Kathleen, René, Räuber und Liese: Auf dem Weg in ein neues Leben

Auf der ganzen Welt sind Reisende, wie wir, mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Sie suchen sich ihren Weg durch steiles Gelände, dem Strand entlang oder durch Grossstädte. Sie stossen an ihre Grenzen, erleben atemberaubendes und lernen dabei fürs Leben. In unserer Serie „Mit meinem Bett in…“ stellen wir dir immer Sonntags verschiedene Reisenomaden vor. Im 18. Teil lassen wir heute Kathleen und René zu Wort kommen.

Persönlich 

Kathleen, René

Kathleen und René

Wir sind Kathleen (43), René (43), Räuber (4) und Liese (2). Im Mai 2016 haben wir alles verkauft und sind auf unsere Reise gestartet. Unseren Wunsch, mehr gemeinsame Zeit mit unseren Kindern zu verbringen, wollten wir damit verbinden, uns die Welt anzuschauen. Schon lange vor der Reise wollten wir aus unserem geregelten und durchgetakteten Alltag ausbrechen und unserem Leben mehr Tiefe geben. Wir wollen herausfinden, wie unser Leben künftig aussehen soll und was wir langfristig verändern wollen. Insofern ist diese Reise auch eine Reise zu uns selbst.

Über unsere Erlebnisse schreiben wir in unserem Blog auf www.vierreisen.de. Ausserdem sind wir unter Facebook auf VierReisen.de und auf Instagram als vierreisen zu erreichen. Wir freuen uns, wenn Menschen unsere Reise und unseren persönlichen Weg mitverfolgen und uns virtuell begleiten. Wenn wir jemanden inspirieren können oder bei Fragen helfen können, freut uns das besonders.


Das Fahrzeug 

Hummel im Einsatz

Die “Hummel” im Einsatz.

Wir reisen mit einem Magirus Deutz, einem ehemaligen THW Fahrzeug von 1984. Als wir ihn gekauft haben, war er mehr oder weniger reisefertig für 3 Personen. Da wir jedoch 4 Personen sind und gänzlich andere Ansprüche hatten, haben wir sehr viel geändert, getauscht und neu dazu gebaut. Im Grunde haben wir ihn erst zu einem richtigen Expeditionsfahrzeug gemacht. Grössere Dieseltanks, mehr Stauraum, eine Küche, mehr Wasservorräte, einen neuen Innenausbau einschliesslich Optimierung des Bades, Dachgepäckträger, bessere Dämmung, Kühlmöglichkeit und viele weitere Details haben unser Fahrzeug erst zu unser „Hummel“ gemacht.

Wieso “Hummel”?

„Die Hummel hat 0,7 Quadratzentimeter Flügelfläche bei 1,2 Gramm Gewicht. Nach den bekannten Gesetzen der Aerodynamik und Flugtechnik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis von Grösse, Gewicht und Körperform zur Flügelspannweite zu fliegen. Die Hummel kümmert das nicht. Sie fliegt trotzdem.“ Kennt Ihr das? So viele Menschen haben im Vorfeld bezweifelt, dass wir mit unserem Auto eine grössere Reise machen können, das es dafür geeignet ist und “durchhält”. Wir waren davon überzeugt und deshalb haben wir unseren Magirus „Hummel“ genannt. Und unsere “Hummel” fährt doch so lange nun schon und noch viiiiiiiel weiter!


Ihr habt von uns den bekannten „Mit meinem Bett in…“- Fragebogen erhalten, wo beantwortet ihr die Fragen? 

Nach über einem Jahr unterwegs machen wir gerade „Sommerpause“ bei unseren Familien in Deutschland. Vor Kurzem haben wir eine wunderbare Woche bei einer rumänischen Familie verbracht. Dadurch haben wir grössere Lust auf „zu Hause“ bekommen. Die Kinder wollten sowieso gern die Grosseltern und Cousinen und Cousins besuchen und so haben wir uns entschlossen, auf direktem Weg nach Deutschland zu unseren Familien aufzubrechen. Unseren ursprünglichen Plan im Sommer noch weitere Länder in Europa zu besuchen, haben wir somit geändert. Aber Pläne sind sowieso veränderlich.

War die letzte Nacht ruhig oder hört ihr wie wir derzeit oft die Hunde bellen? 

Momentan hören wir höchstens den Familienhund bellen, da wir ja gerade Sommerpause machen. Ansonsten suchen wir uns immer möglichst ruhige Plätze. Allerdings haben wir auch schon mal eine Nacht in Russland auf eine Baumarktparkplatz geschlafen. Oder im Iran, in Busher, an einer Hauptverkehrsstrasse neben einer riesigen Videoleinwand. Glaubt uns, es gibt wirklich bessere Plätze!

Wie würdet ihr das Innere eures Reisemobils beschreiben, ist es euer Zuhause, das Wohnzimmer oder alles in einem? 

Unsere Hummel ist unser rollendes Haus. Wir haben alles, was wir brauchen, nur halt auf engerem Raum. Bei der Auswahl unseres Fahrzeugs haben wir darauf geachtet, an Regentagen viel Spielfläche für die Kinder zu haben. Deshalb ist die „Hummel“ im Wohnkoffer sehr geräumig. In der Doppelkabine haben wir eine Sitzgelegenheit mit Klapptisch wenn das Leben draussen nicht möglich ist. Wer möchte, kann dort sogar in der Hängematte schaukeln.

Ansonsten ist unser Konzept auf aussen ausgelegt. So ist zum Beispiel unsere Küche draussen. Diese Idee haben wir von den australischen Campern aufgegriffen.

Schaukel unter der Hummel

Das Leben findet bei der Familie mehrheitlich draussen statt, so gibt es sogar eine Schaukel an der Hummel.

Nach über einem Jahr Reise können wir sagen, dass wir sehr zufrieden mit der Umsetzung unseres Konzeptes sind und in diesem Sommer nur Feinheiten anpassen.

Auf der Reise haben wir immer wieder Menschen getroffen, die sich nicht vorstellen konnten, was sich alles in so einem Fahrzeug verbirgt und dann mit staunenden Augen vor uns standen. Besonders witzig war einmal ein älterer rumänischer Herr von über 80 Jahren. Er hat uns sehr bemitleidet, dass wir in einem Auto leben müssen und umherfahren müssen. Seine nicht weniger betagte Frau hat ihm dann erklärt, das wir das ja so wollen und damit sehr zufrieden sind. Wir haben Tränen gelacht.

Die Küche steht im Reisemobil meist oft nicht weit vom Wohnzimmer entfernt, verratet ihr uns euer Lieblings-Camper-Rezept?

Wir haben lange überlegt, aber ein Lieblingsrezept gibt es eigentlich nicht. Allerdings gibt es bei fast jedem unser Lagerfeuer Stockbrot mit veganen Würstchen. Spiesse ins Feuer halten und danach lecker essen ist für alle ein Spass. Wir sind aber in jedem neuen Land gespannt auf die einheimische Küche und freuen uns neue Speisen kennenzulernen.

Es gibt übrigens eine eigenartige Begebenheit zum Thema Essen. Dazu müssen wir erwähnen, dass wir vegetarisch essen. Vor der Reise sogar vegan.

Wir waren im Iran in ein Restaurant eingeladen, ein reines Fleisch-Restaurant. Unsere Gastgeber wussten nicht, dass wir kein Fleisch essen und hatten uns in das beste Restaurant am Platz eingeladen. Genau wie unsere Gastgeber, war auch der Kellner sehr verwirrt, was man uns denn nun zu essen geben sollte. Unvorstellbar, aber es gab nicht mal Reis oder irgendwelches Gemüse. Nach einigen Minuten kam ein glücklicher Kellner auf uns zu und erklärte uns, er habe jetzt die rettende Idee. Er bot uns Hühnchen an! Etwas sprachlos erklärten wir ihm, dass Hühnchen doch Fleisch sei. Er meinte jedoch, Hühnchen ist Hühnchen und kein Fleisch. Andere Länder, andere Sitten.

Kocht ihr oft selbst? 

Wir kochen sehr oft selbst. Erstens essen wir vegan/ vegetarisch und das ist nicht überall leicht bzw. in guter Auswahl zu bekommen und zweitens ist es auch eine gute Möglichkeit um Geld zu sparen. Davon abgesehen, haben unsere Kinder sowieso spezielle Essensvorlieben und die kann man nur in der eigenen Küche realisieren. 🙂

Wohnzimmer, Küche, Bad, alles auf wenigen Quadratmetern, warum reist ihr gerade mit dem Camper durch die Welt und nicht mit dem Flugzeug?

Hummel im Sand

Mit dem Camper kann die Familie ihrem ganz eigenen Rhythmus folgen.

Als wir vor über einem Jahr aufgebrochen sind, waren unsere Kinder 3 und 1. In ihrem Sinne war es uns sehr wichtig, ihnen ein gewohntes Umfeld zu bieten und nicht jedem Tag in einem anderen Bett einzuschlafen. Durch das Reisen mit dem Camper können wir unserem eigenem Rhythmus folgen und haben immer alles dabei, was wir brauchen. Jetzt wo die Kinder älter werden, denken wir auch über das Reisen mit dem Flugzeug nach. Aber auch dann wäre es uns wichtig, längere Zeit an einem Ort zu sein.

Freud und Leid liegen oft nahe beieinander, wo liegen die Probleme wenn man mit dem Camper unterwegs ist und seid ihr schon einmal stehen geblieben?

Wir glauben fest daran, dass alles was einem im Leben passiert, einen tieferen Sinn hat und zu etwas gut ist. Das trifft auch auf etwaige Herausforderungen in Sachen Fahrzeug zu. Natürlich ist auch unser Fahrzeug nicht unfehlbar und so hatten wir bislang einige Reparaturen. Witzigerweise sind Defekte aber immer genau an der richtigen Stelle aufgetreten. Davon abgesehen, dass wir uns bei Reifenpannen bis zur nächsten Werkstatt selbst helfen können, war auch immer eine Werkstatt in unmittelbarer Nähe. Und glaubt uns, in Russland hatten wir einige platte Reifen.

Es gibt dazu eine tolle Geschichte, die wir auch auf unserem Blog erzählt haben. In Moskau waren wir wieder einmal auf der Suche nach einer Reifenwerkstatt. Extra in ein Gewerbegebiet gefahren, stoppen wir an einer Werkstatt für „normale“ Fahrzeuge. Natürlich konnten sie uns bei unser Fahrzeuggrösse nicht helfen. Gerade als wir zur richtigen Anlaufstelle fahren wollten, bemerken wir, wie aus einem Hydraulikschlauch Flüssigkeit ausläuft. Nichts geht mehr! Die netten Mechaniker tun ihr Bestes um uns irgendwie zu helfen. Nebenbei besorgen sie für uns Eis und Kekse und stellen eine Hollywoodschaukel bereit. Aber das Problem können sie trotz verschiedener Versuche nicht lösen. Einer der Mechaniker erinnert sich jedoch, das gegenüber eine Firma ansässig ist, die Spezial-Hydraulikschläuche herstellt. Die Lösung direkt vor der Haustür! Dort arbeitet auch Maria, zu der wir heute noch einen regen Austausch pflegen. Fehler behoben, Freunde kennengelernt – alles hat seinen Sinn!

Camping wird oft auch mit Romantik in Verbindung gebracht, was waren bis anhin eure schönsten Erlebnisse „on the road“? 

Hummel am Strand

Die Familie hat schon an den wildesten Orten übernachtet, erinnert sich aber eigentlich viel lieber an Begegnungen mit Menschen.

Ständig werden wir gefragt, wie denn unser Ranking der besuchten Länder aussieht. Aber ehrlich gesagt, gibt es das für uns gar nicht. Wir haben so viele tolle Länder und wunderschöne Gegenden besucht, so wunderbare Menschen getroffen und so tolle Erlebnisse gehabt, dass wir gar keine Abstufungen machen wollen. Auf jeden Fall werden wir aber irgendwann nach Russland, in den Oman, Georgien, Estland, Rumänien und den Iran zurückkehren. Die wirklich bleibenden Erlebnisse sind letzten Endes immer unsere Begegnungen mit den unterschiedlichen Menschen. Wir haben schöne Orte gesehen, aber erinnern tun wir uns eher an die Menschen.

Fahrt ihr nach Karte oder mit einem Navigationssystem (mit welchen)? 

Wir nutzen keine Karten im eigentlichen Sinne. Zu Beginn der Reise haben wir uns dagegen entschieden, da wir nicht gewusst hätten, welche Karten wir hätten mitnehmen sollen. Zur Navigation nutzen wir maps.me, google.maps oder oruxmaps. Manchmal auch OSMand.

Wann und wo habt ihr euch das letzte Mal so richtig verfahren und noch wichtiger wer hat dabei die Nerven behalten? 

Verfahren im eigentlichen Sinn haben wir uns eigentlich nie. Unser Fahrzeug ermöglicht es uns flexibel Wege zu suchen. In Rumänen haben wir beispielsweise einen kleinen Fluss durchquert um zum Stellplatz zu kommen. Am nächsten Morgen hatte sich der kleine Fluss in einen reißenden Strom verwandelt. Eine Durchfahrt für den Rückweg wäre unmöglich gewesen. Also immer weiter geradeaus am Feld vorbei. Dummerweise war der naheliegendste Weg durch eine zu flache Brücke versperrt. Also immer weiter den holprigen Feldweg entlang bis zur nächsten guten Strasse.

Frau am Seter

Die Hummel findet mit ihren tollen Fahreigenschaften immer einen Weg.

Oft suchen wir uns auf oruxmaps. kleine Wege, denen wir folgen. Im Regelfall funktioniert das sehr gut und wir finden die tollsten einsamen Plätze. Allerdings kann das auch mal schief gehen. Im Iran sind wir mitten in der Nacht an einer Armeestation gelandet. Eigentlich wollten wir zum Meer. Wenn man bedenkt, wie auffällig wir sind und wie „aufmerksam“ die iranische Armee ist, kann man sich leicht vorstellen, dass das Ganze dann in einer längeren Diskussion ausgeartet ist.

Auf welche Apps könnt ihr als Reisende nicht mehr verzichten? 

Wir mögen iOverlander. Auch wenn für einige Länder keine Plätze vermerkt sind, ist die Idee dahinter einfach klasse. In Estland haben wir super Erfahrungen mit der RMK App gemacht und können diese zur Stellplatzsuche wärmstens empfehlen.

Blogs, Facebook, Reiseführer: Wie informiert ihr euch über euer nächstes Reiseziel? 

Wir sind zwar in einigen Facebookgruppen aktiv bzw. verfolgen wir auch die ein oder andere Reise aber im Grunde haben wir unseren eigenen Plan im Kopf. Diesem folgen wir. Wir lesen fast nie Reiseführer, ausser es drückt uns zufällig jemand einen Reiseführer in die Hand. Unsere Methode ist das Gespräch mit den Einheimischen. Sie kennen die wahren Geheimtipps. Unser Ziel war es nie von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu reisen. Wir möchten viel lieber Land und Leute kennenlernen indem wir Zeit mit den Einheimischen verbringen. Diese Methode hat sich super bewährt und wir haben wunderbare Menschen getroffen, ihr Leben kennengelernt und tolle Orte abseits der Hauptwege gesehen.

Wie löst ihr das bekannte Internet-Problem, habt ihr eine SIM-Karte oder gar einen Satelliten? 

Wir erwerben in jedem Land eine lokale Prepaid SIM Karte. Wir haben drei Handys dabei. Über unsere beiden persönlichen Handys sind wir zu erreichen und mit dem dritten Handy bauen wir uns unser eigenes WLAN auf. Der große Vorteil ist, dass wir so unsere Nummern behalten konnten. Diese Methode hat sich hervorragend bewährt. Auf der Reise ist uns bewusst geworden wie teuer Internet in Deutschland ist. Für 8ct pro Tag kann man z.B. in Russland unbegrenzt Daten nutzen und ist gut erreichbar. Telefoniert wird bei uns übrigens nur über das Internet.

Bei uns läuft während der Fahrt immer laute Musik, bei euch auch oder singt ihr lieber selbst? 

Wir haben diverse Musikinstrumente dabei, die wir auch immer wieder benutzen. Beim Fahren erzählen wir allerdings lieber.

Wo übernachtet ihr lieber: Auf dem Campingplatz oder an einem wilden Ort in der Natur? 

Als wir unsere Reise über das Baltikum gestartet haben, waren wir extrem unsicher, was das freie Stehen angeht. Wir haben überwiegend Campingplätze angefahren. Mit Estland, in dem es wunderbare freie Stellplätze mit Brennholz, Sitzgelegenheit und Komposttoilette gibt, hat sich das allerdings geändert. Seit Russland haben wir, von den Grossstädten abgesehen, keinen offiziellen Campingplatz mehr benutzt. Selbst wenn wir gewollt hätten, wäre das nicht möglich gewesen, da es in Ländern wie z.B. Russland, Iran, Oman überhaupt keine Campingplatzkultur gibt. Gecampt wird im Zelt, im Park oder an der Strasse.

Hummel im Sand

Auf einem Campingplatz trifft man die Hummel und ihre Bewohner nicht an, viel eher irgendwo in der Natur.

Uns zieht es immer zu abgelegenen Plätzen in der Natur. Wir haben alles dabei, was wir brauchen und können für ungefähr 10 Tage autark sein, je nach Wasserverbrauch. Jetzt sind wir entspannter, was das frei stehen angeht und haben auf dem Weg zu unser aktuellen Sommerpause in Deutschland auch in Europa frei gestanden. Wir sind zwar gross, können uns aber gut verstecken. 🙂

Wie lange könnt ihr mit eurem Reisemobil autark stehen? Und wer produziert in dieser Zeit euren Strom?

Wir schaffen ungefähr 10 Tage autark zu sein. Begrenzungen erlegt uns dabei am ehesten unser Brauchwasservorrat auf. Wenn wir also noch mehr am Wasser sparen würden, könnten wir noch länger autark sein.  Essensvorräte haben wir eigentlich immer ausreichend dabei. 🙂 Energie für Licht, Kühlbox, das Aufladen der Technik, den Betrieb der Wasserpumpe oder Heizung liefert uns die Sonne. Wir haben 4 Solarmodule mit insgesamt 340Wp Leistung auf dem Dach installiert.

Apropos Sicherheit, wie sichert ihr euch während der Nacht? Hattet ihr gar schon einmal Angst? 

Auf unserem Blog haben wir einen Artikel zum Thema Angst versus Vertrauen veröffentlicht. Angst ist ein schlechter Wegbegleiter! Will ich mir das Leben wirklich schwer machen und in den meisten Menschen Böses vermuten und davon ausgehen, dass etwas passieren wird? Wir denken, dass man seine Lebenszeit mit wertvolleren Dingen verbringen kann. Auf Eure Frage bezogen heisst das also, das wir keine speziellen Sicherungsmassnahmen betreiben.

Zur schönsten Strecke gehört auch der schönste Stellplatz, wo liegt dieser für euch und warum? 

Genau wie die schönste Strecke, das interessanteste Land, die nettesten Menschen gibt es den schönsten Stellplatz für uns nicht. Es gab so viele tolle Plätze und jeder hatte etwas Besonderes.

Hummel am Salzstrand

Den schönsten Stellplatz gibt es für die Familie nicht – jeder Platz ist etwas ganz besonders.

Welche Strecke möchtet ihr mit eurem Camper unbedingt einmal fahren, habt es aber bist jetzt noch nicht geschafft?

Eine Antwort auf diese Frage haben wir nicht, wir lassen unseren Gedanken freien Lauf und daraus ergeben sich dann die nächsten Routen. Folgt uns auf Facebook und ihr werdet nichts verpassen. 🙂

Was ist entscheidend, ob ihr eine oder gleich mehrere Nächte an einem Ort bleibt? 

Es gab wenig Plätze von denen wir im Vorhinein wussten, dass wir dort länger bleiben wollten. Meistens ergibt sich dies erst später. Wir haben inzwischen jedoch ein gutes Gefühl dafür entwickelt, wann es wieder notwendig wäre, länger zu stehen. Meistens ist es auch so, dass die Kinder entscheiden, wie lange wir an einem Platz stehen bleiben.

Kinder spielen im Fluss

Oft sind es die Kinder, Räuber und Liese, die entscheiden, wie lange die Hummel an einem Ort stehen bleibt.

Fussballmatchs, Konzerte oder den Backofen: Was vermisst ihr am meisten von Zuhause wenn ihr „on the road“ seid? 

Definitiv eine Waschmaschine. Gerade bei 4 Personen fällt einiges an Wäsche an und immer einen Waschsalon zu bezahlen ist keine Option. Also bitte erfindet eine Reisewaschmaschine mit wenig Wasserverbrauch. Alles was wir bislang gesehen haben, hat unsere Ansprüche nicht erfüllt.

Hand aufs Herz, wie oft schaut ihr unterwegs Filme oder Serien online an? Habt ihr einen Fernseher dabei oder dient der Laptop auch dafür?

Kamele in der Wüste

Der beste Fernseher ist die Natur.

Filme und Serien – was ist das? 😉 Wir haben schon vor Reisebeginn wenig Fernsehen geschaut. Jetzt auf Reisen haben wir keinen Fernseher dabei. Wir verbringen viel Zeit vor dem Laptop. Dies aber um zu arbeiten, unsere Webseite mit Blog zu pflegen, Fotos zu sortieren oder auch Infos zu recherchieren. Wenn wir die Möglichkeit haben, verbringen wir Zeit mit Einheimischen und lernen ihr Leben kennen. Das ist für uns soviel spannender.

Im Camper zu leben heisst zusammenleben auf wenigen Quadratmetern, fliegen da auch einmal die Fetzen?

Ehrlich gesagt, kommt das auch vor. Es ist wirklich wenig Platz auf welchem man miteinander lebt und ja, es kommt vor, dass man auch einmal aneinander gerät. Allerdings sind wir uns sicher, dass dies fast überall vorkommt, unabhängig davon wie viel oder wie wenig Platz man hat. Wichtig ist doch, das man einen gemeinsamen Weg aus dem Streit findet.

Was schätzt ihr am Reisen als Paar? 

Als wir vor unseren Kindern als Paar gereist sind, hatten wir die Freiheit flexibel zu entscheiden, wohin unser Weg führt. Wir konnten bis tief in die Nacht unterwegs sein und mussten uns nach niemandem richten.

Nun reisen wir als Familie und haben diese „Freiheiten“ nicht mehr. Aber das Zusammensein mit unseren Kindern „behindert“ uns nicht, sondern öffnet uns die Augen für viele andere spannende Dinge, an denen wir sonst vielleicht vorüber gegangen wären. Wir möchten diese Zeit nicht missen!

Hat sich eure Beziehung verändert, seit ihr auf der Reise seit? 

Das Leben auf engem Raum und die wenige Zeit, die man für sich selbst als Individuum hat, erfordert viel Rücksichtnahme und Verständnis füreinander. Obwohl wir schon seit so langer Zeit zusammen sind, mussten wir uns noch einmal neu kennenlernen. Aber genau dazu dient diese Reise ja auch. Werte prüfen und zu definieren, Ziele zu setzen, Träume zu leben, als Familie gemeinsam wachsen.

Damit auch der nächste Tank wieder gefüllt ist, braucht es Geld, womit finanziert ihr eure Reise, lebt ihr dauerhaft im Camper?

Bevor wir unsere Reise begonnen haben, hatten wir einiges an Geld gespart und zudem unser Haus verkauft. Nun, nach einem Jahr Reise, haben wir einige Ideen gesammelt, wir wir zukünftig unser Leben finanzieren möchten. Jetzt geht es an die Umsetzung. Wir sind uns sicher, dass wir einen Weg finden werden. Letzten Endes haben wir auch immer noch zwei gesunde Hände und können anpacken.

Kathleen arbeitet seit einiger Zeit als virtuelle Assistentin und René hilft Menschen zurück zu Gesundheit und einer positiven Lebenseinstellung zu finden. Wir freuen uns sehr, wenn wir einigen Lesern helfen können! Nähere Infos sind zu finden unter:

www.freigeist-virtuelle-assistenz.de und www.leben-leichter-denken.de

Apropos Tank, wie viel habt ihr für die letzte Füllung bezahlt? (Literpreis/Land)

Unsere letzte Tankfüllung hat uns 949,20 Lei für 210 Liter gekostet. Man merkt wir sind wieder in Europa. Es wäre ein Traum, ständig wie im Iran zu tanken. 600 Toman pro Liter, das sind 15 cent, unschlagbar. Unser Tank fasst 380 Liter. Das hieße also voll tanken für gerade einmal 57 Euro. Einheimische würden dafür sogar nur 28,50 € bezahlen.

Wohin geht eure Reise in den kommenden Monaten? Wie sieht eure Route aus? 

Wir werden den Sommer vorwiegend in Deutschland verbringen. Neben der Zeit mit unseren Familien, sind Reparaturen am Auto zu machen und wir wollen ein paar Projekte anstossen. Wenn der Herbst Einzug hält, halten wir es wie die Zugvögel und werden gen Süden aufbrechen. Aktuell planen wir nach Portugal und Marokko zu reisen. Ob es im Frühjahr dann weiter nach Süden oder wieder nach Norden geht, wird sich zeigen. Es gibt noch so viele Ziele ….

Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Seid ihr dann immer noch „on the road“ oder vielleicht doch wieder sesshaft?

Unsere Idealvorstellung für die Zukunft wäre eine Basis zu haben, wo die Menschen unseres Herzens zu finden sind, wo unsere sieben Sachen stehen und von der wir aber auch jederzeit wieder losfahren können. Ein Ort der Rückzugsmöglichkeit ist und Vertrautheit bietet aber uns nicht dauerhaft bindet. Wir sind noch auf der Suche nach diesem Platz, denn neben den oben beschriebenen Punkten muss er uns zudem auch die Möglichkeit geben, unser Leben nach unseren Vorstellungen zu leben. Also fern ab von Zwängen und Regeln, die sich jemand für uns ausdenkt.

Wir danken der kleinen Familie für das spannende Interview und wünschen eine gute Weiterreise und stets genug Sprit im Tank.