Vale und Tobi: Mit Camper “Ted” und Tochter Malea als Teilzeit-Nomaden unterwegs
Auf der ganzen Welt sind Reisende, wie wir, mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Sie suchen sich ihren Weg durch steiles Gelände, dem Strand entlang oder durch Grossstädte. Sie stossen an ihre Grenzen, erleben atemberaubendes und lernen dabei fürs Leben. In unserer Serie „Mit meinem Bett in…“ stellen wir dir immer Sonntags verschiedene Reisenomaden vor. Im 15.Teil lassen wir heute Vale und Tobi aus der Schweiz zu Wort kommen.
Persönlich
Wir sind Vale & Tobi (in den ende 20igern) aus Winterthur in der Schweiz. Im Dezember 2015 kamen wir von unserer 13monatigen Backpacking-Weltreise zurück. Seit beginn unserer Weltreise im Herbst 2014 betreiben wir den Blog Globetourists, wo du Infos und Inspiration zum Thema Weltreisen und zu verschiedenen Destinationen findest. Zurück in der Schweiz fahren wir nun so oft wie möglich mit unserem VW-T3 campen. Wenn unser Van, der übrigens “Ted” heisst, mal in der Garage schlummert, nehmen wir auch gerne mal das Flugzeug um die Welt zu erkunden. Seit Februar 2017 gehört Baby Malea (4 Monte) auch zu den Globetourists. Sie konnte mit uns schon ein paar erste Reise-Abenteuer erleben. Weitere folgen!
Das Fahrzeug
Eine Woche nach unserer Weltreise haben wir Ted, unseren VW T3 mit Hightop gekauft. Nachdem wir Australien für 3 Monate mit einem Van erkundet haben, war klar: “Sowas brauchen wir in Europa!” Ted ist ein VW T3 ehemals von der Schweizer Post, 1989er Jahrgang wie Vale. Früher hat er aber keine Pakete ausgeliefert, sondern vermutlich eher Personen transportiert, weshalb er wahrscheinlich auch seine 2 Schiebetüren (was wirklich genial ist) besitzt. Dazwischen hatte er diverse andere Besitzer, die unter anderem auch das Hightop, das mit 2.75 Meter ziemlich hoch ist montiert haben. Ted hat 6 Sitzplätze, 3 Vorne und 3 (ohne Sicherheitsgurte) hinten.
Ted verfügt über einen durstigen 2.1 Liter Wasserboxer-Motor (Verbraucht ca. 10.5l/100km), somit kann er auch ohne Probleme auf jeden Pass der Schweiz hochfahren. Da er zwischenzeitlich etwas heiss bekam, haben wir ihm dann auch noch einen Ölkühler gegönnt. Ted war seit wir ihn besitzen noch nie in einer Garage, denn wir haben alle Arbeiten, mit Hilfe von Vales Bruder, an ihm selbst gemacht. Der Innenausbau wurde von uns weitgehend ergänzt und verschönert. Wir haben das Hightop isoliert und verkleidet, neue Schränke eingebaut, einen neuen Vinyl-Boden verlegt, neue Matratzen angefertigt, eine neue Küche mit einem Doppel-Gasbrenner und einer Spüle mit elektrischem Wasserhahn verbaut, eine 2.Batterie nachgerüstet mit einem Ladegerät für 230V und vieles mehr… Unser Schmuckstück ist die Kühlschublade, Waeco Kompressor CD-30, welche sehr wenig Strom braucht und mit 30 Liter super viel Platz bietet.
Ihr habt von uns den bekannten „Mit meinem Bett in…“- Fragebogen erhalten, wo beantwortet ihr die Fragen?
Auf unserer Terrasse Zuhause in Winterthur bei angenehmen 24 Grad.
Warum habt ihr euch genau für diesen Ort entschieden?
Winterthur ist die ideale Homebase, von hier aus können wir an Wochenenden oder in den Ferien die Welt erkunden. Zudem ist die Stadt ziemlich Hip und bietet so einiges… Gebt doch Bescheid wenn ihr mit eurem Van mal in der Nähe seid.
War die letzte Nacht ruhig oder hört ihr wie wir derzeit oft die Hunde bellen?
Es gibt definitiv ruhigere Plätze als die Stadt Winterthur, der viele Verkehr nervt manchmal schon. Zum Glück hat unsere Wohnung die dichteren Fenster als Ted.
Wie würdet ihr das Innere eures Reisemobils beschreiben, ist es euer Zuhause, das Wohnzimmer oder alles in einem?
Es ist ein 2. Zuhause auf Rädern. Eigentlich haben wir alles drin was Mann, Frau und Baby braucht.
Die Küche steht im Reisemobil meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, verratet ihr uns euer Lieblings-Camper-Rezept?
Da gibt es so viele…wir lieben es zu Kochen. Üblicherweise passen wir unsere Menüs der Region an, in welcher wir uns gerade befinden. Auf unserem Balkan Trip vor wenigen Wochen zum Beispiel, haben wir uns oft ein kaltes “Plättli” mit lokalen Köstlichkeiten wie Salami, Schinken, Oliven, Käse mit Brot und einem guten Wein gegönnt.
Kocht ihr oft selbst?
Wir kochen sehr oft selbst, wobei wir auch gerne mal ein schönes Lokal besuchen und lokale Spezialitäten kosten. Je nach Reisedestination ist dies halt mehr oder weniger möglich.
Wohnzimmer, Küche, Bad, alles auf wenigen Quadratmetern, warum reist ihr gerne mit dem Camper durch die Welt und nicht mit dem Flugzeug?
Wir sind ja bekanntlich von beiden Reisearten angefressen. Wir waren 13 Monate mit dem Backpack auf Weltreise, nun geniessen wir es auch auf Reisen ein “kleines” aber feines Zuhause dabei zu haben. Das eigene Bett vor allem und man kann es mitten in der Natur, an den schönsten Plätzen parken. Toll ist es auch mit dem eigenen Fahrzeug mobil zu sein… Freiheit pur!
Camping wird oft auch mit Romantik in Verbindung gebracht, was waren bis anhin eure schönsten Erlebnisse „on the road“?
Am romantischsten war es wahrscheinlich auf unserer Weltreise, als wir mit unserem Apollo Campervan sternenklare Nächte bei Lagerfeuer im Australischen Outback verbracht haben.
Freud und Leid liegen oft nahe beieinander, wo liegen die Probleme wenn man mit dem Camper unterwegs ist und seid ihr schon einmal stehen geblieben?
Das stimmt. Die letzte Panne hatten wir letzten Sommer, als wir mit unserem Ted in die Berge losfahren wollten. Nach 10 Kilometern auf der Autobahn lief das gesamte Kühlwasser aus, weil die Wasserkopfdichtung (Ähnlich wie die Zylinderkopfdichtung bei anderen Motoren) ersetzt werden musste. Das war dann ein ziemlicher kurzer Ausflug und der letzte für eine Weile…danach waren wir 3 Monate damit beschäftigt den Motor zu revidieren. Immerhin haben wir eine Pannenhilfe vom TCS… der nette Herr hat uns und Ted dann wieder nach Hause gebracht.
Als Camper ist man immer auf der Suche nach der schönsten Route, von welcher Strecke schwärmt ihr bei jeder Camper-Unterhaltung?
Die Welt hat unendlich viel zu bieten! Ideal zum Campen ist natürlich Australien… wem das zu weit weg ist, können wir Sardinien (in der Nebensaison!) sehr empfehlen. Absolut geeignet und traumhaft ist aber auch Kroatien, wo es unglaublich schöne Campingplätze gibt!
Fahrt ihr nach Karte oder mit einem Navigationssystem (mit welchen)?
Ein bisschen beides, je nach dem. Auf unser TomTom ist nicht immer verlass…wir sollten’s vielleicht aber auch wieder einmal updaten!!
Wann und wo habt ihr euch das letzte Mal so richtig verfahren und noch wichtiger wer hat dabei die Nerven behalten?
Da bei unseren Reisen meist der Weg das Ziel ist, gibt es auch kein Verfahren. Jeder Abzweiger bietet weitere Abenteuer.
Auf welche Apps könnt ihr als Reisende nicht mehr verzichten?
Für tolle Stell- und Campingplätze Park4Night. Auch das Tripadvisor App wird immer mal wieder benutzt von uns.
Blogs, Facebook, Reiseführer: Wie informiert ihr euch über euer nächstes Reiseziel?
Am liebsten informieren wir uns auf anderen Reiseblogs.
Folgt ihr auch mal den Touristen-Routen oder meidet ihr Sehenswürdigkeiten und Touristenhochburgen konsequent?
Es kommt ganz drauf an. Auf unserer Backpacking Weltreise schauten wir uns immer wieder mal diese “Top Sehenswürdigkeiten” an. Da wir aber grosse Menschenmassen nicht (mehr) so mögen, verzichten wir mittlerweile eher mal darauf oder versuchen die Topspots an Randzeiten zu besuchen, z.B. ganz früh Morgens oder am besten ganz in der Nebensaison.
Wie löst ihr das bekannte Internet-Problem, habt ihr eine SIM-Karte oder gar einen Satelliten?
Auf den einen Trips verzichten wir aufs Inet und nutzen einfach Wifi in Cafes, Restaurants oder auf Campingplätzen. Zum Teil kaufen wir aber auch mal ein Datenpaket bei unserm Netzanbieter. In Südamerika, Asien oder Australien kauften wir jeweils eine Simkarte im jeweiligen Land.
Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst?
Ja meistens. Mittlerweile trällern wir aber auch selbst, denn unsere 4 Monate junge Tochter mag unsern Gesang lustigerweise lieber.
Wo übernachtet ihr lieber: Auf dem Campingplatz oder an einem wilden Ort in der Natur?
Grundsätzlich lieben wir Freedom Camping und dies nicht weil wir irgendwie gratis übernachten wollen, sondern weil die Plätze irgendwo in der Natur meist viel schöner und spektakulärer sind als Campingplätze. Wir finden aber immer mal wieder einen tollen Campingplatz.
Wie lange könnt ihr mit eurem Reisemobil autark stehen? Und wer produziert in dieser Zeit euren Strom?
Photovoltaik haben wir bislang nicht montiert, werden wir aber für eine grosse Reise in der Zukunft bestimmt mal nachrüsten. Ted hat „nur“ eine 120AH Zweitbatterie, die für ca. 2-3 Tage reicht. Dann müssen wir sowieso unseren 40l Wassertank füllen und irgendwo unser Abwasser leeren.
Apropos Sicherheit, wie sichert ihr euch während der Nacht? Hattet ihr gar schon einmal Angst?
Wir sichern uns eigentlich gar nicht. In unsern alten Van kann man leider sehr easy einbrechen. Ist Gott sei dank noch nie passiert. Tobi hat in der Regel keine Angst, Vale ist es zum teil etwas mulmig wenn an verlassenen Orten plötzlich mitten in der Nacht irgendwelche Männer um Ted schleichen. (Hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass es nur Speerfischer waren 🙂 ).
Zur schönsten Strecke gehört auch der schönste Stellplatz, wo liegt dieser für euch und warum?
Unser schönster Stellplatz bleibt geheim, denn er ist nur so schön, weil wir da für uns alleine sind. Aber falls ihr mal in Kroatien seit, ist der Camping Sirena, direkt am Meer wirklich traumhaft.
Welche Strecke möchtet ihr mit eurem Camper unbedingt einmal fahren, habt es aber bist jetzt noch nicht geschafft?
Unsere Liste ist endlos lang. Unser Traum wäre eine Fahrt von Europa nach Indien… dass machen wir auf jeden Fall irgendwann! Hoch oben stehen aber auch die Panamericana und hoffentlich bald einmal eine Tour durch Europas Norden (Schweden, Norwegen, Finnland…)
Was ist entscheidend, ob ihr eine oder gleich mehrere Nächte an einem Ort bleibt?
Dass passiert sehr spontan. Meist hat das Wetter einen hohen Einfluss und ob der Stellplatz schön ist oder nicht.
Fussballmatchs, Konzerte, oder den Backofen: Was vermisst ihr am meisten von Zuhause wenn ihr „on the road“ seid?
Eigentlich gar nichts. Eine heisse Dusche vielleicht manchmal.
Hand aufs Herz, wie oft schaut ihr unterwegs Filme oder Serien online an? Habt ihr einen Fernseher dabei oder dient der Laptop auch dafür?
Gar nicht ????. Wir geniessen eigentlich fast lieber die schöne Natur und ein gutes Glas Wein unter Sternenhimmel. Auch gehen wir wenn wir on the road sind gerne “früh” ins Bett und stehen mit der Sonne wieder auf.
Im Camper zu leben heisst zusammenleben auf wenigen Quadratmetern, fliegen da auch einmal die Fetzen?
Selten, aber kann’s geben.
Was schätzt ihr am Reisen als Paar?
Wir ergänzen uns super, wenn einer mal keine Nerven mehr hat, behält der andere den Überblick.
Hat sich eure Beziehung verändert, seit ihr auf der Reise seit?
Durch unsere 13-monatige Weltreise hat sich die Beziehung wenn dann nur zum Positiven verändert und sicherlich gefestigt.
Damit auch der nächste Tank wieder gefüllt ist, braucht es Geld, womit finanziert ihr eure Reise, lebt ihr dauerhaft im Camper?
Wir arbeiten in der Schweiz und sparen für unsere Reisen. „Dauerhaft im Camper „ gibt’s im Moment leider nicht.
Apropos Tank, wie viel habt ihr für die letzte Füllung bezahlt? (Literpreis/Land)
Was wir für die letzte Füllung bezahlt haben, wissen wir nicht mehr. Doch der Literpreis auf unserem letzten Trip in Griechenland kostete 1.51 Euro.
Wohin geht eure Reise in den kommenden Monaten? Wie sieht eure Route aus?
Der nächste Trip ist gerade in Planung, wir sind uns momentan noch nicht ganz schlüssig.
Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Seid ihr dann immer noch „on the road“ oder vielleicht doch wieder sesshaft?
Auch das steht in den Sternen. Unser Ziel ist es auf alle Fälle mal länger mit Ted durch Europa zu touren. Dies sollte jedoch vor 5 Jahren der Fall sein. Was dann folgt, wer weiss…
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Wir danken Vale und Tobi für das spannende Interview und wünschen eine gute Weiterreise und stets genug Sprit im Tank. Die nächste Folge „Mit meinem Bett in…“ folgt am kommenden Sonntag mit Tanja vom Blog: www.crosli.de
Ich finde den Fragebogen sehr spannend, vor allem, weil er anderen gute Tipps gibt. Schön gemacht!
#BloKoSo
Das ist sicher toll, wenn die kleine Malea mit dem Camper unterwegs sein darf. Wir haben auch schon erste Erfahrungen gemacht und leider schnell gemerkt: Campingplätze sind nicht auf den Alltag mit Babys ausgerichtet. Duschen, Abwaschen, Kochen und viele andere Tätigkeiten werden mit einem Baby auf dem Arm schwierig bis unmöglich. Ich wünsch euch dreien (und Camper TED) weiterhin spannende Erlebnisse und Eindrücke.