Robby und Stefan: Mit dem Kurzhauber und Hündin Emily nach Südafrika

Auf der ganzen Welt sind Reisende, wie wir, mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Sie suchen sich ihren Weg durch steiles Gelände, dem Strand entlang oder durch Grossstädte. Sie stossen an ihre Grenzen, erleben atemberaubendes und lernen dabei fürs Leben. In unserer Serie “Mit meinem Bett in” stellen wir dir in den kommenden Wochen immer Sonntags verschiedene Reisenomaden vor. Den Anfang machen heute Robby und Stefan.

Persönlich 

Wir, das sind Robby (32), Stefan (40) und unsere Hündin Emily (9). Wir kommen ursprünglich aus der Nähe von München und sind im Moment in Marokko unterwegs. Vor unserem Reiseleben hatten wir ein kleines Haus und gute Jobs. Doch irgendwann haben wir uns gefragt, ob das alles gewesen sein kann im Leben. Und so wurde die Idee geboren. Mitte 2015 haben wir dann angefangen alles in die Wege zu leiten und umzusetzen, sodass wir im Mai 2016 dann in das Abenteuer unseres Lebens gestartet sind.

Robby und Stefan

Stefan und Robby sind seit 2009 ein Paar und seit 2010 verheiratet.

Wir haben einen Reiseblog. Dort veröffentlichen wir jede Menge Reiseberichte und stellen viele Informationen zu den Themen Weltreise, Wohnmobil und Camping zur Verfügung. Ausserdem haben wir einen eigenen YouTube Channel auf dem wir regelmässig neue Vlogs hochladen.


Das Fahrzeug 

Unser Wohnmobil wurde von uns “Fanti” getauft. Es ist ein Mercedes 911, auch Kurzhauber oder Rundhauber genannt. Er ist schon ein alter Herr und hat stolze 51 Jahre auf dem Buckel. Allerdings wurde er in seiner Vergangenheit nicht viel bewegt, weshalb wir ihn mit gerade mal 32.000 km auf der Uhr gekauft haben.  Er hatte dann jedoch vieeeeel Liebe nötig, um wieder zu seiner jetzigen Form zurückzufinden.

“Fanti” ist schon 51 Jahre alt, im Herzen aber noch ganz jung.

Fanti bringt stolze 7,49 Tonnen auf die Waage, hat 130 PS und einen 6 Zylinder Motor. Wir sind autark vom Strom mit 3 Solarmodulen mit jeweils 300 WP und einer AMG Aufbaubatterie mit 240 Ah. Ausserdem haben wir einen 150 Liter Wassertank und einen 200 Liter Dieseltank. Zum Dieseltank kommen nochmal 3 Reservekanister mit jeweils 20 Litern. Fanti ist im Vergleich zu anderen seiner Klasse und seines Alters nicht übermässig durstig. So brauchen wir auf der Strasse zwischen 16 und 18 Litern. Offroad ist es ein bisschen mehr, da liegen wir bei 20 – 25 Litern.


Stefan und Robby, ihr habt von uns einen Fragebogen erhalten, wo beantwortet ihr die Fragen? 

Wir sitzen gerade in Marokko, irgendwo im Nirgendwo. Hinter uns eine tolle Gebirgslandschaft, vor uns das Meer und neben uns ein kleines, nahezu ausgetrocknetes Flussbett.

Habt ihr auch genug gutes Internet um uns eure Antworten zurückzusenden? 

Zum Glück ist man in Marokko immer ans Internet angeschlossen, sobald eine kleinere Ortschaft in der Nähe ist. Das ist heute der Fall, deswegen ist es gar kein Problem.

Wir alle benötigen heute am liebsten 24-Stunden Internet, wie löst ihr auf Reisen dieses Problem? 

Wir haben auch kein Problem damit einmal offline zu sein. Hat auch etwas sehr entspannendes. Klar, es ist schön zu wissen, dass man seinen Vlog hochladen und seinen Blogbeitrag veröffentlichen kann. Aber wenns nicht geht, dann warten wir einfach bis wir wieder Internet haben. Wir kaufen uns in den Ländern in denen wir unterwegs sind meist eine Sim-Karte und gehen dann mit unserem mobilen Router ins Internet. Falls das nicht geht nutzen wir öffentliche W-Lan Verbindungen oder verzichten einfach mal auf Internet. (Den Fall hatten wir aber noch nicht)

Ist euer Reisemobil eine Internetfreie-Zone oder wird auch da gesurft? 

Bei uns wird auch mal „just for fun“ gesurft. Wir lesen gerne Reiseberichte von anderen Bloggern und nutzen das Internet auch, um uns über unser nächstes Reiseland zu informieren und aktuelle Sicherheitsinformationen einzuholen. Und es ist natürlich eine tolle Möglichkeit mit der Familie und den Freunden zuhause in Kontakt zu bleiben. Darauf würden wir ungern verzichten.

Brunnen in der Wüste

Stefan und Robby schöpfen Wasser aus einem tiefen Brunne in der Wüste.

Wie würdet ihr das Innere eures Reisemobils beschreiben, ist es euer Zuhause, das Wohnzimmer, oder alles in einem? 

Es ist alles in einem. Es ist unser kleines, aber feines Heim in dem wir alles haben, was wir brauchen. Dabei ist es ganz egal, ob wir kochen oder duschen wollen. Alles spielt sich hier in unseren kleinen vier Wänden ab. Wir haben eine, wie wir finden, gemütliche räumliche Aufteilung mit klaren Strukturen und vieeeeeel „Wohlfühlgefühl“ und Gemütlichkeit.

Die Küche steht im Reisemobil meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, welches ist  euer Lieblings-Camper-Rezept?

Unsere Lieblings-Rezept ist Indisches Dal. Es ist ein Rezept, das auch bei Mitreisenden immer super ankam.  Es werden Zwiebeln mit Kreuzkümmel, Kurkuma und Curry angebraten. Dann klein geschnittene, frische Tomaten und rote Linsen dazu und etwas Wasser und Kokosmilch. Das Ganze nun köcheln lassen und wenn die Linsen gar sind, mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. Mit Reis oder Naan dazu einfach herrlich.

Kocht Ihr oft selbst? 

Wir kochen eigentlich immer selbst. Auch wenn essen gehen günstig ist, nutzen wir doch meist unsere eigene Küche. Ich liebe es zu kochen und so ist es immer wieder schön, selber die tollsten Gerichte zu zaubern.

Wohnzimmer, Küche, Bad, alles auf wenigen Quadratmetern, warum reist ihr mit dem Camper und nicht mit dem Flugzeug oder mit dem Velo? 

Wir wollten den “Luxus” haben, unsere eigenen Vier Wände immer dabei zu haben. Da wir mit unserer Hündin reisen, wollten wir ihr ausserdem keine ständigen Flugreisen antun. Wir haben Zuhause alles aufgegeben, d.h. auch unser Haus verkauft. Dementsprechend ist das Wohnmobil und das was wir an Bord haben, alles was wir noch besitzen.

Wohnmobil im Sand

Mit Fanti wollen Robby und Stefan quer duch Afrika bis ganz in den Süden.

Camping wird oft auch mit Romantik in Verbindung gebracht, was waren bis anhin eure schönsten Erlebnisse? 

Puh, das würde sicher den Rahmen des Interviews sprengen. Da wären die tollen Menschen, die man auf der Reise kennenlernt. Auf der anderen Seite natürlich die tollen Stellplätze. Wenn man in Finnland, irgendwo im Nirgendwo steht. Ein See mit romantischem Lagerfeuer und absoluter Ruhe und nichts ausser uns und unserem Hund. Das war schon echt sehr romantisch. Aber genauso romantisch sind Lagerfeuer in der Wüste Marokkos oder Stellplätze auf Bergen mit einem grandiosen Panorama.

Freud und Leid liegen bekanntlich nahe beieinander, wo liegen die Probleme wenn man mit dem Camper unterwegs ist und seid ihr schon einmal stehen geblieben?

Uns ging, in den letzten 30.000 km lediglich einmal der Scheibenwischer kaputt. Doch das Problem war innerhalb von Minuten gelöst und seit dem war nichts mehr. Natürlich ist man immer mit all seinem Hab und Gut unterwegs. Sollten wir etwa einen Unfall haben oder ausgeraubt werden, dann ist eventuell alles weg, was wir haben und wir stehen mit nichts da. Das wäre dann schon der Worst Case. Ansonsten sehen wir keine Probleme, wenn man mit dem Camper reist, ausser das man natürlich bei seinen Reisezielen ein wenig eingeschränkter ist, wenn man nicht gerade verschiffen möchte.

Auf unsere Laptops können wir beide definitiv nicht verzichten

Auf welchen Gegenstand könnt ihr in eurem Camper auf keinen Fall verzichten?

Das wäre unser Laptop. Wir fotografieren sehr gerne und verarbeiten die Bilder danach am Laptop. Außerdem ist er unablässig, um unsere Videos zu schneiden und auch unseren Blog am Leben zu halten. Klar, man könnte auch ohne reisen und man würde ihn irgendwann sicher vergessen, aber gerade für die Fotos ist er uns schon wichtig.

Als Camper ist man immer auf der Suche nach der schönsten Route, von welcher Strecke schwärmt ihr bei jeder Camper-Unterhaltung? 

Vor Marokko war es auf jeden Fall Norwegen. Und da auch keine bestimmte Strecke, sondern das Land an für sich. Diese unglaublich schöne Landschaft, die Fjorde, Berge, Wälder und Seen. Einfach unglaublich schön. Allerdings hat Marokko uns tierisch in seinen Bann gezogen. Wir haben uns in die Wüste verliebt und werden wie die kleinen Kinder, wenn wir irgendwo in einem Dünenfeld landen.

Sanddüne und Hund

Robby geht zusammen mit Hündin Emily gerne auf Erkundungstour.

Links oder Rechts, wer navigiert? 

Da wir oft keine genaue Route haben ist nicht viel mit navigieren. Falls doch, dann natürlich der Beifahrer bzw. in unserem Fall die Beifahrerin. Wir haben eine App fürs Handy, die sehr hilfreich ist, gerade wenn wir Offroad unterwegs sind.

Und wer behält die Nerven wenn es der falsche Weg war? 

Da sind wir beide ziemlich entspannt. Ausser wir fahren den falschen Weg zum x-ten Mal. Da wir jedoch Zeit haben und nirgendwo ankommen müssen, suchen wir uns auch manchmal einfach dort einen Platz zum Schlafen, wo wir gerade stehen. Auch wenn wir eigentlich in der falschen Richtung unterwegs sind.

Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst?

Da unser LKW während der Fahrt ziemlich laut ist haben wir oft Musik an. Und das natürlich auch in ordentlicher Lautstärke, denn sonst würden wir davon nichts hören. Wir lieben Musik und singen dann auch gerne lautstark mit. Allerdings haben wir auch zwei Gitarren an Bord und ab und an machen wir dann unsere eigene Musik.

Wo übernachtet ihr lieber: Auf dem sicheren Campingplatz oder an einem wilden Ort?

Wir lieben das Stehen in der Natur. Am liebsten irgendwo im Nirgendwo und weit und breit nichts, ausser uns. Campingplatz ist dann eher ein notwendiges Übel, wenn wir Wäsche waschen müssen o.ä. Wir sind nicht gerade die großen Fans von “Kuschelcamping”.

Das Paar übernachtet am liebsten in der wilden Natur. Für ein gutes Sicherheitsgefühl sorgt dabei Hündin Emily.

Apropos Sicherheit, wie sichert ihr euch während der Nacht? Hattet ihr gar schon einmal Angst? 

Wir haben keine übermässigen Sicherheitsmassnahmen an oder in unserem Fahrzeug. Unsere Hündin fungiert wunderbar als “fleischbetriebene Alarmanlage”. Ansonsten haben wir lediglich einen Karabiner an unserem Türgriff, da wir die Tür unseres Aufbaus nicht absperren können. Und nein, wirklich Angst hatten wir noch nicht.

Zur schönsten Strecke gehört auch der schönste Stellplatz, wo liegt dieser für euch und warum? 

Wie oben schon erwähnt, am besten irgendwo in einer Wüste in einem großen Dünenfeld. Dann am besten noch den überragenden Sternenhimmel, den man in der Wüste zu Gesicht bekommt. So schläft es sich doch am Besten. Und das warum ist schwierig zu erklären. Die Wüste übt auf uns einfach eine große Faszination aus.

Was ist entscheidend, ob ihr eine oder mehrere Nächte an einem Ort bleibt? 

Das entscheiden wir nach Lust und Laune. Oft planen wir nur eine Nacht irgendwo zu bleiben und stehen dann plötzlich eine Woche dort. Auf der anderen Seite ist es wiederum manchmal klar, dass wir nur einen Platz für eine Nacht suchen und dementsprechend anspruchslos sind wir dann bei der Auswahl. Um länger zu bleiben, muss der Platz für uns schon perfekt sein.

Stefan auf einer Sanddüne irgendwo im nirgendwo.

Zum Campen gehört auch immer die Gemeinschaft, man tauscht sich aus. Welchen Kontakt lässt ihr auf keinen Fall mehr abbrechen? 

Wir hatten gerade hier in Marokko wundervolle Begegnungen aus denen sich auch Freundschaften entwickelt haben. So waren wir 6 Wochen in ein und derselben Konstellation von Fahrzeugen und Leuten unterwegs. Ich denke, dass dieser Kontakt so schnell nicht abreissen wird.

Zusammenleben auf wenigen Quadratmetern, fliegen da auch einmal die Fetzen? 

Klar, muss auch manchmal sein. Gewitter reinigt die Luft. Allerdings streiten wir uns oft einfach nur um Kleinigkeiten, damit wir überhaupt was zu streiten haben.

Oft ist es doch aber auch schön zusammen, oder? Was schätzt ihr am Reisen als Paar? 

Auf jeden Fall. Wir schätzen den gemeinsamen Austausch und das man nie alleine ist. Gemeinsam ist vieles einfacher. So werden uns gerade auf unserer aktuellen Afrika-Reise noch einige Widrigkeiten erwarten, wo ich froh bin, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Und was gibt es schöneres, als zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und sich über die Erlebnisse der letzten Tage und Wochen auszutauschen. Wir lieben das einfach.

Mit dem Camper quer durch Australien, ein Traum vieler. Steckt in jedem von uns ein Camper oder braucht es dazu mehr? 

Ich denke, es kommt immer darauf an, was man von seinem Leben erwartet und wo man hin will. Für uns ist es der absolute Traum, den wir gerade leben. Aber wir haben auch genug Freunde, die das für sich kategorisch ausschließen würden. Für eine kurze Zeit ja, aber nicht so lang.

Camper in der Wüste

Stefan und Robby leben dauerhaft im Camper.

Damit auch der nächste Tank wieder gefüllt ist, braucht es Geld, womit finanziert ihr eure Reise, lebt ihr dauerhaft im Camper?

Ja, wir leben dauerhaft im Camper. Wir haben Anfang 2016 alles verkauft, was wir hatten, inklusive unserem Haus. Was nach dem Kauf unseres Wohnmobils usw. noch übrig geblieben ist reicht uns, um unsere Reise für 2 bis 3 Jahre zu finanzieren. Es gibt allerdings keinen Plan, wie es am Ende des Geldes weitergehen soll. Vielleicht kehren wir zurück, arbeiten für 3 bis 4 Jahre und ziehen dann wieder los. Vielleicht arbeiten wir auch unterwegs oder bestreiten unseren Lebensunterhalt auf eine ganz andere Art und Weise, wir sind da für alles offen.

Apropos Tank, wie viel habt ihr für die letzte Füllung bezahlt? (Literpreis/Land)

Wir sind gerade in Marokko. Dort kostet der Liter Diesel im Moment knapp 0,90 Euro. Dementsprechend haben wir für fast 200 Liter Diesel 180 Euro bezahlt.

Über den Senegal, Mali, Burkina Faso, Togo und Benin geht es für Stefan und Robby in den nächsten Monaten nach Nigeria.

Wir stehen noch am Beginn des Jahres, wohin geht eure Reise in den kommenden Monaten?

Wir sind aktuell in Marokko und auf dem Weg nach Südafrika. Dementsprechend werden wir im April nach Mauretanien weiterreisen. Danach geht es über den Senegal, Mali, Burkina Faso, Togo und Benin nach Nigeria. Und von Nigeria aus dann über Kamerun, Gabun, Kongo, Dem. Rep. Kongo, Angola und Namibia bis nach Südafrika. Wenn wir dort sind werden wir sehen, ob wir den südlichen Teil Afrikas noch weiter bereisen wollen oder uns auf den Rückweg machen oder oder oder 🙂

Was meint ihr, kann man als Nomade auch wieder einmal sesshaft werden? 

Vielleicht kann man das. Wir, für unseren Teil, lieben unser Leben im Moment so sehr, dass es fast unvorstellbar ist, nochmal in ein Haus oder eine Wohnung zurückzukehren. Aber wer weiß … man wird älter und entwickelt sich auch weiter. Vielleicht hat man irgendwann mal die Schnauze voll vom Reiseleben. Doch für den Moment können wir uns das nicht vorstellen.

Wir danken Robby und Stefan für das spannende Interview und wünschen eine gute Weiterreise und stets genug Sprit im Tank. Die nächste Folge “Mit meinem Bett in…” folgt am kommenden Sonntag mit Melanie und Jürgen von Lifetravellerz.