Micha und Charly: Mit Camper Arthur quer durch Neuseeland
Auf der ganzen Welt sind Reisende, wie wir, mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Sie suchen sich ihren Weg durch steiles Gelände, dem Strand entlang oder durch Grossstädte. Sie stossen an ihre Grenzen, erleben atemberaubendes und lernen dabei fürs Leben. In unserer Serie “Mit meinem Bett in…” stellen wir dir in den kommenden Wochen immer Sonntags verschiedene Reisenomaden vor. Im fünften Teil lassen wir heute Micha und Charly zu Wort kommen.
Persönlich
Hallo, wir sind Micha (33) und Charly (28). Ursprünglich kommen wir aus Mittelhessen. Genauer gesagt aus dem Lahn Dill Kreis. Im Sommer 2016 haben wir unsere Jobs gekündigt und sind jetzt seit Mitte September unterwegs. Unsere Auszeit hat angefangen mit 2 Wochen Bali, danach sind wir für 5 Wochen nach Australien gegangen. Dort waren wir dann 4 Wochen der Zeit in einem Camper unterwegs. Seit Mitte November 2016 Befinden wir uns nun in Neuseeland. Über unsere Reisen berichten wir auf unserem Blog www.take-a-step.de, dort schreiben wir, was uns auf Reisen wichtig ist, sammeln Camper taugliche Rezepte und geben (hoffentlich) praktische Tipps. Der Blog existiert seit dem Frühling 2016.
Das Fahrzeug
Arthur, unser Reisemobil, ist ein Ford Econovan Maxi von 1992. Wir haben ihn im November in Auckland gekauft. Arthur hat im hinteren Teil eine tolle Küche, mit 2 Flammen Gaskochfeld, eine Spüle mit heissem Wasser, einem Kühlschrank und ganz viel Stauraum. Es gibt einen grossen Tisch, der Nachts als Untergestell für unser Bett dient. Dieses ist 190cm x ca 120 cm gross. Wir haben zwei Hausbatterien wovon eine über das 90Watt Solarpannel auf dem Dach geladen wird. Es gibt einen kleinen Fernseher mit DVD Laufwerk. Es gibt einen Inverter mit dem wir regelmässig unsere Laptops laden können oder auch mal den Fön oder den Toaster. Als wir Arthur im November gekauft haben, sah er noch ganz anders aus. Die Wände waren knatsch Grün, die Gardienen vier farbig gemustert und es gab mehrere PVC Beläge.
Wir haben ihn bevor wir losgefahren sind „renoviert“ neue Farbe, neue Gardienen, PVC und Fliegengitter wurden angebracht. Arthur ist nicht nur lang, sondern auch hoch. So ist es auch nicht ganz so tragisch wenn es mal regnet. Arthur ist nicht der Schnellste, für sein Alter allerdings recht gut in Form. Bevor wir losgezogen sind, haben wir noch den Zahnriemen und die Zündkerzen erneuert sowie einen Ölwechsel gemacht. Unterwegs hatten wir eine kleine Panne. Auf dem Arthur’s Pass wollte Arthur nach zwei Tagen Regenwetter einfach nicht mehr so recht fahren. Er ruckelte sehr stark beim Beschleunigen, so dass wir lieber unsere Versicherung in Anspruch genommen haben und den Wagen abschleppen liessen. In der Werkstatt wurde dann lediglich der Kondensator getauscht. Wir haben dann noch die Zündkabel getauscht sowie eine neue Verteilerkappe mit Verteiler Finger eingebaut.
Ihr habt von uns einen Fragebogen erhalten, wo beantwortet ihr die Fragen?
Wir befinden uns gerade auf einem Campingplatz am Lake Tekapo auf der Südinsel Neuseelands.
Habt ihr auch genug gutes Internet um uns eure Antworten zurückzusenden?
Das kommt immer ganz drauf an, wo wir uns befinden, aber meistens haben wir ganz gutes Netz, zwar nicht so gut wie in Deutschland aber es reicht.
Wir alle benötigen heute am liebsten 24-Stunden Internet, wie löst ihr auf Reisen dieses Problem?
Ja das ist eine gute Frage, also erstens haben wir beide eine Sim Karte von Spark, damit hat man jeden Tag 1 GB an deren Telefonzellen frei. Da aber nicht immer eine Telefonzelle in der Gegend ist, haben wir uns einen mobilen Hotspot gekauft. Damit haben wir dann fast immer Empfang
Ist euer Reisemobil eine Internetfreie-Zone oder wird auch da gesurft?
Nein, Arthur ist für uns keine Internetfreie Zone, wir wollen ja auch mit der Familie in Kontakt bleiben. Für den Blog brauchen wir Internet. Und da wir gerade im Camper im Moment am meisten arbeiten, brauchen wir hier am meisten Internet. Dafür ist dann fast überall sonst das Internet eher nebensächlich.
Wie würdet ihr das Innere eures Reisemobils beschreiben, ist es euer Zuhause, das Wohnzimmer oder alles in einem?
Das kommt immer ganz auf die Tageszeit an. Morgens und Mittags ist es die Wohnküche. Abends ist es dann das Schlafzimmer. Aber ein Zuhause ist es auf jeden Fall immer!
Die Küche steht im Reisemobil meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, verratet ihr uns euer Lieblings-Camper-Rezept?
Das ist ein Nudel Curry, total sämig und super lecker. Und das gute, alles kannst Du in einem Topf machen.
Kocht ihr oft selbst?
Ja wir kochen fast nur selbst. Wir gehen vielleicht zweimal im Monat essen
Wohnzimmer, Küche, Bad, alles auf wenigen Quadratmetern, warum reist ihr mit dem Camper und nicht mit dem Flugzeug oder mit dem Velo?
Für uns ist es hier in Neuseeland die beste Möglichkeit. Du kommst schnell überall hin und kannst direkt an den schönen Orten übernachten ohne dir vorher ein Hotel zu suchen. Ansonsten reisen wir aber auch gerne mit dem Flugzeug oder dem Auto mit Zelt.
Camping wird oft auch mit Romantik in Verbindung gebracht, was waren bis anhin eure schönsten Erlebnisse?
Immer direkt mitten in der Natur zu sein, das ist es eigentlich. Die schönsten Erlebnisse waren bisher die Sonnenuntergänge oder auch Sonnenaufgänge. Wir stehen sehr oft direkt am Wasser, ob See oder Meer, ganz gleich. Und wenn du dann Abends im Camper sitzt und den Sonnenuntergang auf dem Wasser beobachtest, das ist dann schon sehr romantisch.
Freud und Leid liegen bekanntlich nahe beieinander, wo liegen die Probleme wenn man mit dem Camper unterwegs ist und seid ihr schon einmal stehen geblieben?
Oh klar, Probleme gibt es da auch. Arthur ist nun ja schon lang und hoch. Aber eben kein richtig grosses Wohnmobil. Und manchmal nervt es dann schon, wenn du erst alles umbauen musst um schlafen zu können. Und man muss immer eine gewisse Grundordnung halten, um alles zu finden.
Wenn es kalt ist, merkt man es im Camper leider recht schnell. Liegengeblieben… naja so halb, wie anfangs schon erwähnt hatten wir auf dem Arthurs-Pass Probleme. Dort wollte er nicht wirklich anspringen, und als er dann doch an war ging er nach 1 km wieder aus. Ziemlich blöde Situation auf einem Berg. Zum Glück haben wir eine recht gute Versicherung, die das Abschleppen übernommen hat.
Auf welchen Gegenstand könnt ihr in eurem Camper auf keinen Fall verzichten?
Den Herd! Da bekommen wir Kaffee und Tee her, können lecker kochen und falls es Nachts kalt ist können wir uns eine Wärmflasche machen
Als Camper ist man immer auf der Suche nach der schönsten Route, von welcher Strecke schwärmt ihr bei jeder Camper-Unterhaltung?
Ich glaube, die sind wir heute gefahren, es war die Strecke von Timaru Richtung Mount Cook. Es ist einfach eine Tolle Strecke, man hat immer den Mount Cook im Blick und irgendwann kommt dann auch noch der Lake Tekapo dazu.
Links oder Rechts, wer navigiert?
Micha rechts (Fahrer), Charly links (Schläferin)
Und wer behält die Nerven wenn es der falsche Weg war?
Micha, ich schlafe ja meistens. Und dank einer guten Navi App kommt das zum Glück nicht so oft vor.
Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst?
Mit dem Singen das lassen wir, bzw. manchmal singt Charly eigentlich schon. Musik muss auf jeden Fall, zwischendurch aber auch mal ein Hörbuch oder ein Poadcast.
Wo übernachtet ihr lieber: Auf dem sicheren Campingplatz oder an einem wilden Ort?
Sowohl als auch. Wir übernachten meist lieber auf freien Plätzen, die direkt in der Natur sind. In Neuseeland ist Wild Camping mit 200 Dollar recht teuer. Also übernachten wir nur auf ausgewiesenen Plätzen. Ab und zu müssen wir dann aber doch mal an den Strom und suchen einen Campingplatz. Das ist dann auch super.
Apropos Sicherheit, wie sichert ihr euch während der Nacht? Hattet ihr gar schon einmal Angst?
Der Camper ist abgeschlossen und es gibt an den großen Türen zusätzlich noch Haken. Allerdings stehen wir nie dort wo sonst niemand steht. Das haben wir als guten Tipp von unseren Verwandten aus Neuseeland mit auf den Weg bekommen. Mindestens ein weiterer Camper oder ein weiteres Auto sollte dort noch stehen. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Angst hatten wir noch keine. Charly hatte schon ein oder zweimal Angst, dass sie erfriert, aber das war keine direkte Gefahr ☺
Zur schönsten Strecke gehört auch der schönste Stellplatz, wo liegt dieser für euch und warum?
Das ist ganz schwierig. Wir hatten in Neuseeland einen wirklich sehr schönen Campingplatz am 90 Mile Beach. In Deutschland ist es einer in der Lüneburger Heide / Heber. Freie Plätze gibt es hier in Neuseeland so viele und wirklich jeder 2. ist ganz besonders.
Was ist entscheidend, ob ihr eine oder mehrere Nächte an einem Ort bleibt?
Das liegt ganz an der Tour und was man dort so unternehmen kann. Manchmal bleiben wir auch nur zwei Nächte, weil wir keine Lust haben weiter zu fahren. Manchmal gibt es so viele Touren oder Wanderungen, dass wir einfach länger bleiben müssen.
Zusammenleben auf wenigen Quadratmetern, fliegen da auch einmal die Fetzen?
Bis jetzt noch nicht. Man ist manchmal vielleicht etwas genervt, das liegt aber meistens an der Situation, dem Wetter oder einem selbst☺ Wir kommen mit der Situation sehr gut zurecht.
Oft ist es doch aber auch schön zusammen, oder? Was schätzt ihr am Reisen als Paar?
Ich finde das schöne am Reisen als Paar ist, dass man soviel mehr gemeinsam erlebt. Dass sind Erinnerungen, die einem keiner mehr nehmen kann. Ausserdem geniessen wir es einfach soviel Zeit zusammen verbringen zu können. Dass ist dann doch etwas anderes, als wenn beide „normal“ arbeiten gehen und man sich nur mal Abends für ein paar Stunden sieht.
Mit dem Camper quer durch Australien, ein Traum vieler. Steckt in jedem von uns ein Camper oder braucht es dazu mehr?
Ich glaube das kann jeder. Natürlich muss man das wollen, muss kein Problem damit haben, auf engstem Raum zu leben, zu kochen und zu schlafen. Wenn es regnet, kann es schon mal eng werden. Wer lieber morgens ein Frühstücksbuffet hat, für den ist das sicher nichts.
Damit auch der nächste Tank wieder gefüllt ist, braucht es Geld, womit finanziert ihr eure Reise, lebt ihr dauerhaft im Camper?
Für uns ist das im Moment ein Abschnitt. Wir haben dafür gespart und viel Geld zur Seite gelegt. Work and Travel wäre eine Option. Passt aber irgendwie doch nicht in unsere Reiseplanung und unseren Reiseablauf. Wir haben mit einem Blog gestartet und versuchen uns ein bisschen ortsunabhängiges Einkommen aufzubauen. Aber da stehen wir noch ganz am Anfang.
Apropos Tank, wie viel habt ihr für die letzte Füllung bezahlt? (Literpreis/Land)
2,09 Neuseeländische Dollar (ca. 1,41 Euro Benzin) wohlgemerkt auf der Südinsel. Die Nordinsel ist da wesentlich günstiger.
Wir stehen noch am Beginn des Jahres, wohin geht eure Reise in den kommenden Monaten?
Micha hat nochmal 3 Monate Visum bekommen, also bleiben wir noch eine Weile hier in Neuseeland. Danach geht es nach Bangkok. Vielleicht nach Chiang Mai, oder vielleicht doch nur Bangkok, das steht noch nicht fest.
Was meint ihr, kann man als Nomade auch wieder einmal sesshaft werden?
Wir denken, dass das geht. Ein Einkommen unabhängig vom Wohnort oder Standort zu haben ist super. Wir glauben, dass es nicht darum geht 25 Länder im Jahr zu bereisen. Nomade ist man im Kopf. Das ist für den einen ein kleines EFH in Deutschland und ein Job, der einem genügend Freiraum gibt, die Hälfte seines Lebens zu reisen. Für den anderen ist es der Gang zum nächsten Airport und der Flug in ein neues Land.
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Wir danken Micha und Charly für das spannende Interview und wünschen eine gute Weiterreise und stets genug Sprit im Tank. Die nächste Folge “Mit meinem Bett in…” folgt am kommenden Sonntag mit Xenia und Tim von Star Travel.
Hey ihr Zwei,
Vielen lieben Dank, dass wir bei eurer Interview Reihe teilnehmen durften. Es ist doch sehr interessant zu sehen wer alles wie unterwegs ist, und mit welchem Gefährt.
Unsere letzten Wochen waren sehr aufregend und wir mussten uns mittlerweile leider von unserem Arthur trennen, da wir Neuseeland inzwischen verlassen haben und nun in Thailand sind!
Wir freuen uns schon sehr auf neue Berichte!
Ganz liebe Grüße aus Hua Hin