nach der schönsten Route, von welcher Strecke schwärmt ihr nach eurem Tasmanien-Aufenthalt besonders?
Das ist auf einer Insel von der Grösse Tasmaniens schwer zu sagen, da man in knapp 15 Stunden reiner Fahrtzeit einmal um die Insel fahren könnte und dadurch die gesamte Route über Tasmanien ein einziges Highlight ist.

Camper aus der Luft

In 15 Stunden hat man mit dem Auto Tasmanien einmal komplett umrundet.

Am besten gefallen hat uns allerdings der Abschnitt entlang der Ostküste Tasmaniens. Vorbei am türkisblauen Meer, voller kleiner und großer weißer Traumstrände und mit Highlights wie der Wineglass Bay und der Bay of Fires. Wir lieben es einfach nah am Meer zu sein.

Ihr wart 6 Wochen lang quer durch Tasmanien unterwegs, eine lange Zeit für eine Insel von aussen betrachtet. Hat die Zeit gereicht?
Hier müssen wir vielleicht direkt vor weg sagen, dass wir zwar insgesamt 6 Wochen auf Tasmanien unterwegs waren, als Blogger und Youtuber aber natürlich auch immer wieder Arbeitstage auf Reisen einschieben. Daher lag die reine Reisezeit vielleicht bei etwa 3 Wochen.

Wir hätten locker noch ein paar Wochen länger bleiben können

Ob die Zeit gereicht hat? Jaein! Definitiv haben wir einiges gesehen, aber am Ende einer Reise gibt es dann doch immer wieder Ecken und Winkel, die man nicht geschafft hat zu erkunden oder auch erst am Ende einer Reise kennengelernt hat. Es war nach einer Reise noch nie so, dass wir uns dachten: „Jetzt haben wir wirklich alles gesehen!“ Wir hätten also locker noch ein paar Wochen länger bleiben können und noch ein paar Gegenden wie Strahan oder den südlichen Zipfel Tasmaniens erkunden können.

Zwei bis drei Wochen Reisezeit reichen unserer Meinung nach aber völlig aus, um die bekanntesten Stellen Tasmaniens in einem gemütlichen Tempo zu besuchen und einiges von der Insel zu sehen.

Warum eignet sich die Australische Insel besonders für einen Camper-Roadtrip?
… weil die überwiegende touristische Infrastruktur auf Reisende mit Camper oder eigenem Auto ausgerichtet ist. In den einzelnen Orten findet man meist mehr Stellplätze für Camper und Zelte als Hotelbetten. Ausserdem ist man auf Tasmanien schon fast auf einen eigenen fahrbaren Untersatz angewiesen, da es nur wenig Überlandbusse gibt und diese meist nur zu den Städten, nicht aber zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten in den Nationalparks fahren. Auch für Australier vom Festland ist Tasmanien ein beliebtes Reiseziel und sie setzen mit der Fähre mit ihren eigenen Campern über.

Camping am Strand

“Wer nicht ganz in der Hauptsaison reist, kann manchmal sogar menschenleere Strände und Campingplätze geniessen!”, so Daniel

Vanlife ist derzeit in aller Munde, es ist ein regelrechter Trend rund um diese Art des Reisens entstanden, könnt ihr nun verstehen warum?
Das konnten wir auch schon vorher verstehen und hatten da nie Zweifel, dass es eine grandiose Art zu reisen ist! Die Unabhängigkeit und das Gefühl von Freiheit, was diese Reiseform versprüht und mit sich bringt, sind einfach einmalig. Für uns aber macht es die Mischung. Denn ohne einen fahrbaren Untersatz, hatten wir den Eindruck, kommt man enger mit der Kultur in Kontakt, lernt die Transportmittel der Einheimischen und andere Menschen kennen. Sei es im Hostel, in der Unterkunft, im Zug oder im Nachtbus. Daher werden wir für die Zukunft sicher ein MischMasch dessen machen. Weder das eine, noch das andere möchten wir missen!

Was meint ihr, hat jeder das Zeug zum Camper oder muss man sich das vorher schon ganz gut überlegen?
Wir würden sagen, dass Camper kein Ausbildungsberuf ist und jeder das Zeug zu einem hat. Genauso wie jeder mit einem Rucksack verreisen kann. Dabei wird dann jeder für sich seinen eigenen Reisestil finden. Der eine braucht vielleicht jede Nacht eine Dusche am Campingplatz und geht gerne in den Städten essen. Der andere wäscht sich zwei Wochen mit Meerwasser und kocht abends über dem Lagerfeuer. Also wer Lust auf eine Reise im Camper hat, keine Scheu und ab dafür! Gut, ein Führerschein ist sicherlich hilfreich.

Tipps für die Rundreise mit Campervan und Mietwagen in Tasmanien
Nach ihrer Reise haben Ania und Daniel einen umfassenden Ratgeber für die Camper Reise in Tasmanien zusammengestellt. Diesen findest du direkt hier.

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Hat euch im Camper etwas gefehlt, der Backofen, ein scharfes Messer oder eine Dusche vielleicht?
STROM! Ganz klar Strom! Wobei das eher ein Problem für uns wegen der Arbeit an Blog und Youtube war. Die Steckdosen im Campervan haben leider nur funktioniert, wenn wir extern mit dem Wagen am Stromnetz angeschlossen waren und Solarzellen haben sich bei den Verleihen noch nicht durchgesetzt. Ansonsten hatten wir aber tatsächlich alles, was wir brauchten! Also bleibt es bei der Nerd-Antwort. Strom für Technik.

Nach 6 Wochen habt ihr die Schlüssel für euren Camper zurückgegeben, mit Wehmut oder Freude?
Mit ganz viel Wehmut! Man erlebt in seinem Zuhause auf Rädern einfach so viel auch in kurzer Zeit, dass es auch nach ein paar Wochen schon schwer fällt, sich wieder davon verabschieden zu müssen. Wir wollen gar nicht wissen, wie sich manch einer fühlt, der seinen Camper nach einem Jahr on the Road oder länger verkaufen muss…

Anja mit Wein am Strand

Pro – Kontra: Reisen im Campervan oder doch lieber mit Backpack?
Auf Reisen mögen wir die Abwechslung, sowohl in Landschaft, Natur und Kultur als auch in der Fortbewegung. In Gegenden, in denen sich eine Reise im Campervan anbietet, steigen wir natürlich gerne ein und düsen los. In Vietnam steigen wir aber auch gerne auf das Moped, in Schweden in ein Kajak oder auf ein Boot in der Karibik. Von daher ganz klar: der Backpack auf dem Rücken und das Fortbewegungsmittel wählen wir vor Ort! Diplomatische Antwort, oder?

Die Packliste sieht für Camping-Reisen etwas anders aus als sonst. Was habt ihr vergessen oder nicht bedacht und musstet ihr euch in den ersten Tagen zulegen?
Wenn man sich einen Camper mietet, setzt man sich natürlich in ein gemachtes Nest. Daher mussten wir uns nicht um die Ausstattung, etc. kümmern. Was wir aber nicht bedacht haben, war die nicht vorhanden Stromversorgung im Campervan, wenn wir nicht mit dem Wagen an einer Steckdose angeschlossen waren. Daher haben wir uns auf Tasmanien noch einen Spannungsumwandler zugelegt, der aus unserem Zigarettenanzünder während der Fahrt eine „richtige“ Steckdose gemacht hat.

Ausserdem haben wir uns noch eine Campshower zum aufhängen zugelegt. Eine Art Wasserblase mit Schlauch für die schnelle Katzenwäsche am Morgen. Die ist uns aber eher durch Zufall im Supermarkt in den Wagen gerutscht, hat sich aber während der Reise als sehr nützlich bewiesen.

Und eine Solarlampe haben wir uns zugelegt. Um Strom zu sparen und nicht so oft auf bezahlte Campingplätze fahren zu müssen – war goldwert!

Ansonsten war der Van tatsächlich mit allem ausgestattet, was wir brauchten! Oder lass uns sagen: Wir waren selbstverständlich perfekt vorbereitet! 😉

Wann startet euer nächster Roadtrip mit einem Camper?
Wann und wo der nächste Roadtrip startet wissen wir noch nicht. DASS er startet, steht allerdings ausser Frage!

Wir bedanken uns herzlich bei Ania und Daniel von Geh-Mal-Reisen für den Einblick in ihren ersten Camper-Roadtrip. Du siehst, gerade mit einem voll ausgestatteten Miet-Camper kann jeder recht leicht den Einstieg zum Vanlife schaffen und so eine abenteuerreiche Zeit mit dem Weg als Ziel verbringen.